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Siargao – Surfen, Essen und Sonne

Durchschnittliche Lesedauer: 16 Minuten

Die Anreise

Nach meiner Ankunft am Hafen von Cebu wollte ich sofort die FĂ€hre nach Siargao buchen. Es war der 19. Dezember, und ich hatte vor, Weihnachten und Neujahr auf Siargao zu feiern.

Die Schlange vor dem Ticketschalter war lang. Meine Augen suchten nach dem Anfang und dem Ende der Schlange, als ein Plakat meine Aufmerksamkeit erregte: «Next available boat to Siargao: December 26th». Oops. Das wÀre in einer Woche und somit nach Weihnachten.

Ich versuchte einen freien Platz auf einem der kleineren privaten Fischerboote zu ergattern – zwecklos. SĂ€mtliche FĂ€hren und Boote waren ausgebucht.

Alle FĂ€hren waren ausgebucht. Ärgern brachte nichts. Ich buchte eine Nacht im Hostel um die Ecke. Nach einer erfrischenden Dusche schnappte ich mir meinen Laptop, verglich die besten Optionen und buchte einen Flug von Cebu nach Siargao fĂŒr den nĂ€chsten Tag. Der Preis war erstaunlicherweise erschwinglich, und auch das GepĂ€ck war inklusive. Ich wollte unnötige FlĂŒge vermeiden, aber dies schien die sicherste Möglichkeit zu sein, rechtzeitig und unversehrt vor Weihnachten in Siargao anzukommen.

Die ersten Tage nach meiner Ankunft waren von starkem Regen begleitet. Die Insel kannte kein EntwĂ€sserungssystem. Heftiger Regen ließ die Straßen der Insel kurzerhand verschwinden, und alles schien stillzustehen. Die einzige effektive Fortbewegungsmöglichkeit war zu Fuß.

Surfen!

Ich war hier, um zu surfen. NatĂŒrlich genoss ich auch den Strand, das Schnorcheln und das Essen, aber hauptsĂ€chlich kam ich zum Surfen.

Im ersten Hostel freundete ich mich schnell mit einem österreichischen Paar an – Dominic und Judith. Bald darauf verabredeten wir uns zu einer Surfsession an einem Spot fĂŒr AnfĂ€nger. Wir hatten alle drei bereits Erfahrung im Surfen, wollten es aber ruhig angehen lassen und schauen, mit welchen Wellen wir es hier zu tun hatten. Die Roller hatten wir bereits organisiert, denn auf der Insel kommt man ohne Roller nirgendwohin.

Wir entschieden uns fĂŒr den Secret Beach, bei den Einheimischen besser bekannt als Giwan.

Ebbe und Flut, besser bekannt als Low-Tide & High-Tide, sind das A und O, wenn es ums Surfen geht. Die Zeiten verschieben sich jeden Tag um einige Minuten. FĂŒr uns war die High-Tide etwa um 8 Uhr morgens. Wir wollten mindestens 30 Minuten vor der High-Tide im Wasser sein. Der Wecker wurde also auf etwa 06:30 Uhr gestellt, da wir noch eine 20–30-minĂŒtige Rollerfahrt vor uns hatten. Die Surfbretter konnten direkt am Strand gemietet werden und auch gegessen wurde nach der Surfsession.

Die Wellen waren ideal – ein bisschen zu hoch und mit genug Power, sodass man wirklich arbeiten musste und besser werden konnte. Es waren nicht nur AnfĂ€nger vor Ort, sondern auch Semi-Profis und viele Einheimische, die sich an den Wellen erfreuten.

Wir gingen ĂŒber mehrere Tage hinweg immer wieder an den Strand. Nach jeweils etwa 2 Stunden verließen wir erschöpft das Wasser, ließen uns von der Sonne trocknen, zwangen uns auf die Hobel und fuhren zum nĂ€chsten Essensstand. Es war kaum Mittag und ich hatte meine Sporteinheit bereits hinter mir – ein großartiges GefĂŒhl.

Surfen im offenen Meer

Nach einigen Tagen wechselte ich das Hostel. Dort angekommen schloss ich mich einer Gruppe an, die einen Surftrip ins offene Meer plante. Das war fĂŒr mich auch neu. Bisher kannte ich nur das Surfen vom Strand aus. Ich schrieb dem österreichischen Paar, ob sie sich auch anschließen wĂŒrden, und so formte sich eine richtig großartige Surf-Familie. Wir waren allesamt fortgeschrittene AnfĂ€nger und hatten richtig Bock darauf.

Wir reservierten die Surfbretter am Abend vor dem Ausflug. Am Tag des Ausflugs holten wir unsere Bretter ab, organisierten einen Transport zum Hafen, charterten ein Boot samt KapitÀn, besorgten uns Essen und begaben uns aufs Meer.

Den ursprĂŒnglich geplanten Surfspot konnten wir nicht erreichen. Unser KapitĂ€n meinte, das Wetter sei nicht stabil genug, und schlug uns eine Alternative vor. Uns sollte es recht sein.

Dort angekommen begrĂŒĂŸten uns richtig fette Wellen, sicherlich die grĂ¶ĂŸten, die ich je gesurft bin. Und das mitten im offenen Meer. Obwohl die Wellen groß waren, schienen sie sanft und langsam – perfekt fĂŒr uns.

Das Paddeln zehrte an unseren KrĂ€ften. Nach der ersten Surfsession waren wir froh, als wir an einer nahegelegenen Insel anlegten. Dort gab es eine kleine KĂŒche mit einer netten Mama und ihrer Familie. FĂŒr einen kleinen Preis bereiteten sie ein Festmahl aus unseren mitgebrachten Lebensmitteln zu. Das war genial.

Wir fĂŒllten unsere MĂ€gen, erholten uns im Schatten und erzĂ€hlten uns Reisegeschichten. Nach gefĂŒhlten 2 Stunden begaben wir uns wieder auf das Boot und raus auf das offene Meer fĂŒr die zweite Surfsession. Nach einer weiteren Stunde Surfen schlug das Wetter um, und unser KapitĂ€n holte uns ins Boot und brachte uns zurĂŒck ans Land. Ich war fix und alle.

Weihnachten

An Weihnachten nahm ich es ruhig. Am Abend aß ich zusammen mit anderen HostelgĂ€sten in einem Restaurant um die Ecke. Wir stießen auf die Gesundheit, das Surfen und das Reisen an.

Ich meldete mich bei meiner Familie in der Schweiz und antwortete auf WeihnachtsglĂŒckwĂŒnsche. Als Abschluss gönnten wir uns ein Dessert aus der Nachbarschaft und gingen nicht allzu spĂ€t ins Bett.

Kultur & Insel

In der Woche vor dem Jahreswechsel surfte ich noch am Jacking Horse und am Quicksilver, die sich direkt neben dem Profispot Cloud 9 befanden. Danach verbrachte ich mehr Zeit damit, die Insel zu erkunden. Aufgrund des mĂ€ĂŸigen Wetters hatte ich bisher nur wenig Zeit am Strand verbracht, was ich unbedingt nachholen wollte.

Ich interessiere mich sehr fĂŒr fremde Kulturen. Ich versuche, subtile Gesten und Gewohnheiten zu entdecken und wage es oft, sie selbst auszuprobieren. Was mir hier besonders auffiel, war das ruckartige wiederholte Hochziehen beider Augenbrauen zusammen mit dem leichten Anheben des Kopfes. Je nach Situation bedeutete es „Ja“, „Hallo“ oder „Ich verstehe“. Als ich es das erste Mal bemerkte, wĂ€re ich fast vom stehenden Roller gefallen. Ich konnte es mir auch nicht verkneifen, es von da an selbst anzuwenden.

Taucherbrille und Kleidung

WĂ€hrend meiner Erkundungstour entdeckte ich einen Surf- und Tauchshop. Ich probierte die Freediving-Taucherbrille an, die so unscheinbar ausgestellt war. Und siehe da, sie passte mir. Sie passte so gut wie noch keine Brille zuvor. Die Farbe – knallrot – gefiel mir weniger, also bestellte ich mir eine etwas weniger auffĂ€llige Farbe zusammen mit einem Schnorchel. Zwei Tage spĂ€ter hielt ich also meine lang ersehnte, passende Taucherbrille in der Hand. Meine kaum gebrauchte Brille und der Schnorchel, die ich vor kurzem auf Bohol erworben hatte, verschenkte ich an einen Jungen, der sich im Hostel herumtrieb. FĂŒr den Jungen wars quasi Weihnachten 2.0.

Ich war nun schon seit gut 15 Monaten unterwegs. Meine Kleidung war mittlerweile stark abgenutzt. Die T-Shirts wurden dĂŒnner und fingen an, kleine Löcher zu bekommen. Die Hosen waren verblasst, und meine Badehosen vom Surfen waren komplett abgenutzt. Meine Flipflops waren ein unwĂŒrdiger Haufen Gummi, und meine Vans-Schuhe hatten kaum noch Profil. Ich begann langsam, StĂŒck fĂŒr StĂŒck meine Garderobe zu ersetzen. In Siargao fing ich mit den Flipflops an.

Barber

Es waren wieder einige Wochen vergangen, seit ich mir meinen letzten Haarschnitt gönnte. Auf Reisen ist der Besuch beim Friseur eines meiner wenigen LuxusgĂŒter, die ich mir leiste. Und die Preise in Asien sind wirklich ĂŒberaus erschwinglich. Es gab nicht viele Barber-Shops in der NĂ€he, aber ich erhielt den Tipp, dass es um die Ecke unseres Hostels einen gibt, der zwar unregelmĂ€ĂŸig, aber fast tĂ€glich fĂŒr Laufkundschaft geöffnet hat. Es brauchte mehr als einen Versuch, um seinen Laden zu finden, aber die rot-weiß-blaue BarbersĂ€ule verriet mir den Standort. Ich war nicht der Erste in der Schlange, aber nach 30 Minuten Warten war ich dran.

Die Einrichtung war die einfachste, die ich je in einem Barber-Shop gesehen hatte. Aber ich hatte ein gutes GefĂŒhl. Ich werde das Schild an der Wand nie vergessen: „No Cash, No Cut – Kein Bargeld, kein Haarschnitt.“ Er verstand dabei kein Wort Englisch.

Wir kommunizierten mit Fotos, und er verstand, was ich wollte. Keine 20 Minuten spĂ€ter war der Haarschnitt vollbracht. Es war einer der besten Haarschnitte, die ich je erhalten hatte. Ich war verblĂŒfft. Der Haarschnitt kostete lĂ€cherliche CHF 1,80, und ich gab ihm 100% Trinkgeld.

Knapp 3 Wochen spĂ€ter, am Tag vor meiner Weiterreise, besuchte ich den Herren nochmals. Ich wĂŒrde behaupten, er hat mich erkannt und bot mir lĂ€chelnd den Stuhl an. Er lieferte erneut einen perfekten Schnitt, und ich gab ihm noch so gerne ein «ordentliches» Trinkgeld.

Essen

Das FrĂŒhstĂŒck, falls es nicht vom Hostel angeboten wurde, bereitete ich mir oft selbst zu. Frische FrĂŒchte, Haferflocken, ein Löffel Erdnussbutter und Kaffee ergaben ein solides FrĂŒhstĂŒck.

An einem richtig warmen Tag gönnte ich mir auch mal war frisches Kokosnusseis. Es schmeckte einfach großartig, und durch das Surfen verbrannte ich ja ordentlich viele Kalorien. Daher hatte ich kein schlechtes Gewissen, mir zwischendurch eine Ladung Gelato reinzuhauen.

Neben Reis probierte ich mich durch diverse Restaurants durch. Granola-Bowls, Falafel, Tacos, Fruchtschalen, Curry und vieles mehr. Sogar die Spaghetti waren fĂŒr asiatische VerhĂ€ltnisse sehr gut zubereitet. Die Kaffees und Cappuccinos waren gehypt und ĂŒberteuert – aber dennoch lecker.

Ich hatte meinen Alkoholkonsum auf ein absolutes Minimum reduziert. Ich sah nie den Sinn darin, im Übermaß zu trinken. Nun lebte ich nach dem Grundsatz, dass ich ohne einen guten Grund kein Bier trinken wĂŒrde. Das sparte nicht nur Geld, sondern ich musste mich auch nicht mehr mit dem verkaterten Morgen danach herumschlagen. Sogar mein körperliches Aussehen profitierte davon.

Silvester 2019 – 2020

Zwei Tage vor Silvester fing ich mir eine Sommergrippe ein. Ich war leicht fiebrig, schwach und fĂŒhlte mich unwohl. Ich verbrachte die Zeit mit Schlafen. Silvester stand vor der TĂŒr, und ich hatte die empfohlene Dosis Paracetamol eingenommen. Das war ein guter Vorwand, um nichts zu trinken. Um 23:00 Uhr traf ich mich vor einem Club mit einem Kollegen aus meinem Hostel. Mir war nicht nach Feiern zumute. Wir plauderten, stießen nach Mitternacht auf das neue Jahr an, und ich war froh, als mein Kopf um 00:30 Uhr ins Kopfkissen sank.

Bye Bye Asien

Um mal von meiner Tracking-App Gebrauch zu machen, hier gerne meine Ausgaben. Ich habe wĂ€hrend genau 60 Tagen in diesem eindrucksvollen Land CHF 2525.91 ausgegeben. Dies beinhaltet sĂ€mtliche FlĂŒge und Transport, Essen, Schlafen, AktivitĂ€ten und Visa. Das macht dann CHF 42.10 pro Tag, absolut im Rahmen.

Nun, nach einigen Wochen in Siargao, war es an der Zeit, mich auf meine nĂ€chste Destination zu freuen – Australien. Ein neuer Kontinent und endlich wieder zu zweit unterwegs. Denise befand sich bereits seit einigen Wochen in Down-Under, und ich flog ihr nun hinterher.

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