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Ein neuer Kontinent, ein holpriger Start und ein Projekt

Durchschnittliche Lesedauer: 24 Minuten

Einleitung

Australien also. Ein Land, das einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Ich werde meine Geschichten in mehrere Beiträge aufteilen. In diesem ersten Beitrag werde ich über amüsante Kleinigkeiten, dem unglücklichen Start und schließlich über mein kleines Projekt schreiben. Viel Spaß beim Lesen.

Typisch Australien

Während meiner Reisen fallen mir immer wieder Kleinigkeiten auf. Nicht selten verliere ich mich in Details, oft in scheinbar unwichtigen Geringfügigkeiten, die jedoch meinen Gesamteindruck des Landes beeinflussen. Hier sind einige interessante Fakten rund um das Thema Einkauf und mehr.

Vorweg: Ein Australischer Dollar entsprach etwa 60 Schweizer Rappen.

Einkauf und Service

Die Preise für Grundnahrungsmittel im Supermarkt sind oft gerundet. Brot kostet beispielsweise 6$, Cerealien 10$ und Kaffee 22$.

An der Kasse wird der Endpreis aufgerundet, im Vergleich zur Schweiz, wo üblicherweise auf 5 Rappen abgerundet wird.

Eine weitere Besonderheit: Bei Kartenzahlungen werden die Kartengebühren dem Kunden in Rechnung gestellt.

Ein weiterer Unterschied ist, dass auf Produkten oft der fettfreie Anteil angegeben wird. In der Schweiz sind die Fettanteile geläufig. Zum Beispiel ist Joghurt mit „98% fat free“ anstelle von „Joghurt mit 2% Fettanteil“ gekennzeichnet.

Es gibt auch die Eigenart, dass größere Mengen eines Produkts pro 100 Gramm teilweise mehr kosten als die kleinere Version. Ein Kilogramm Joghurt kostet 10$, während 500 Gramm nur 4,50$ kosten. Daher greift man oft zu 2×500 Gramm und spart dabei einen Dollar.

Um die manchmal lange Anfahrt zum Supermarkt zu vermeiden, kaufen Australier in großen Mengen ein. Das bedeutet beispielsweise 12lt Milch, ein Vielfaches von 24-Pack Bier, 4kg Butter, 2-5kg Fleisch, 9lt Orangensaft, 30 Eier usw.

Die Auswahl an glutenfreien Produkten und Ähnlichem ist größer als in der Schweiz, jedoch können die Preise schmerzhaft hoch sein. Ein Beispiel dafür war ein 470gr glutenfreies Toastbrot, das 8,21$ kostet (Aktion!). Zum Glück gibt es an manchen Orten ein Aldi.

Ein weiteres Beispiel aus dem Zentrum von Melbourne: Ein Croissant kostet hier zwischen 5 und 8$, während ein Kaffee im Coffee-Shop problemlos 5-10$ erreichen kann. Kaffee & Gipfeli 15$ ahoi!

Salate To-Go enthalten kein Besteck. Hier wird „To-Go“ als „Take-Away“ bezeichnet.

An Feiertagen kommt in der Regel 15% auf den Endpreis hinzu und auch hier werden die Gebühren bei Kartenzahlung dem Kunden in Rechnung gestellt.

Sonstiges

Australier:innen zeichnen sich durch ihre unglaubliche Hilfsbereitschaft und Offenheit aus – wirklich alle. Hier könnten wir verschlossenen und misstrauischen Nordeuropäer uns eine dicke Scheibe abschneiden.

Interessanterweise findet man Bier oft in einem separaten Kühllagerraum. Australier trinken Unmengen an Alkohol. Ist eine reine Observation.

Eine Rolle Aluminiumfolie misst gerne auch mal 150 Meter.

Bestellst du im Restaurant eine 1/2 Portion, erhält du tatsächlich die Hälfte der normalen Portion und zahlst in der Regel auch genau die Hälfte.

Auf nahezu jedem erdenklichen Produkt steht entweder „Proudly made in Australia“ oder wie viel Prozent des Produkts australischer Herkunft ist. Man spürt einen dezenten Chauvinismus bei den Australiern.

An der Kasse oder im Restaurant wurde ich wiederholt mit „Sweetheart“ oder „Darling“ angesprochen. Das wird als herzliche Begrüßung verstanden, nicht als Flirt.

Trinkgeld ist nicht zwingend erforderlich, aber immer willkommen. 10% gelten als angemessen.

In Australien gibt es die Angewohnheit, Dinge umzubenennen. Burger King ist „Hungry Jacks,“ McDonald’s wird „Makkas“ genannt und das Drive-In heißt hier zu Recht „Drive-Through.“

Die Australier haben eine Vorliebe dafür, Wörter abzukürzen oder umzuwandeln. So wird aus „Breakfast“ gerne „Brekki,“ aus „Gasoline-Station“ wird „Servo,“ „Chicken“ sind „Chucks,“ ein BBQ-Grill (- Anlass) wird „Barbie“ genannt, „Flipflops“ werden zu „Thongs,“ „Mosquitos“ zu „Mozzies,“ und aus einem schlichten „Yes“ wird gerne ein ausführliches „yeah-nah-yeah mate.“

Sydney

Mein Flug von Siargao nach Sydney führte über Manila, die Hauptstadt der Philippinen. Rückblickend war es wohl der hässlichste Flughafen, den ich bisher besucht habe – anstrengend, unlogisch und unfreundlich.

Ich war noch nie so angespannt, in ein Land einzureisen, wie bei Australien. Ich kannte die TV-Sendung „Border Patrol Australia“ und wusste, wie penibel die Einreisebehörden in Australien angeblich sein können. Die Passkontrolle verlief reibungslos und elektronisch. Einige Meter weiter, am Gepäckförderband, standen die Einreisepolizisten. Mit scharfem Blick schlichen sie um uns müden Reisenden herum. In meiner üblichen Art lächelte ich die Polizei an und prompt wurde ich gebeten, meinen Reisepass vorzuzeigen. Nach einem kurzen Gespräch und einem halben Liter Schweiß und Blut war mir der Weg gezeigt, den ich nehmen sollte. Von da an verlief alles reibungslos.

Autokauf 1.0

Mein Aufenthalt in Sydney hatte einen klaren Zweck: ein Auto kaufen, das uns in den kommenden Tausenden von Kilometern durch Australien begleiten sollte. Innerhalb der nächsten 48 Stunden hatte ich drei Termine vereinbart, der erste direkt am Tag meiner Ankunft. Doch noch vor dem ersten Termin, eilte ich zum Sydney Opera House, um es von meiner Liste abzuhaken. Ich verbrachte höchstens 5 Minuten dort, bevor ich mich beeilte, um rechtzeitig zu meinem Termin zu gelangen.

Eine kurze Bahnfahrt später stand ich vor dem Auto, das ein netter kleiner Bus war. Zwar quietschten die Bremsen, der Servo-Riemen war etwas spröde und die Seitentür ließ sich nicht immer öffnen, aber ansonsten schien alles in Ordnung. Dieses Auto war mein Plan B, meine zweite Wahl.

Am nächsten Tag erhielt ich eine Absage für meinen zweiten Termin und konnte spontan zu meinem vorerst letzten Besichtigungstermin eilen. Die Verkäuferin war die Schwester der eigentlichen Besitzerin, die sich bereits wieder in Deutschland befand. Das angebotene Fahrzeug war ein Mercedes Bus, frisch geprüft und mit akzeptabler Kilometerleistung und Klimaanlage. Es fuhr gut, aber hatte einige hässliche Deko-Sticker. Ein kleiner Steinschlag in der Scheibe und das Beifahrerfenster klemmte ab und zu, aber alles in allem akzeptabel. Nach einer Probefahrt und einem zweiten Blick unter die Haube entschied ich mich für dieses Auto. Der Vertrag wurde aufgesetzt, das Geld überwiesen und die Schlüssel überreicht – die Sache schien erledigt.

Ich fuhr sofort zur Zulassungsstelle und ließ das Auto auf meinen Namen umschreiben. Nach dem Ausfüllen zahlreicher Formulare und einer erneuten Identitätskontrolle war es vollbracht – das Auto gehörte offiziell uns. Ich informierte Denise, dass alles geklappt hatte und wir nun im Besitz eines fahrtüchtigen Fahrzeugs waren. Die Nacht verbrachte ich in Sydney und machte mich am nächsten Morgen früh auf den Weg zu Denise, die mehrere Stunden Autofahrt entfernt war.

Murrurundi

Zu viele Wochen waren vergangen, seit ich Denise zuletzt in meinen Armen gehalten hatte. Die anstrengende Autofahrt verblasste schnell, als ich durch die Tore der Anlage fuhr und direkt zum Haus gelang, wo Denise auf mich warteten würde. Dort angekommen, schrie eine Arbeitskollegin „Denise!!“, Türen knallten und Freudeschreie erfüllten die Luft. Denise eilte nach draußen und wir fielen uns in die Arme. Eine solche Umarmung hatte ich mir seit Wochen herbeigesehnt.

Der Rennpferdesport ist in Australien weit verbreitet und Denise arbeitete im renommierten Hunter Valley genau mit diesen jungen Rennpferden. Täglich kilometerlange Ausritte mit den fragilen, schreckhaften und äußerst kostspieligen Rennpferden hatten ihre Spuren hinterlassen. Sie wirkte müde im Gesicht und auch etwas schmaler. Doch sie scheute die anstrengende Arbeit nicht und ich war beeindruckt, ja sogar ein wenig überwältigt von dem ganzen Geschehen.

Denise arrangierte, dass ich ohne zusätzliche Kosten in ihrem Zimmer übernachten konnte. Ich bot meine Hilfe an, falls sie gebraucht wurde. Ansonsten plante ich, in den nächsten Wochen das Auto umzubauen, sodass wir, sobald Denise ihre geforderten Arbeitstage absolviert hatte, unsere Reise starten konnten.

Hier ein kleiner Input: Denise hatte ein Work & Travel Visa für Australien, was es ihr erlaubte, in Australien zu arbeiten und zu reisen. Wenn bestimmte Arbeitstätigkeiten erfüllt wurden, konnte man das Visum um ein oder zwei Jahre verlängern. Für uns Schweizer gab es zu dieser Zeit keine Möglichkeit, ein solches Visa zu beantragen. In Australien durfte ich also nicht arbeiten.

Autowerkstatt

In der Gegend um Murrurundi suchte ich einen Mechaniker auf. Ich hatte eine Liste mit kleineren Problemen zusammengestellt, für deren Reparatur ich gerne einen Kostenvoranschlag erhalten wollte. Zudem wollte ich seine Meinung dazu einholen, welche Teile wahrscheinlich als nächstes ausgetauscht werden sollten oder worauf ich sonst noch achten sollte.

Es dauerte keine 24 Stunden, nachdem ich das Auto abgegeben hatte, bis der Chefmechaniker mich anrief. „Hey, mate, how’s it going?“ begann er, doch dann folgten schlechte Nachrichten. „You should come over.“ Offensichtlich gab es ein ernstes Problem mit dem Auto, also machte ich mich sofort auf den Weg.

Bad news mate!

Als ich bei der Werkstatt ankam, erklärte er mir: „You can’t drive this car on the road anymore, mate.“ – Mate bedeutet Kuppel und wird definitiv inflationär gebraucht. Das Auto war für die Straße nicht mehr zugelassen. An der Vorderradaufhängung hatte jemand geschweißt und das Chassis in diesem Bereich wies einen Riss auf. Der Mechaniker vermutete, dass dieser Riss wahrscheinlich durch ein großes Schlagloch oder einen leichten Auffahrunfall verursacht wurde, möglicherweise mit einem Känguru. Weil an der Karosserie keine Anzeichen für einen Auffahrunfall zu sehen waren, schien ein Känguru als Ursache eher unwahrscheinlich. Als Laie und ohne Hebebühne konnte ich das Problem nicht erkennen. Doch mit einer Maglite-Taschenlampe und dem geschulten Auge des Mechanikers wurde das Ausmaß des Problems klar. Der Rost wies darauf hin, dass diese unsachgemäße Reparatur bereits einige Monate zurücklag. Fand ich jetzt alles nicht so prickelnd.

Und es kam noch schlimmer. Der Mechaniker erklärte, dass solche Schweißarbeiten nicht zulässig seien. Daher durfte er dieses Problem nicht reparieren. Jetzt, da er diesen schwerwiegenden Mangel entdeckt hatte, durfte er das Fahrzeug nicht mehr auf die Straße lassen. In solchen Fällen wird das Auto aus dem Verkehr gezogen und eingestampft. Der Gedanke, dass er mich über den Tisch ziehen wollte, schoss mir durch den Kopf, war jedoch eher unwahrscheinlich. Er versuchte, mich zu beruhigen, indem er erklärte, dass das rechte Vorderrad sich jederzeit vom Fahrzeug hätte lösen können. Passiert das auf der Autobahn, kann ein Unfall mit tödlichen Folgen die Konsequenz sein.
Er fügte hinzu, dass er mir seine Aufwendungen nicht in Rechnung stellen würde und dass ich das Auto auf seinem Gelände stehen lassen könne, bis ich eine Lösung gefunden hatte.

Sacken lassen

Ich war wütend – wütend, weil das Auto schließlich geprüft worden war. Wie konnte so etwas überhaupt passieren und wie werden Fahrzeuge hier überhaupt geprüft? In der Schweiz wäre so etwas praktisch undenkbar. Der Chefmechaniker erklärte, dass jede zertifizierte Werkstatt Fahrzeuge prüfen könne, wobei einige genauer arbeiteten als andere. What? Ich konnte es kaum fassen.

Zusätzlich war ich frustriert, weil ausgerechnet mir ein solcher „Fehler“ unterlaufen war. Ich bin sehr selbstkritisch und solche Zwischenfälle belasten mich stark. Daraus habe ich gelernt. Im Nachhinein betrachtet war es ein Fehler, den ich hätte verhindern können. Ich hätte zu einem vertrauenswürdigen Mechaniker gehen sollen, bevor ich dem Kauf zustimmte und das Auto prüfen lassen. Obwohl ich technisch in vielen Belangen kompetent bin und über ein breites technisches Wissen verfüge, ist ein ausgebildeter Mechaniker mit einer voll ausgestatteten Werkstatt eine andere Liga.

Ich musste kurz innehalten und rief dann sofort Denise an, um ihr die Situation zu gestehen. Es war mir so unangenehm, dass ich sämtliche Kosten für das Auto übernahm. Denise hatte mir beim Autokauf vertraut und ich hatte uns beide enttäuscht. Fehler passieren und dies war sicherlich nicht die feine Art, mit mir selbst umzugehen. Denise wollte die Kosten teilen, aber ich konnte das nicht mit mir vereinbaren.

Ich informierte den vorherigen Besitzer über die Situation und erklärte ihm, was es mit dem Auto auf sich hatte. Sie wies jegliche Schuld von sich. Beim Kauf von Privatpersonen gibt es eben keine Garantien. Nach einem kurzen Gespräch mit meiner Rechtsschutzversicherung stellte sich heraus, dass es ohne exorbitante Kosten wohl nichts zu holen gab. CHF 2300 waren zum Fenster hinausgeworfen. Das entsprach zwei Monaten Reisen auf den Philippinen. Eine bittere Pille zum Schlucken. Das Auto konnte ich einige Wochen später als Ersatzteillager an einen Hobbymechaniker für 500$ weiterverkaufen.

Newcastle

Denise hatte sich Ferien verdient und auch ich wollte aus dem Tal heraus. Der Rennstall befand sich in Murrurundi, einem kleinen Dorf, in dem es lediglich ein Pub, eine Tankstelle und einen Bahnhof gab. Die Pizzabude fungierte gleichzeitig als Lebensmittelgeschäft und Postfiliale. Wir entschieden uns dafür, für einige Tage nach Newcastle zu fahren, einer Stadt direkt am Meer. Einerseits wollten wir die Zeit zu zweit genießen, andererseits suchten wir nach einem neuen Auto.

Wir buchten ein kleines Airbnb, das sich als ein Zimmer in einer Wohnung entpuppte. In dieser Wohnung lebte ein nettes junges Paar, das tagsüber arbeitete und abends nach Hause kam. Das war suboptimal und stellte keine wirklich private Zweisamkeit sicher.

Autokauf 2.0

Die gute Nachricht ist, wir fanden ein Auto, das sich in unserem Budget bewegte und ab sofort verfügbar war. Es handelte sich zwar nicht um einen Bus, sondern um einen Geländewagen mit Allradantrieb und ausreichend Platz für zwei Personen. Wir trafen uns mit den Besitzern, die erneut Deutsche waren, direkt vor einer Werkstatt, die das Fahrzeug inspizierte. Diesmal schien alles in Ordnung zu sein, es gab keine Auffälligkeiten. Der Mechaniker fuhr das Auto um die Ecke, überprüfte alles nach bestem Wissen und Gewissen und gab grünes Licht. Am nächsten Tag gehörte das Auto uns.

Doch nur wenige Tage später, als wir uns auf den Rückweg machten, startete das Auto plötzlich nicht mehr. Glücklicherweise befand sich in Sichtweite ein hilfsbereiter Mechaniker, den wir um Hilfe baten. Zuerst dachten wir, die Batterie sei einfach leer, aber das Überbrücken brachte keine Besserung. Die Diagnose lautete: Der Anlasser war defekt. Wie viel Pech kann man haben? Der Mechaniker hatte einen Ersatzanlasser in seiner Werkstatt und erklärte sich bereit, uns Priorität zu geben und den Anlasser sofort auszutauschen. So schafften wir es noch am selben Tag zurück nach Murrurundi.

Es war etwa zu dieser Zeit, als ich eine leichte Abneigung gegen Australien entwickelte. Ich hatte bisher nicht viel Positives zu berichten. Vieles war mühsam, kostspielig und nervenaufreibend. Ich hatte bereits Tausende von Franken in das Land investiert, aber kaum etwas von Australien gesehen. Es lag nicht an den Menschen, denn die waren stets sehr hilfsbereit. Es war sonst ein seltsames Bauchgefühl, welches mich begleitete.

Ausgangslage und Ansprüche

Obwohl wir keinen Campervan hatten, besaßen wir einen Geländewagen, der uns überall hinbringen konnte. Zurück in Murrurundi begann ich mit dem Umbau des Autos. Zuerst verkaufte ich alles, was mit dem Auto geliefert wurde, aber keinen Wert hatte und das war praktisch alles. Ich stellte alles auf Facebook und Gumtree und verkaufte es Stück für Stück über die kommenden Wochen. In Australien ist Facebook vor „Gumtree“ die wichtigste App für alle Belange.

So hatte ich wieder ein Projekt, bei dem ich mit meinen Händen arbeiten und etwas erschaffen konnte. Das hatte mir gefehlt. Zwar hatte ich zuvor noch nie ein Auto umgebaut, aber ich war jetzt nicht jemand mit zwei linken Händen und zehn Daumen – wie mein Bruder sagen würde. Immerhin bin ich Ingenieur und verfügte über solide Kenntnisse in Mechanik und ein breites Wissen in Elektronik. Aufgewachsen mit Lego Technics und einer Leidenschaft für Problemlösungen war dieses Projekt ideal für mich.

Da am Motor selbst kaum etwas zu tun war, begann ich sofort mit dem Umbau des Innenraums. Zuerst musste das gröbste ausgebaut werden. Anschließend wurden alle Polster gereinigt, Kunststoffteile entfettet und lose Teile befestigt. Nun konnte ich den Innenraum vermessen und die Raumaufteilung planen. Das Ziel war, so viel Stauraum wie möglich, ausreichend Schlafplatz, Platz für einen kleinen Kühlschrank, Steckdosen für Laptop, Smartphone und Zubehör, eine ausziehbare Küche, einen Sonnenschutz, eine Duschmöglichkeit und so viel Komfort wie möglich zu schaffen.

Während unserer Reise haben wir immer wieder Anpassungen vorgenommen, Unnötiges ausgemistet, Notwendiges nachgerüstet und Systeme angepasst. Am Ende unserer Reise hatten wir eines der besten Setups, das ich in einem Backpacker-Auto gesehen habe. Doch dazu mehr in späteren Blogbeiträgen.

Umbau

Nun wird es etwas spezifischer, ohne angeben zu wollen. Die größte Herausforderung bestand darin, die Umsetzung mit möglichst wenig Werkzeug und angesichts der begrenzten Verfügbarkeit von Materialien zu bewerkstelligen. Ich wollte nicht viel Geld in Maschinen investieren, die ich nur selten nutzen würde und der Baumarkt war eine Stunde Autofahrt entfernt. Daher musste ich alles sorgfältig planen. Ideen wurden auf Papier gebracht und auf Machbarkeit überprüft. Schließlich stand alles Nützliche und Notwendige auf meiner Einkaufsliste, zusammen mit dem erforderlichen Rohmaterial und Zubehör. In Bezug auf Werkzeuge entschied ich mich für einen Akkuschrauber, eine Stichsäge und eine Multifunktionswerkzeugbox. Dazu kamen ein Winkelmesser, ein Maßband und Schraubzwingen.

Mein Plan umfasste den Einbau eines Solarpanels auf dem Dach, einer zweiten Batterie mit Konverter, einen passenden kleinen Kühlschrank, einen ausziehbaren Sonnenschutz und eine Deluxe-Matratze für einen erholsamen Schlaf – schließlich hört der Spaß auf, wenn man schlecht schläft. Vieles davon konnte ich online bestellen, aber einiges musste ich in der Stadt abholen.

Ich installierte Moskitonetze in die Fenster, um uns in warmen Nächten vor Mückenstichen zu schützen – Denise zog Mücken magisch an. Ich entwarf maßgeschneiderte, isolierende Sonnenblenden für die Fenster, die sowohl permanent als auch semipermanent befestigt sind, um Hitze und Licht draußen zu halten. Die beiden großen Schubladen waren geräumig, lang und schwer, dennoch ließen sie sich mühelos ausziehen. Der Boden und die Front erhielten einen Überzug aus wasserabweisendem Teppich, um nicht nur funktional, sondern auch optisch ansprechend zu sein. Ein langer verstaubarer Tisch dient als Küchenablage und war auch ohne zusätzliche Stützbeine belastbar. Wir füllten die Wassertanks mit Frischwasser und verwendeten sie sowohl für Duschen, Kochen als auch Trinken. Ich reparierte das Radio, verschiedene Lichter und Warnsignale. Dieses mehrwöchige Projekt erfüllte mich mit großer Zufriedenheit.

Outro

Während dem Umbau hörte ich neben Musik viel Podcasts. News aus der Welt erfuhr ich oft durch meine Freunde. Sowohl in den Podcasts wie über meine engsten Freunde wurde ein Wort immer wie prominenter – CoVid. Die Auswirkungen sollten sich in den kommenden Wochen dann zeigen. Mehr dazu in den nächsten Beiträgen.

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