SIQUIJOR UND DAS FREEDIVING
7. Juni 2023
Siargao – Surfen, Essen und Sonne
14. September 2023
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Bohol – Koboldmakis, Schlangen und die NASA

Durchschnittliche Lesedauer: 16 Minuten

Einleitung

Die Überfahrt von Siquijor nach Bohol verlief problemlos. Alleine unterwegs, plante ich nur wenige Tage für Bohol ein. In der Region Panglao entschied ich mich für ein preiswertes Hostel. Bei meiner Ankunft am Hafen konnte ich gerade noch den Bus zu meinem Hostel erwischen, da sich der Tag bereits dem Ende neigte.

Hostel und Katzen

Nach dem Check-In erfuhr ich von einem Tagesausflug, der vom Hostel organisiert wurde. Der Trip deckte die Highlights auf Bohol ab und war preiswerter als ein Roller zu mieten. Da eine geführte Inseltour genau das Richtige für mich war, buchte ich den Ausflug für in zwei Tagen.

In der Community-Area des Hostels wollte ich mich vor dem Zubettgehen noch mit anderen Backpackern austauschen. Dabei konnte ich ein Bruchteil einer Konversation mitlauschen, indem das Reiseziel «Lauterbrunnen» Thema war. Heimspiel. Für mich ein geschmeidiger Einstig als ich erwähnte, dass ich um die Ecke von Lauterbrunnen aufgewachsen sein und die Gegend gut kenne.

Während unseres Gesprächs gesellten sich kleine neugeborene Katzen zu uns. Sie waren kaum größer als meine Faust und absolut niedlich. Doch dann erzählten uns die Angestellten, dass sie nicht genug aßen und vermutlich die Woche nicht überleben würden. Das war dann nicht mehr so niedlich.

Tauchbrillen und Schnorchel

Ich war schon seit Wochen auf der Suche nach einer Taucherbrille und einem Schnorchel. Ich besuchte Dive-Shops in der Hoffnung, die perfekte Kombination zu finden, aber bisher ohne Erfolg.

Bei allen Masken, die ich ausprobierte, hatte ich stets dasselbe Problem. Es drang immer Luft oder Wasser irgendwo durch, meistens bei der Nase. Ob ich einen 3-Tage-Bart hatte oder nicht, machte keinen Unterschied. Um dem entgegenzuwirken, zog ich die Maske so fest wie möglich satt an mein Gesicht. Dadurch drückte der Rahmen dann stark gegen meine Stirn und verursachte innerhalb kürzester Zeit heftige Kopfschmerzen. Ärgerlich.

Ich versprach mir selbst, Bohol nicht ohne Taucherbrille und Schnorchel zu verlassen. Glücklicherweise gab es dort viele Tauchschulen, die diese Ausrüstung zum Verkauf anboten. Also besuchte ich alle Dive-Shops in der Umgebung in der Hoffnung, eine passende Brille und einen Schnorchel zu finden. Es verlief jedoch eher mäßig erfolgreich.

Schließlich entschied ich mich für die Tauchbrille, die am besten passte. Ehrlich gesagt war es einfach die Brille, die meine Stirnhöhle am wenigsten bedrückte. Ich hoffte, dass sich die Maske im Laufe der Zeit perfekt an mein Gesicht anpassen würde. Leider muss ich vorwegnehmen, dass dies nie geschah. Es war letztendlich ein frustrierender Fehlkauf. Die Brille war zwar nicht nutzlos und erfüllte ihren Zweck, aber sie war einfach unbequem. Auf meiner weiteren Reise hielt ich weiter Ausschau nach Taucherbrillen und wurde schließlich in Siargao fündig. Mehr dazu werde ich in einem zukünftigen Blog-Post berichten.

Tagestrip

Koboldmakis

Heute stand der Tagestrip auf dem Plan. Wir wurden pünktlich abgeholt und besuchten zuerst einen Park, der angeblich eine Auffangstation für gefährdete Arten war. Für mich wirkte es eher wie ein Open-Air Zoo. Ich bin kein Fan von Zoos und versuche, sie möglichst zu vermeiden. Aber nun war ich hier.

Das Highlight des Parks waren die Koboldmakis, kleine nachtaktive Primaten. Ich hatte bereits wilde Koboldmakis in der Natur Indonesiens gesehen, also nichts Neues für mich, aber diese Primaten sind dennoch bemerkenswert.

Allerdings war ich besorgt, als ich eine Familie neben mir bemerkte, deren kleiner quengelnder Hosenscheisser einen Maki mit kleinen Ästen bewarf, um ihn aufzuwecken und für ein Foto den Kopf zu drehen. Es gab andere Makis, die bereits wach waren. Warum also diesen schlafenden Primaten stören? Das war für mich unverständlich und unverschämt.

Wie sollte man sich in einer solchen Situation am besten verhalten? Sollte man etwas sagen oder reicht ein böser Blick aus? Ich wusste es nicht.

Schmetterlinge

Meine Aufmerksamkeit wurde von einem Schmetterling in einem abgeschiedenen Teil des Zoos gefesselt. Das Ding war so groß wie ein A4-Blatt. Das Foto kann der tatsächlichen Größe nicht gerecht werden. Ich konnte nicht verstehen, warum niemand sonst Interesse an diesen faszinierenden Kreaturen zeigte. Sprachlos starrte ich mit leicht geöffnetem Mund, schrägem Kopf und fragendem Blick auf den Schmetterling. Ich schaute mich um, ob jemand vom Zoo da war, um meine Fragen zu beantworten, aber niemand war zu finden.

Es kann doch niemand behaupten, dass solche riesigen Schmetterlinge einfach als normal angesehen und nicht hinterfragt werden sollten. War ich wirklich der Einzige, der perplex dastand? Diese Schmetterlinge hätten das kleine, nörgelnde Kind problemlos packen und wegtragen können. Ein bisschen Kopfkino.

Nach gefühlter Stunde ging es dann weiter Richtung Chocolat-Hills.

Chocolat-Hills

Den Hype um die Chocolat-Hills habe ich nie so richtig verstanden. Ob es nun die Hügel selbst waren oder die Instagram-Influencer, die diese Landschaft als „atemberaubend“ vermarkteten und einem die Schönheit aufzwangen, kann ich nicht sagen. Vielleicht war ich auch einfach etwas launisch. Möglicherweise war ich zur falschen Zeit am falschen Ort mit dem falschen Wetter. Mit Sonnenstrahlen und weniger Nebel und vor allem mit weniger Touristen kann die Aussicht sicherlich wunderschön sein. Aber für mich war es einfach nur in Ordnung, und ich war eher genervt von den Menschenmassen und dem mangelnden Anstand.

„Okay, we have to go!“ schallte es aus der Ecke, wo unser Minibus geparkt war. Na gut, weiter geht’s.

Schlange

„Next stop, big snake!“ Unsicher, ob unser Fahrer es mit der Schlange ernst meinte, war ich dennoch gespannt und voller Vorfreude. Lustigerweise wusste ich bis zu diesem Tag nicht, ob ich Angst vor Schlangen hatte oder nicht. Es war irgendwie komisch. Ich hatte bisher noch nie eine Schlange angefasst oder eine Begegnung mit einer Schlange gehabt, die mich geprägt hätte.

Als wir im Park ankamen, sah ich viele verschiedene Wesen, an die ich mich kaum erinnern konnte. Aber in der Ferne sah ich einen jungen Philippino mit einer weißen Schlange um den Hals. Ohne zu zögern begab ich mich zu der Schlange und die anderen folgten mir. Wir bekamen einige Informationen über die Schlange, die ich ehrlich gesagt alle vergessen habe.

Anschließend fragte der junge Schlangenhalter in die Runde: „Do you want to hold the snake?“ Alle lachten, außer mir. “ Yes, please! I would love to try „, antwortete ich. Ich näherte mich der Schlange, der Philippino stand neben mir und sprach mit sanfter Stimme: “ Stay calm, dont move to fast, dont press just guide.“ Wie aufregend! Ich konnte vor Aufregung einfach nicht aufhören zu lachen – Schlangen sind einfach abgefahren, faszinierende Wesen. Die Haut war kühl und trotz der geschmeidigen Bewegungen spürte man die Kraft der Schlange. Ja, ich mag Schlangen, definitiv. Das war das Highlight des Ausflugs. Nach mir wagten sich noch ein paar andere an die Schlange, bevor wir dann zurück zum Hostel rasten.

Hänchen am Spiess

Am letzten Tag organisierte ich meine weitere Reise, ging an den Strand, um meine neu erworbene Tauchbrille anzupassen und tankte dabei eine ordentliche Portion Vitamin D. Sonnenbaden war ein Erfolg, das Justieren der Brille eher weniger. Als der Strand sich mit Booten und Menschen füllte, kehrte ich zurück ins Hostel. Dort traf ich auf einen Amerikaner mit offensichtlich japanischen Wurzeln. Nennen wir ihn Tom.

Bald begannen wir über Essen zu sprechen und merkten, dass wir beide hungrig waren. Es war bereits dunkel und Zeit für das Abendessen. An der Straße entlang gab es einen Stand, der nur Hühnchenspieße servierte. Der Duft war bereits verlockend. „First come, first served“ lautete das Motto hier. Wer zuerst kommt, wird zuerst bedient, und der Stand war bis zum Eingang mit Einheimischen voll – immer ein gutes Zeichen. Wir warteten geduldig, bis wir an einen Tisch gesetzt wurden. Die Speisekarte war kurz: halbes oder ganzes Huhn. Reis wurde immer dazu serviert. Wasser konnte man sich selbst am Wasserspender holen.

Das Hühnchen war unglaublich lecker und die halbe Stunde Wartezeit wert. Tom und ich sprachen über das Reisen, Essen und interessante Fakten aus unseren Heimatländern. Erwartungsgemäß kam auch das Thema Arbeit zur Sprache.

NASA

Tom machte auf mich einen ruhigen und zuverlässigen Eindruck. Vom Typ her würde ich ihn als einen frischen Grundschullehrer. Meine Situation war einfach: Ich reise. Tom hingegen meinte, „I work for NASA“. „Sorry what?“ erwiderte ich überrascht. „Jjust administration nothing special“, antwortete er. Die Geschichte, wie er zur NASA gekommen war, war jedoch interessant.

Tom war von seinem Job als Angestellter gelangweilt. Er suchte nach einer neuen Herausforderung und stieß auf eine Stellenausschreibung bei der NASA. Das Profil passte im Grunde gut zu ihm, aber es war eben die NASA. Jede ausgeschriebene Stelle wurde mit Bewertungen überflutet. Tom hatte Glück mit seiner Bewertung und wurde zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Am Ende des Gesprächs erhielt er jedoch direkt eine Absage. Und hier wird es interessant.

Tom fragte, woran er gescheitert war. Es waren hauptsächlich seine Antworten auf die Fragen. Er fragte, welche Antworten und Musterverhalten es in die nächste Runde geschafft hätten. Die Interviewer gaben ihm Antworten und Beispiele, wonach sie Ausschau hielten. Diese Informationen waren Gold wert.

Tom verbrachte ein ganzes Jahr damit, sich bei großen Unternehmen und leicht überqualifizierten Jobs zu bewerben. Immer wenn er zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wurde und eine direkte Absage erhielt, stellte er dieselben Fragen: Warum, was wurde erwartet, was kann er besser machen? Tom hatte während dieser Zeit unschätzbar wertvolles Wissen über Vorstellungsgespräche gesammelt.

Es kam der Tag, an dem die NASA eine Stelle ausschrieb, die Tom unbedingt haben wollte. Kurz nach den Interviews erhielt er die Zusage. Er bekam den Job. Offensichtlich hatte sein Auftreten überzeugend gewirkt. Ein Jahr lang hatte er sich auf diese Vorstellungsgespräche vorbereitet und war daher bestens gewappnet. Es überraschte also nicht, dass er erfolgreich war. Er sagte, es sei eine der besten zeitlichen Investitionen gewesen, die er je gemacht habe. Ein wahres Schlitzohr, dieser Tom.

Reisetag

Mit einer großartigen Geschichte, neuen Freunden und tollen Tipps begab ich mich am nächsten Tag zu einem Tuktuk, der mich zum Hafen bringen sollte. Mein nächster Halt war die Insel Siargao, mit einem geplanten Zwischenstopp in Cebu. Siargao gilt als Paradies für Surfer, und ich freute mich darauf, dort Weihnachten und Silvester zu verbringen, bevor ich meine Reise nach Australien fortsetzen würde. Es versprach, weiterhin spannend zu bleiben.

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