KUTA – EIN ZUHAUSE, DAS SURFEN UND EIN SCHWERER ABSCHIED
2. Dezember 2019
UND ES WURDE STILL…
23. Mai 2020
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SULAWESI & SUMATRA – NEUE INSELN, ROBINSON CRUSOW UND PRIMATEN

Huuii..

Auch dieser Blog-Eintrag wurde lÀnger als geplant, aber entsprechend ereignisreich waren meine letzten Tage in Indonesien. Viel Spass Lesen, Lachen und Kommentieren.

Bye bye Kuta

Denise sass vermutlich bereits im Flieger als ich gerade in unser Apartment zurĂŒckkehrte, um noch ein letztes Mal durch unser Zimmer zu gleiten, ohne dabei emotional zu werden. Allein hier bleiben wollte ich nicht. Zu viele Erinnerungen stecken in diesen WĂ€nden, zu sehr erinnert mich hier alles and Denise. Mit meinem letzten Rundgang wollte ich nur sicherstellen, dass wir nichts liegen gelassen haben. Mutti Uyun hatte sich unter TrĂ€nen bereits von Denise verabschiedet. Mein Abschied stand noch bevor. Nach einer herzlichen Umarmung drĂŒckte ich ihr unseren SchlĂŒssel in die Hand, schenkte ihr noch ein letztes ehrliches LĂ€cheln und schloss damit das Kapitel «Kuta – our home for a month» ab.

FĂŒr meine letzte Woche in Kuta nistete ich mich in einem netten Homestay im Zentrum ein. Ich brauchte einige Tage fĂŒr mich. Ich wollte meinen Kopf frei bekommen, surfen und schliesslich meine Weiterreise planen. Zudem war es wieder an der Zeit einige KleidungsstĂŒcke auszusortieren und der Rest grĂŒndlich waschen zu lassen. Meine Akkus sollten geladen, einige BĂŒcherseite gelesen und schliesslich einen Blog-Post aufgesetzt werden.

Abenteuer Sulawesi

Im Norden von Indonesien befindet sich die Inselgruppierung Sulawesi. Eine Region die vom Massentourismus noch verschont ist. Sulawesi zĂ€hlt nicht zu den klassischen indonesischen Destinationen fĂŒr Pauschaltouristen. Zugegeben, die Reise durch Sulawesi war anstrengender und das Essen schĂ€rfer als auf Lombok, Bali oder Java, wo sich die Infrastruktur und die Essenskultur auf den Tourismus eingestellt hat. Aber ich suchte ja das Abenteuer und entsprechend gespannt war ich auch.

Manado, baah!

Mein Plan sah vor, dass ich Sulawesi von Manado im Norden bis runter nach Makassar im SĂŒden bereisen wĂŒrde. Dabei freute ich mich am meisten auf die Inselgruppierung der Togian Islands. Manado war eine durchschnittlich grosse aber ĂŒberdurchschnittlich hĂ€ssliche Stadt. Die hatte wirklich ĂŒberhaupt nichts Schönes an sich. Selbst der Hafen war einfach so richtig unspektakulĂ€r. Der Hauptgrund fĂŒr meinen Aufenthalt in Manado war der Tangkok Nationalpark und die Insel Bunaken, welche fĂŒrs Tauchen schön sein soll.

Scharfes Essen

Ich war auf einer neuen Insel und wollte das Essen hier probieren. Anscheinend sind die Gerichte in Sulawesi schĂ€rfer als auf den anderen Inseln. Ich ging also in ein einheimisches Lokal und bestellte mir klassisch und ohne Risiko ein Nasi Goreng – gebratener Reis mit GemĂŒse. Die Mutti aus der KĂŒche frage: «Spicy?» also scharf? Meine Antwort darauf: «Local spicy is ok». Also wie die Einheimischen halt. Sie versicherte sich noch kurz mit einem: «are you sure, it is very spicy you know ». Ich nochmals «yes yes no problem». Ich war mir scharfen Essen sowas von gewohnt, da konnte mich nichts mehr abschrecken, dachte ich mir. Sie servierte das Essen und erinnerte mich nochmals daran: «It’s spicy». «Yes, thank you» erwiderte ich.

Ich sparte mir das Sambal, also die Chilisauce, auf, weil ich doch erstmal probieren wollte, mit was ich es zu tun hatte. Ich setzte den Löffel an und stopfte mir eine viel zu grosse Portion Reis in den Mund. Kurz kauen und runter damit. Die schĂ€rfe liess nicht lange auf sich warten. Ja ok, leck mich am Arsch. Das ist scharf. Ach du scheisse ist das scharf. Junge, Junge, Junge! Ich legte die Schale mit dem Sambal etwas auf die Seite, spĂŒlte den intensiven Geschmack mit etwas Wasser runter. Kurz durchatmen und ran an die Schale. Ja, das Essen verlangte mir alles ab und ja das Essen war scharf. Aber sowohl ich, als auch die Mutti aus der KĂŒche waren froh, als ich die SchĂŒssel restlos auslöffelte. Der Gedanke an das Ausscheiden der Mahlzeit machte mir jedoch Angst.

Tangkok Nationalpark

Der Nationalpark war besonders fĂŒr die vom Aussterben bedrohten Schwarzkopf-Makaken und die wilden Koboldmakis (mitunter die kleinsten SĂ€ugetiere der Welt, welche wie kleine PokĂ©mon aussehen) bekannt. Die Schwarzkopf-Makaken waren in wilder Natur praktisch nur noch auf Sulawesi anzutreffen. Ich mietete mir einen Roller und meisterte die Strecke zum Nationalpark in gut zwei Stunden. Das Wetter versprach Regen und entsprechend leer war der Park auch. Mit dem Eintritt buchte ich mir einen Guide gleich mit. Die Koboldmakis in wilder Natur ohne Guide zu sichten, war schlicht unmöglich und diese sĂŒssen Dinger waren ja einer der HauptgrĂŒnde wieso ich ĂŒberhaupt den Park besuchte.

Ich nannte meinen Ranger Nico. Nico’s Englischkenntnisse waren gleichzusetzen mit meinem Bahasa (Indonesisch) – also praktisch gleich null. Wie alt der Wald war und welche Insekten hier zu finden sind und warum der Park Tangkok hiess, war mir im Prinzip egal. Ich gab Nico zu verstehen, dass mich die Koboldmakis und Schwarzkopf-Makaken interessieren wĂŒrden. Auch alles was mich töten könnte wie Schlangen, Krokodile und Giraffen schenkte ich meine Aufmerksamkeit. Nico gab mir ein LĂ€cheln und ein schiefer Blick. Ich glaub er hat meinen Witz mit dem Giraffen nicht verstanden, aber es hĂ€tte jetzt auch keinen Sinn gemacht den Witz irgendwie zu erklĂ€ren. Guter Start Oli.

Ranger Nico und die Koboldmakis

Nico war mit Flipflops unterwegs. Ich wusste nicht ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. Jedes Mal, wenn Nico abrupt anhielt, tat ich das gleiche. Ich regte mich nicht und hielt dabei immer die Luft an – keine Ahnung wieso. Nico hörte und guckte sich kurz um und lief dann weiter. Immerhin wusste Nico wo er suchen musste. Nach etwa einer Stunde laufen, fand er Papageie, sonstige farbige Vögel, lustige Insekten, ein niedliches Eulen-Paar und schliesslich die Koboldmakis. Diese nachtaktiven kleinen Affen mit den riesigen Augen sind einfach zu sĂŒss. Ich war happy.

Wir suchten noch eine weitere Stunde nach den Schwarzkopf-Makaken, ohne Erfolg. Ich glaube er versuchte mir zu sagen, dass die Affen sich aufgrund des Regens eher tiefer im Park aufhielten. Er hĂ€tte die Affen seit zwei Tagen nicht gesehen. Ansonsten wĂŒrde man den Affen praktisch jeden Tag begegnen. Ach egal, man kann nicht immer alles haben. Ich machte mich im strömenden Regen auf den RĂŒckweg ins Hostel, wo ich mir eine ordentliche Portion Nudeln gönnte. Ein erfolgreicher Tag.

Bunaken oder eben nicht

Von Manado aus war es ein Katzensprung nach Bunaken, eine Insel welche fĂŒrs Tauche bekannt ist. Jedoch hatte es wĂ€hrend meinem Aufenthalt in Manado ununterbrochen geregnet und dabei war es stets dicht bewölkt, so auch in Bunaken. WĂ€hrend dem Tauchen wĂ€re mir der Regen herzlich egal. Die fehlende Sonne war das Hauptproblem. Ohne Sonnenstrahlen sieht da unten alles fad und blass aus. Verzweifelt hatte ich meinen Aufenthalt in Manado um einen Tag verlĂ€ngert, um eventuell doch noch einen sonnigen Tag zu erhalten, leider ohne Erfolg. So sparte ich mir die Überfahrt und die anfallende kostspielige Insel-GebĂŒhr und verliess den Norden einen Tag frĂŒher als geplant. NĂ€chstes Halt: Togian Islands.

Gorontalo

Von Manado buchte ich mir einen gĂŒnstigen Bus nach Gorontalo. Dort mĂŒsste ich dann wohl oder ĂŒbel Übernachten, um am Folgetag die NachtfĂ€hre auf die Togian Islands zu nehmen. Mit dem Taxi-Roller erreichte ich den Busbahnhof in Manado innert KĂŒrze. Dort stand dann genau ein einziger Bus, mein Bus, und dieser wurde gerade gewartet. Mit gewartet meine ich nicht, dass der Ölstand geprĂŒft und das Scheibenwischwasser nachgefĂŒllt wird. Nein, nicht in Indonesien. Hier sieht die Wartung anders aus. Der Bus war schrĂ€g aufgebockt, zwei RĂ€der demontiert, der Fahrersitz ausgebaut und das Dröhnen des Winkelschleifers wurde von vielen, sehr vielen Funken begleitet. Ich wollte weder wissen, wieso die RĂ€der demontiert waren, noch wo gerade der Winkelschleifer angesetzt wurde.

Ungeduldig war ich nicht, da es bis zur geplanten Abfahrt noch gut drei Stunden dauern wĂŒrde. Also noch genĂŒgend Zeit die Seifenkiste wieder zusammenzubauen. So geschah es auch. PĂŒnktlich und mit allen vier Reifen an der Kiste, verliessen wir den Busbahnhof. Von Sekunde eins an dröhnte die Musik so laut aus den Lautsprechern, dass ich die Musik aus meinen Kopfhörern kaum noch hören konnte. Ich ersetzt meine Kopfhörer mir Ohrstöpsel, um mein Gehör bestmöglich zu schonen. Die zwölfstĂŒndige Fahrt war mit Abstand die holprigste Fahrt meiner bisherigen Weltreise. Obwohl es sich um einen Nachtbus handelte, war das Schlafen unmöglich. Fix und alle erreichte ich mein Hostel in Gorontalo morgens um drei Uhr. Schnell einchecken, schlafen und möglichst spĂ€t auschecken. Mir stand am nĂ€chsten Tag eine 13 stĂŒndige FĂ€hrenfahrt bevor, jiuhu!

Travelhack Yakult

Viel Reis und Bananen fĂŒhren nicht selten dazu, dass die Verdauung etwas mehr Zeit braucht, um die Kost zu verdauen. Auch scharfes Essen oder ungewöhnliches Essen generell, scheint lĂ€nger im Magen zu verweilen als mir lieb war. Ich entdeckte Yakult fĂŒr mich. Yakult ist ein probiotisches MilchgetrĂ€nk. Es fördert und reguliert die Verdauung und bewirkte in meinem Fall wahre Wunder. Yakult ist zudem in den meisten SupermĂ€rkten erhĂ€ltlich. Seit Kuta gönne ich mir regelmĂ€ssig das kleine Wundermittel.

Togian

Die Togian Islands, auch einfach Togians genannt, waren paradiesisch. Wie es der Name verrĂ€t handelt es sich um mehrere Inseln, die jeweils nur mit kleinen privaten Booten erreichbar waren. Mit Ausnahme der Hauptinsel Wakai, hatte man nirgends Empfang. Lediglich die richtig alten einfachen unzerstörbaren Mobiltelefone funktionierte ab und zu. Strom gab es zwischen 17:00 und 21:00 Uhr und das Essen bestand ausnahmslos aus Fisch und Reis in verschiedenen Variationen – jeden Tag. Ich wollte mehrere StrĂ€nde und mehrere Inseln besuchen und insgesamt etwa zehn Tage hier verweilen.

No Signal

Noch bevor ich die Hauptinsel Wakai in Richtung AlĂ© Beach verliess, schrieb ich Denise, dass ich vermutlich nicht mehr erreichbar sein wĂŒrde, was sich auch bestĂ€tigte. Trotz des fehlenden Empfangs schrieben wir uns tĂ€glich. Vom SĂŒssen «Good morning my dear…» ĂŒber die Erlebnisse und Ereignisse vom Tag bis hin zum letzten Gedanken vor dem Einschlafen zusammengefasst in einem « sleep tight sweetheart, I love you » wir blieben uns unserem tĂ€glichen Ritual treu. Alsbald ich dann Empfang haben wĂŒrde, könnte ich all die Nachrichten und Gedanken der vergangenen Tagen rĂŒckwirkend geniessen und Denise wĂŒrde all meine Geschichte und Gedanken erhalten. Ich freute mich auf jenen Moment.

Alé Beach

Meine erste Unterkunft hatte ich auf booking.com gefunden und die Bilder versprachen einen atemberaubenden Aufenthalt. Mir wurde nicht zu viel versprochen. Das Wasser war glasklar, die Wassertemperatur angenehm warm und das Unterwasserleben atemberaubend. Da das AlĂ© Beach von einem italienisch-indonesischen Paar gefĂŒhrt wurde, gab es zum FrĂŒhstĂŒck Cappuccino. Ich war ĂŒberglĂŒcklich. Ich verbrachte die Tage mit Schnorcheln, dem Austauschen von Geschichten mit den anderen GĂ€sten und dem Besuchen des Nachbardorfs Malenge.

Die einmalige Gayle

Die Mutti des «Resorts» hiess Gayle. Eine 61-jĂ€hrige Australierin, die ungelogen Ihr gesamtes Leben gereist ist. Gayle hatte so viele gute Geschichten zu erzĂ€hlen und jede einzelne dieser Geschichten wĂŒrde unsere Abenteuer in den Schatten stellen. Gayle war eine sehr entspannte und fröhliche Persönlichkeit. Sie besass aktuell einen Pass mit 80! Seiten und meinte, sie mĂŒsse diesen wohl bald wieder erneuern – natĂŒrlich weit vor dem Ablaufdatum.

Ich fragte sie nach ihrem eindrĂŒcklichsten Einreisestempel oder der besten Einreise-Geschichte, die sie erlebt hĂ€tte und da meinte sie prompt: «Oh, that would be Nepal. Yeah yeah Nepal was very special». Die kurze Geschichte dahinter: Gayle hat fĂŒr Nepal das Visa mit der Nummer neun erhalten! Gayle war also tatsĂ€chlich die neunte Reisende die Nepal offiziell als Touristin betrat. Unfassbar! Als Nepal die Tore öffnete war Sie gerade im Norden von Indien. Nepal klingt nach einem Abenteuer also los, dachte sie sich. An der Grenze wurde sie mit Tee und Blumen begrĂŒsst. Einmalig. Die Geschichte erzĂ€hlte sie gerne. Das wĂ€re mal eine Idee fĂŒr den Erhalt eines Visums. Davon könnte sich der Herr von der Imigrasi in Bali eine fette Scheibe abschneiden.

Die Unterwasserwelt

Das Tauchen war ĂŒberall gleich, ohne dabei langweilig gewesen zu sein – im Gegenteil. Die korallen waren gross, farbig und lebendig. Die Fische waren aktiv, in allen Grössen vorhanden und sehr neugierig. Blaue Seesterne, gelbe Korallen, grosse Nemos, lange Barrakudas, dicke DrĂŒckerfische und schwarzweisse Seeschlangen. Es hatte von allem etwas.  DafĂŒr musste man auch nicht mit dem Boot raus, um die schönsten Schnorchel Spots zu finden. Sie waren vom Strand aus zugĂ€nglich.

Malenge Village und die Schwarzkopf-Makaken

Wir besuchten Malenge, ein mittelgrosses Fischerdorf, welches unter den umliegenden Inseln und Fischern als Umschlagort und Handelsplatz genutzt wird. Wir besuchten es lediglich aus Neugier und um kleine Snacks zu kaufen. Als wir durchs Dorf schlenderten, begleiteten uns die Dorfkinder vom Moment als wir einen Fuss auf den Steg setzten. Touristen waren eine willkommene Attraktion. Sie nahmen uns an der Hand und fĂŒhrten uns herum. Sie wollten unbedingt fotografiert werden, mit oder ohne uns auf dem Bild. Wir erfĂŒllten ihnen diesen Wunsch nur zu gerne. WĂ€hrend dem ganzen Rumblödeln, Rumschwingen und Fotografierten tauchten plötzlich zwei sehr junge Schwarzkopf-Makaken aus einem der HĂŒtten auf. Ich war baff. Hatte ich diese noch im Nationalpark verpasst erscheinen sie hier. Was machen die hier ĂŒberhaupt?

Der Besitzer der HĂŒtte kam raus und erklĂ€rte mir, dass die Affen auf ganz Sulawesi anzutreffen sind, aber die grösste Population ist schon im Nationalpark bei Manado. Die beiden Babys habe er in der NĂ€he gefunden, eingekesselt von einem wilden Hund. Die Affen waren noch zu klein, um zu fliehen. Deren Mutter hat er leider nicht gesehen oder gehört, auch an den folgenden Tagen nicht. Er entschied sich gegen das Freisetzt und zieht die Affen nun selbststĂ€ndig gross. Ich glaub ihm die Geschichte mal. Was will man sonst mit zwei kleinen Affen auf einer sonst touristenleeren Insel wo sich alles um die Fischerei dreht. Wir verliessen das Fischerdorf Malenge und glitten wĂ€hrend Anbruch des Sonnenuntergangs langsam Richtung AlĂ© Beach zurĂŒck.

Pulau Papan Bridge

Am nĂ€chsten Tag tuckerten wir nach Pulau Papan. Einem anderen kleinen Dörfchen, dass aufgrund seiner langen BrĂŒcke bereits Bekanntheit erlangt hat. Die BrĂŒcke verbindet zwei Inseln und ermöglicht es den Kindern der einen Insel in die Schule, welche sich eben auf der anderen Insel befindet, zu gehen. Pulau Papan ist immer noch ein Fischerdorf, aber besitzt bereits ein Homestay, welches vom Dorfoberhaupt gefĂŒhrt wird. Am Ende des Dorfes sind bereits die ersten Bauarbeiten fĂŒr Ressort-Bungalows zu erkennen. Auch hier wird also schon bald der Massentourismus Einzug erhalten.

Harmony Bay

Es war an der Zeit das nĂ€chste «Ressort» zu besuchen. Vom AlĂ© Beach sprang ich auf ein Boot, welches mich in der Harmony Bay absetzen wĂŒrde. Die Harmony Bay, was zugleich der Name des Ressorts war, lag preislich knapp ĂŒber meinem Budget. GemĂ€ss einem niederlĂ€ndischen PĂ€rchen, welches ich im AlĂ© Beach kennengelernt habe, sei es jeden Cent wert. Ich muss dabei erwĂ€hnen, dass man sĂ€mtliche UnterkĂŒnfte immer mit drei Mahlzeiten, also als Vollpension bucht, da man sich schlicht nur im eigenen Haus verpflegen kann. Restaurant oder andere Resorts sind meist nur mit einem Boot zugĂ€nglich und auch dann verfĂŒgen Sie ĂŒber keine MenĂŒkarte und kochen ausschliesslich fĂŒr Ihre GĂ€ste. Und rate mal was zu 90% serviert wir? Genau, Fisch und Reis.

Ich hatte nach dem AlĂ© Beach nichts gebucht und da das Internet nicht funktionierte, schien mir die Harmony Bay eine akzeptable Alternative zu sein. Die Harmony Bay war schön. Zwar ziemlich eindeutig auf PĂ€rchen ausgelegt aber sonnenbaden, schnorcheln und entspannen konnte ich auch gut allein. Beim Essen wurde versucht man etwas Abwechslung in den Reis und Fisch Alltag zu bekommen. Pfannkuchen oder MĂŒesli zum FrĂŒhstĂŒck, KokosnĂŒsse als Snack und auch mal Pasta oder Curry zum Abendessen waren sehr willkommen.

Kadidiri und die Quallen

Die Insel Kadidiri wurde mir von mehreren Reisenden empfohlen und glĂŒcklicherweise gab es eine Bucht mit mehreren UnterkĂŒnften. Ich checkte in den gĂŒnstigsten Bungalow ein. Hier war alles wieder einfacher, aber ich gab mich ja bereits mit einem Bett, einer Dusche und Trinkwasser zufrieden. Auf Kadidiri investierte ich wieder mehr Zeit ins Lesen und unternahm einen Ausflug zum «Stingless Jellyfish Lake». Ein salzhaltiger See mit Quallen, die nicht stechen – klingt doch spannend. Der Name hielt was er versprach und so schwamm ich unglaublich nahe an die Quallen heran, ohne diese jedoch zu berĂŒhren. Die Quallen waren faszinierend und wirkten auf mich wie aus einem Science-Fiction Film.

Letzter Halt – Sunset Beach

Mein vierter und letzter Aufenthalt war am Sunset Beach, wieder mit gleichnamigem Resort. Der Name war wohlverdient, denn die SonnenuntergĂ€nge waren magisch. Geleitet wurde es von einer freundlichen und zuvorkommenden Russin, welche sich ebenfalls praktisch ununterbrochen auf Reisen befindet. Nebst der EigentĂŒmerin gab es noch die Köchin/Putzfrau, sowie dessen Ehemann, der KapitĂ€n des Bootes. Jedes Resort hatte sein eigenes Boot mit KapitĂ€n, um die EinkĂ€ufe zu tĂ€tigen, die GĂ€ste von einem anderen Resort abzuholen oder um TagesausflĂŒge anbieten zu können.

Eines Morgens sagte mir die EigentĂŒmerin, dass Sie auf die Hauptinsel mĂŒsse, um EinkĂ€ufe zu tĂ€tigen und AbklĂ€rungen zu treffen. Die Köchin mĂŒsse dabei mitgehen, um beim Tragen zu helfen und der KapitĂ€n mĂŒsse das Boot im Hafen warten lassen. Ich sei also fĂŒr die nĂ€chsten Stunden auf mich allein gestellt. Ob dies ein Problem sei, frage sie mich noch: « no worries, I will be fine » antwortete ich mir mit grösstmöglichem Grinsen auf meinem Gesicht.

Robinson Crusoe

Ich war also allein auf einer Insel. Niemand der mich sehen oder hören konnte. Auch die vorbeifahrenden Boote waren richtig weit weg. Ist ja klar was man in so einem Fall als allererstes macht?! Genau, splitterfasernackt ausziehen und umherrennen. Auch einfach mal am Strand stehen bleiben und drauflos schreien. Das beste GefĂŒhl ĂŒberhaupt. Wann hat man in seinem Leben denn schon die Gelegenheit dazu. Ok, das wĂ€re abgehackt, was nun? Ich zog mir eine Badehose an, keine Ahnung wieso, und setzte mir zum Ziel eine Kokosnuss von der Palme zu holen. Ich wollte das Kokosnuss-Wasser trinken und das Kokosnuss-Fleisch essen. Gesagt getan. Klettern wollte nicht, denn die Palmen mit den reifen NĂŒssen waren verdammt hoch und ich dann doch allein auf einer Insel ohne Hilfe – nur falls doch etwas passieren wĂŒrde.

So organisierte ich mir aus dem Dschungel einen richtig robusten Bambus-Pfahl, so gute sieben Meter lang. Ich fokussierte mich auf eine richtig fette Kokosnuss und fing an diese zu bearbeiten. Drehen, rĂŒtteln und schlagen. Zwischendurch schmiss ich eine kleinere Kokosnuss nach der grossen, erfolglos. Kurze Pause. Ich beschrĂ€nkte mich auf das Abdrehen der Nuss und nach gefĂŒhlten 20 weiteren Minuten war es vollbracht. Die Kokosnuss schlug auf den sandigen Boden ein. Das Öffnen der Kokosnuss meisterte ich mit meinem Schweizer-Taschenmesser. Dabei wollte ich die Nuss nicht nur öffnen, sondern von der AussenhĂŒlle befreien und schliesslich ein Loch schön oben mittig in der Spitze der Nuss haben. So weit so gut.

Beim Öffnen wollte ich die Nuss bestmöglich schön in zwei HĂ€lften zerlegen. Das funktionierte ganz ok. Ich war mit meiner Arbeit zufrieden. Nach einer weitere Entdeckungstour durch den Dschungel und einer weiteren Schwimmeinlage, war es an der Zeit den Sonnenuntergang in aller Ruhe zu geniessen, bevor das Boot zurĂŒckkehrte und ich wieder in Gesellschaft war.

Weiterreise

Nach einigen wunderschönen Tagen auf den Inseln, war es an der Zeit nach Tana Toraja weiterzuziehen. Mit der FĂ€hre nach Ampana ans Festland und von dort ĂŒber Tentena direkt in die mystische Stadt mit dem bizarren Totenkult.

Tana Toraja und der Totenkult

AnfĂ€nglich war ich mir nicht sicher, ob ich die Stadt wirklich besuchen sollte, aber irgendwie wollte ich mir diese geschichtstrĂ€chtige und einzigartige Stadt dann doch nicht entgehen lassen. Ich versuche mal deren Brauch in eigenen Worten zu fassen. In Tana Toraja werden die verstorbenen Familienmitglieder einbalsamiert und in einem dafĂŒr vorgesehenen Zimmer gehalten, bis die Familie genĂŒgend Geld fĂŒr die Beisetzung zusammengespart hat.

Die HĂ€user sehen aus symbolischen GrĂŒnden aus wie Schiffe und sind an sich sehenswert. Man glaubt, dass die Tote in jenen Schiffen von WasserbĂŒffeln ins Jenseits begleitet werden. Auch sind es die BĂŒffel, welche die Himmelstore öffnen können. Je mehr oder grösser die BĂŒffel, desto schneller wird das Familienmitglied in den Himmel gefĂŒhrt. Seltene Albino-WasserbĂŒffel beschleunigen die Fahrt nochmals.

Die Toten werden fĂŒr die Zeremonie neu eingekleidet, um nochmals feierlich fotografiert zu werden. Je angesehener das Familienmitglied war, desto grösser muss die Zeremonie ausfallen. Eine grosse Zeremonie kann daher fĂŒnf, sechs oder sieben Tage andauern. Um auf die WasserbĂŒffel zu sprechen zu kommen, diese werden wĂ€hrend der Zeremonie geopfert, also geschlachtet. Bei einer kleinen Zeremonie sind es vielleicht so 15 WasserbĂŒffel bei einer pompösen Beisetzung werden auch mal 120 WasserbĂŒffel und unzĂ€hligen Schweinen geschlachtet! Der Sarg besitzt ebenfalls eine spezielle Form und je nach Status des Verstorbenen erhĂ€lt er auch eine geschnitzte Holzfigur von sich, welche seine Grabkammer oder seinen Sarg beschĂŒtzt. Soviel zum geschichtlichen Teil und wie es mir erzĂ€hlt wurde.

Zeremonie

Ich durfte an einer grossen Zeremonie teilnehmen. Der Sohn des Hostelbesitzers, James, war so nett und fĂŒhrte mich mit dem Roller an ein solches Fest.
Kurze Zwischenbemerkung: Ich weiss nun wieso die Indonesier, im Gegensatz zu den anderen asiatischen LÀndern, wÀhrend dem Rollerfahren hÀufig einen Helm aufsetzten. Damit sie sich das Telefon zwischen Helm und Ohr klemmen und so wÀhrend der Fahrt telefonieren können. Wieso eigentlich nicht.
ZurĂŒck zur Zeremonie. Es war der zweite Festtag dieser riesigen Zeremonie. An diesem Tag wurden alle Art von GĂ€sten willkommen geheissen, also auch Touristen. Die grosse Schlachterei passierte am Folgetag und ohne mich.

Auf mein vieles Fragen hin, hat mich James wie folgt aufgeklĂ€rt. Jene WasserbĂŒffel, welche nicht wĂ€hrend der Zeremonie verzehrt werden, werden an die umliegenden Dörfer, Schulen, SpitĂ€ler und MĂ€rkte gespendet. An sich ja gut, meint auch James, aber die Kosten der WasserbĂŒffel und der gesamten Zeremonie sind horrend. Ein normaler WasserbĂŒffel kostet umgerechnet etwa CHF 8000.—. FĂŒr einen grossen Albino-WasserbĂŒffel werden schon mal CHF 50’000.— fĂ€llig. James sagt dabei auch, dass er eigentlich keine Lust hat, sein gesamtes Leben nur dafĂŒr zu arbeiten, um die Zeremonie seiner Eltern und engster Verwandten mitfinanzieren zu können. Es respektiert seine Herkunft und seine Kultur sehr, aber eventuell sollten einige Anpassungen der GebrĂ€uche vorgenommen werden.

Auch die BĂŒffel tun ihm manchmal leid. Er meint zwar, dass jene BĂŒffel nicht fĂŒr die Arbeit genutzt werden dĂŒrften, da sie heilig sind und somit ein schönes Leben geniessen. Da aber die Anzahl und Grösse der BĂŒffel lediglich etwas mit Prestige zu tun hat, sei es doch zwiespĂ€ltig und wĂŒrde durch das grosszĂŒgige Spenden des BĂŒffelfleisches auch nicht wett gemacht werden. Die doch sehr veralteten Rituale sind darauf zurĂŒckzufĂŒhren, dass Tana Toraja erst vor wenigen Jahrzenten der Öffentlichkeit zugĂ€nglich gemacht wurde und umgekehrt, meinte James.

Die Umgebung

Tana Toraja ist nicht ganz so klein wie ich es vermutete. Viele der SehenswĂŒrdigkeiten besuchte ich zu Fuss. Ich hatte die Distanzen etwas unterschĂ€tzt und aus einem gemĂŒtlichen Tagesausflug wurde eine Tageswanderung. Ich genoss die Umgebung, sprach hier und da mit den Einheimischen und wurde auch zu einem Kaffee eingeladen, einfach so. Die Umgebung war nett, friedlich und ruhig. Bis auf die speziellen HĂ€user, verwies nichts auf den altertĂŒmlichen Gebrauch in dieser Gegend hin. Ich konnte Tana Toraja ruhigen Gewissens abhaken und mich mit dem Nachtbus am nĂ€chsten Tag in Richtung Makassar begeben, wo ich schliesslich einen Flug nach Sumatra antreten wollte.

Sumatra und die Primanten

Meine letzten drei vollen Tage in Indonesien neigten sich dem Ende zu und ich wollte die wertvolle Zeit nicht ungenutzt lassen. Sumatra war gross, aber ich hatte genau ein Ziel im Auge, den Gunung Leuser Nationalpark bei Bukit Lawang. In diesem Park gab es vieles zu sehen, aber ich reist wegen den Hauptdarstellern dorthin: Den Orang-Utans. Der Gunung Leuser Nationalpark war einer der letzten Parks weltweit, in welchem sowohl semiwilde aber hauptsÀchlich wilde Orang-Utans leben!

Von Makassar nach Bukit Lawang

Die Anreise von Makassar nach Bukit Lawang war eine Zangengeburt. Allein das Vorhaben an einem Tag von Makassar nach Bukit Lawang zu gelangen, war ein Abenteuer. Der Flug von Makassar nach Medan verlief reibungslos. Die mehrstĂŒndige Busfahrt vom Flughafen durch die Grossstadt Medan nach Binjai war nicht aussergewöhnlich spektakulĂ€r. Nun drĂ€ngte aber die Zeit. Es war bereits 18:00 und nach Bukit Lawang fuhren nur kleine klapprige Minivans bis etwa 18:15. Der Abfahrtsort der Vans war etwas versteckt. Ein netter Tuktuk-Fahrer nahm mich mit und fuhr mich zur gewĂŒnschten «Station». Dort wartete der letzte Bus, der lediglich noch dort Stand, weil er, wie so ĂŒblich, verspĂ€tet unterwegs war. Nur noch eine Fahrt und ich wĂ€re in Bukit Lawang. Das Problem, welches mir bereits im Vorfeld bekannt war, war die Taxi-Mafia.

Taxi Mafia

Da Bukit Lawang ein touristischer Ort ist, dachte sich wohl jemand, dies zu seinen Gunsten zu nutzen und ein GeschĂ€ft daraus zu machen. Bah, da könnte ich mich in Rage schreiben. Konkret, diese Kriminellen verlangen von Touristen das mehrfache der normalen Fahrkosten, bezahlen den Fahrer des Minivans die ĂŒblichen Fahrkosten und behalten den Rest fĂŒr sich. Normalerweise bezahlt man den Fahrer, aber genau dies wurde verhindert. So richtige Huhrensöhne. Die Taxifahrer sind natĂŒrlich eingeschĂŒchtert und tun nichts dagegen, wieso auch. Sie kriegen ja ihr Geld und wollen sicherlich kein Problem mit der Bande.

Ich wusste, dass die eigentliche Fahrt umgerechnet CHF 2,50 kostet. Sie wollten aber CHF 12,50. Nun kann einer denken, dass es sich lediglich um CHF10.— handelt. In Indonesien sind das aber ganze sechs Mahlzeiten, also so gesehen eine Menge Geld. Ich weigerte mich den Betrag zu zahlen und stieg in den Bus ein. Noch bevor ich meinen Rucksack drin hatte, griff mich ein Typ, wohl das grösste aller Arschlöcher, am Arm uns sagte: «you pay now or you stay here».

Der Typ war sowohl kleiner, als auch schmaler als ich und zudem hĂ€sslich wie ein SchirmstĂ€nder. Er trug eine offensichtlich zu grosse schusssichere Weste und hatte zu viel Parfum aufgetragen. Ich war einfach nur mĂŒde und wollte endlich ankommen, also gab ich nach und sparte mir jegliche despektierliche Äusserung. Wir einigten uns auf CHF 7.50, ich hatten die letztmögliche Fahrgelegenheit nach Bukit Lawang und sie wieder einen Touristen mehr abgezogen. Alle waren Happy.

Homestay vom Ranger

WĂ€hrend der Fahrt textete ich meinem Homestay, dass ich auf dem Weg sei. Freundlicherweise schickte der Besitzer gleich seinen Nachbarn an die Bushaltestelle. Ich wurde also herzlich empfangen und mit dem Motorrad direkt zum Homestay gefahren – kostenlos. Im Hostel lernte ich gleich die Familie kennen, wobei der Hausherr zugleich auch ein Parkranger war – einer der Besten! Ohne Begleitung durfte man ohnehin nicht in den Nationalpark. Zu gefĂ€hrlich war der Mensch fĂŒr die Natur, nicht etwa umgekehrt.

Putra hiess der gute Mann, der mir sowohl ein Dach ĂŒber dem Kopf sicherte, als auch den Park zeigen wĂŒrde. Putra strahlte vor Lebensfreude, wuchs direkt neben dem Nationalpark auf und war einer der erfahrensten Guides in Bukit Lawang. Jeder kannte Putra und Putra kannte jeden. Putra behandelte den Nationalpark wie eines seiner Kinder und er wollte mir die bestmögliche Erfahrung bieten, ohne dabei etwas garantieren zu können. Ich liess ihn wissen, dass ich wegen den Orang-Utans da wĂ€re, aber ich es ihm ĂŒberlassen wĂŒrde, wie und wo wir durch den Park streifen. Ich sei fit und fĂŒr jeden Spass zu haben.

Bobby der King

Der grosse Tag war da und trotz der begonnenen Regensaison waren nur wenige dĂŒnne Wolken am Himmel zu sehen. Putra, gut gelaunt wie immer, klĂ€rte mich kurz ĂŒber das wichtigste auf, bevor wir uns in einem zĂŒgigen Tempo in Richtung Park bewegten. Putra war zwar nur etwa 1,55m gross, aber der Mann hatte Beine wie ein Radfahrer und eine Kondition wie ein Triathlet. Oli, das wird kein Spaziergang im Park, sondern ein OL auf Olympia-Niveau – aber ich war so was von bereit fĂŒr das Abenteuer.

Putra kannte den Park zu gut. Je lĂ€nger wir durch den Dschungel marschierten, desto unruhiger wurde Putra. Wir sahen, den coolen Thomas Leaf Affen, der wegen seiner Frisur auch Punky Monkey genannt wird, weisse Gibbons welche einen saugeilen Schrei von sich geben, etwa 3cm grosse Riesenameisen, Schmetterlinge in allen Farben und plötzlich der König des Parks höchstpersönlich – einen riesigen mĂ€nnlichen Orang-Utan. Putra strahlte ĂŒbers ganze Gesicht. “We are so lucky. That is a wild and huge male orang-utan. The biggest one I have seen for a long time”. Putra kannte jeden semiwilden Orang-Utan beim Namen. Dieser war keiner von Ihnen. Wir bestaunten den Orang-Utan fĂŒr etwa 20 Minuten. Es gesellten sich andere Ranger mit Touristen dazu und allesamt waren wir ruhig, sprachen kaum ein Wort und staunten.

Der Primate oben im Baum erhielt von mir den Namen Bobby. Ich habe Bobby direkt in die Augen geschaut und er erwiderte meinen Blick. VerblĂŒfft ĂŒber die GesichtszĂŒge, die Mimik und Gestik vergass ich beinahe Bobby abzulichten. Das leichte Grinsen und der neugierige Blick waren so unglaublich menschenĂ€hnlich, dass ich GĂ€nsehaut bekam. Bobby hangelte sich weiter und verschwand innert KĂŒrze im dichten Dschungel. FĂŒr genau jene Momente reise ich – GĂ€nsehautmomente.

FĂŒttern verboten

Wir schlichen weiter durch den Dschungel und trafen nach kurzer Zeit auf einen weiblichen Orang-Utan. Diese war nicht halb so gross wie Bobby aber hangelte elegant durch die BĂ€ume, immer auf der Suche nach Futter. Nach kurzem beobachten gingen wir auch weiter. Ich war bereits ĂŒberglĂŒcklich. Wir gönnten uns einige FrĂŒchte als Snack. Anschliessend vergruben wir die ĂŒbriggebliebenen FrĂŒchte und Schalen. Der Grund, sowohl die semiwilden aber besonders die wilden Affen dĂŒrfen nicht gefĂŒttert werden. Dazu zĂ€hlt auch das Hinterlassen von FrĂŒchten. Ich war erfreut zu sehen, wie sehr die wilde Natur hier berĂŒcksichtig wird. Nach etwa einer weiteren Stunde und unzĂ€hligen gesichteten KĂ€fern, Vögel und anderen Dschungelbewohnern trafen wir auf Mina.

Die weltbekannte Mina

Putra hielt plötzlich an und schaute sich um. «Don’t move Oli, stay right there. This is Mina». Ok, dachte ich mir und blieb wie angewurzelt stehen. Ich lĂ€chelte als der Orang-Utan auf uns zu kam. Putra wurde nervös. Mina streckte die Hand aus und Putra reichte ihr Bananen. Eine nach der anderen. Ich dachte so: Was? Warum fĂŒtterst du jetzt diese Mina? Dann meinte Purtra: «ok, she has a good day. And there is her baby. Feel free to take pictures from her”. So lichtete ich Mina mit dem Baby ab. SĂŒss die beiden, dachte ich mir.

Nun zu der Geschichte hinter Mina. Mina war eines der ersten semiwilden Orang-Utans, welche im Nationalpark freigesetzt wurde. Mina hatte eine aggressive Art, welche auf ihre traumatische Kindheit zurĂŒckzufĂŒhren ist. Man versuchte Mina bestmöglich zu rehabilitieren, aber auch Orang-Utans sind intelligente Wesen und vergessen nicht. Darum hat Mina eine Abneigung gegen Menschen. Eines Tages griff sie einen Ranger an, wonach der Ranger sie mit einem Schlag ins Gesicht in die Flucht trieb. Eine traurige Geschichte. Minas Narbe im Gesicht ist heute noch sichtbar.

Mina kann in der Wildnis ĂŒberleben, keine Frage. Aber die Rangers haben sich dazu entschieden Mina zu fĂŒttern sobald sie aufkreuzt, um sie zu beruhigen. Wenn möglich versucht man sie zu umgehen. Die Ranger wollen sie auf keinen Fall mit Futter anlocken. Die Situation ist unbefriedigend, dass wissen auch die Ranger. Denn das Baby wĂ€chst so ja halbwild auf. Aber man wollte Mina nicht mehr schlagen mĂŒssen oder sie gar einschlĂ€fern. Ich lernte also die berĂŒhmte Mina kennen, bevor wir uns auf den RĂŒckweg begaben. Den RĂŒckweg bezwangen wir mit Hilfe eines selbstgebauten Gummiflosses. Das Rafting war der perfekter Abschluss eines sehr gelungen Tages.

Danke Indonesien

Es war an der Zeit Indonesien zu verlassen. Indonesien hat mich auf so viele Arten bereichert. Ich konnte einige Punkte von meiner Bucket-Liste streichen, lernte neues Essen, andere Kulturen, das Surfen, neue Freunde und die atemberaubendste Persönlichkeit meines bisherigen Lebens kennen – Denise. Dieses Land wird immer ein Ehrenplatz in meinem Herzen halten. Indonesien, ich komme wieder. NĂ€chster Halt: Philippinen!

2 Comments

  1. Suter Fabienne sagt:

    Wahnsinn … ! Toll… und schön hesch d MINA o troffĂ€ :D:D
    Freue mi uf d Brichte ĂŒber d Philippine – Mitti April geits fĂŒr mi o ab uf Manila 😀
    Liebi GrĂŒess
    Fabi

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