JAVA – AKTIVE VULKANE, GUTES KARMA UND ĂśBERMENSCHEN
2. Oktober 2019
LOMBOK & FLORES – ĂśBER MATROSEN, TRAVELHACKS UND OLI’S GLĂśCK
13. November 2019
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BALI – EIN VISA-GATE, MAGISCHE ORTE UND DIE BEGEGNUNG

GemĂĽtslage

Aktuell bedrückte mich ein leichter Blues. Meine Erkältung hatte ich überwunden. Was war das Problem? Es war das erste Mal, dass ich ein solches Unwohlsein verspürte. Vielleicht war es das viele Reisen und die vielen Eindrücke. Das ständige Wechseln der Ort- und Freundschaften. Ich sehnte mich nach mehr Routine, Entspannung und auch nach ehrlicher Nähe.
Bali meinte es gut mit mir und so will ich in diesem Beitrag ĂĽber neue Abenteuer, Erfahrungen und Begegnungen schreiben.

Bali

Die wahrscheinlich bekannteste indonesische Insel. BerĂĽhmt unter Pauschaltouristen. BerĂĽchtigt fĂĽr die Partyszene in der Region Kuta und Seminyak. Beliebt unter den digitalen Nomaden und Backpackern, welche sich im hippen Canggu niederlassen. Nicht zu vergessen all die Surfer-, Taucher- und Schnorchel-Begeisterte.

Ich für meinen Teil steuerte Canggu im Südwesten von Bali an. Die Anreise von Java aus war für meine Verhältnisse entspannt. Von Banyuwangi mit dem Rollertaxi zum Hafen, mit der Fähre nach Gilimanuk vom dortigen Hafen mit dem Bus in den Bezirk Canggu und schliesslich mit dem Rollertaxi zum Hostel. Eine gemütliche achtstündige Anreise.

Canggu und die Zufälle

Für die Wahl meines Aufenthalts in Canggu, hatte das Schicksal seine Hände im Spiel. Die Buchung für mein favorisiertes Hostel schlug wiederholt und auf mehreren Portalen fehl. Egal ob ich auf meinem Smartphone via Hostelworld bzw. Booking oder mit dem Notebook direkt auf der Homepage. Ich konnte die Übernachtung schlicht nicht reservieren. Also buchte ich mich in einem anderen Hostel ein. Preis und Konditionen waren identisch und so sicherte ich provisorisch drei Nächte im Beachbums Berawa Hostel in Canggu. Dort angekommen wurde ich dann gefragt, ob ich ein Problem damit hätte im Sechs-Bett, anstatt im Vier-Bett Zimmer zu schlafen. Der Preis würde aber derselbe bleiben. Hatte auch hier das Schicksal seine Hände im Spiel? Ich konnte mich damit abfinden. Ich war mir 16- ja gar 30-Bett Zimmer gewohnt, auf die zwei zusätzlichen Betten wird es hier wohl nicht ankommen.

Die Begegnung

Etwas müde von der Reise wollte ich lediglich mein Gepäck deponieren und mich nach einem Restaurant umsehen. Ich öffnete die Zimmertür und blickte direkt auf das Bett mir gegenüber liegend. Das Schmunzeln in meinem Gesicht verriet meine Bewunderung für die Frau auf jenem Bett. Grosse blaue Augen, eine attraktive weibliche Figur und dieses magische Lächeln. Eine wahrlich atemberaubende Erscheinung.

Sie hatte Kopfhörer auf, ein Zeichen dafür, dass man nicht gestört werden will. Währenddessen ich mein Gepäck deponierte, nahm sie einen Kopfhörer-Stöpsel raus und setzte sich aufrecht hin. Ich konnte nicht wiederstehen und musste sie nach ihrem Namen fragen. Sie legte die Kopfhörer und das Smartphone bei Seite und drehte sich etwas mehr in meine Richtung. Mit einem Lächeln auf den Lippen, strich sie sich die Haare aus dem Gesicht und sprach. «Denise is my name, and your name is…?» «Oliver, you can call me Oli» antwortete ich prompt. Das Schmunzeln in meinem Gesicht verwandelte sich zu einem breiten Lachen. Irgendwie klickte es zwischen uns von Beginn an. Ein Gefühl, dass schwer zu beschreiben ist. Was sich daraus entwickeln würde, konnte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen. In den kommenden Tagen verbrachte ich viel Zeit mit Denise, der Person, die mich täglich aufs Neue faszinierte. Irgendetwas war zwischen uns. Wir beide waren neugierig, wo uns unsere Bindung hinführen würde. Wir glichen unsere Reisepläne für die nächsten Tage ab, was sich als kleiner Akt herausstellte. Egal, die Mühe würde sich lohnen. Wie es sich zwischen uns entwickelte und was diese Denise so einzigartig macht, erzähle ich in den kommenden Beiträgen – alles zu seiner Zeit.

I got a feeling

In Canggu hatte ich ein zu-Hause-Gefühl entwickelt. Zumindest für kurze Zeit. Alles in Canggu meinte es gut mit mir. Neue Freundschaften, das familiär gehaltene Hostel und der Island Vibe hoben meine Laune. Der Blues verschwand allmählich. Ich genoss den Strand, das unglaublich gute Essen, das perfekte Wetter und die herzliche Nähe. Ich trainierte wieder regelmässig und arbeitete an meiner Beweglichkeit. Ich liess mich dazu überreden, den Handstand zu erlernen und wollte meine Englischkenntnisse aufbessern. In Canggu war alles möglich.

Uluwatu – Klingt komisch, heisst aber so

Nach einigen Tagen Sonnenbaden, gutem Essen und Erkundungstouren mit dem Motorrad, wollte ich Uluwatu auskundschaften. Denise hatte einen Visa-Run bzw. ein Kurztrip nach Kuala Lumpur vor sich und deshalb wir würden uns in wenigen Tagen in Canggu wiedertreffen. Wie es der Zufall so wollte, meldete sich Charlotte bei mir. Charlotte war die flotte Amerikanerin, welche ich in Laos kennengelernt hatte. Sie war auf dem Weg nach Bali und hatte noch keine konkreten Pläne – perfekt. Mein Geburtstag war in zwei Tagen und so traf ich mich mit Charlotte in Uluwatu, um unser Wiedersehen und mein Geburtstag zu feiern.

Sonne, Strand und Monsterwellen

Nebst den wunderbaren Stränden und der ausgelassenen Stimmung ist Uluwatu ein Mekka für Surfer. Die Wellen besitzen eine Höhe und eine Wucht, die seines Gleichen sucht. Uluwatu hat auch einige ruhige Meeresufer und so klapperten wir die schönsten Strände mit den sehenswürdigsten Sonnenuntergängen ab. Alles natürlich mit einem Roller und auf eigene Faust. Ohne Roller als Fortbewegungsmittel ist man aufgeschmissen. In Indonesien hatte ich bereits locker einige hundert Kilometer Rollererfahrung gesammelt, was sicherlich auf meinen Fahrstil abfärbte. Zwischen dem vielen Herumfahren und Auskundschaften gönnten wir uns köstliche, aber etwas teurere europäische Speisen und liessen den Abend jeweils mit einem Bier ausklingen.

Happy Birthday

Mein Geburtstag ist für mich ein Tag wie jeder andere auch. In Charlottes Augen hingegen muss ein Geburtstag, altersunabhängig, gefeiert werden. Rasch sprach sich die Neuigkeit in unserem Hostel herum. Nach einem Tag am Strand und stets begleitet von köstlichem Essen, verabredete sich das gesamte Hostel für einen feuchtfröhliche Nacht. Wir wurden vom Hostelbesitzer zum Beach-Club gefahren und zur frühen Morgenstunde wieder abgeholt. Auf einer Klippe nahe am Strand bei warmen Temperaturen und guter Stimmung begleitet von geselligen Backpackern – ja mein Geburtstag war ein Erfolg. Auf dem Rückweg noch ein happen gegessen und schon war mein Geburtstag bereits um. Uluwatu konnte ich nun stolz von meiner Liste streichen.

Planung gefragt

Charlotte würde sich nach Nusa Penida begeben, um sich mit einem Freund zu treffen. Ich für meinen Teil machte mich auf den Weg zurück nach Canggu, um Denise wieder zu sehen. Unsere Pläne sahen vor, dass Denise in drei Tagen einen alten Bekannten auf Gili Trawangan besuchen würde, um dort etwa vier Tage zu verweilen. Ich würde in dieser Zeit Nusa Penida, Nusa Ceningan und Nusa Lembongan erkunden und mich dafür in Nusa Penida mit der altbekannten Charlotte treffen. Ein kleines Wunder, dass sich unsere Pläne nahtlos aufeinander abstimmen liessen – perfekt.

Nusa Penida

Einige Tage später, Denise hatte sich bereits auf den Weg nach Gili Trawangan gemacht, traf ich mich mit Charlotte in einem Hostel auf Nusa Penida. In der kurzen Zeit hatten wir so einiges auf unsere To-Do Liste. Touristische Sehenswürdigkeiten, einige Strände und abgelegene Juwelen. Wir organisierten einen Roller für die folgenden Tage und ruhten uns nach dem Abendessen erstmals aus.

Kelingking Beach – die T-Rex Bucht

Das Highlight auf Nusa Penida war natürlich der Kelingking Beach. Die Form der Bucht ähnelt einem T-Rex – zumindest von oben betrachtet. Wir informierten uns am Vorabend auf diversen Blogs und Reiseseiten, was es zu beachten gilt. Genügend Wasser mitbringen und vor dem Mittag erscheinen, da die meisten Touren so ab 10:30 dort ankommen. Wasser hatten wir stets genügend dabei, aber den Massentourismus konnten wir kaum vermeiden. Am nächsten Tag erschienen wir, nach einer halbstündigen Anfahrt, um etwa 10:00 Kelingking Parkplatz. Der Ansturm war bereits gross. Nach einigen Schnappschüssen von oben, wollte ich unbedingt an den Strand runter. Der Abstieg sei, gemäss vielen Bloggern, relativ einfach und der Strand wunderschön. Aus diesen Gründen hatte ich auch nur Flipflops dabei. Leider glich der Abstieg eher einer Kletterpartie und nicht einem Spaziergang im Park. Ich frage mich wo diese Blogger wohl runter gegangen sind und ob diese sich die Mühe überhaupt gemacht haben. In der ersten Hälfte konnte man sich noch an einem Geländer festhalten und es waren relativ pragmatische Treppen vorhanden. Für die untere Hälfte war aber definitiv klettern angesagt, in der prallen Sonne, mit Flipflops. Ein Abenteuer, aber die Belohnung dafür wars ein wunderschöner Strand und imposante Wellen.

Steinmännchen-Bucht

Nur wenige Kilometer entfernt besuchten wir noch am selben Tag eine weitere sehenswürdige Bucht mit natürlichen kleinen Lagunen. Die Lagunen und die Bucht waren nicht überwältigend, dafür fanden wir über einen kleinen Pfad in die Nebenbucht, in welcher unzählige kleinen Steinmännchen getürmt waren. Charlotte hatte noch nie zuvor ein Steinmännchen gebaut. Ich hingegen hatte so einige Männchen in Flussbeeten oder auf Wanderungen erstellt. Also ran an die Steine. Die Herausforderung lag darin, keine der anderen Türme umzustossen. Nach kurzer Zeit hatten wir unseren stolzen Turm erstellt. Wir genossen noch die Ruhe in der Bucht, knipsten für die Erinnerung einige Schnappschüsse und begaben uns vor Einbruch der Dunkelheit auf den Rückweg zu unserem Hostel.

Strassenzustand

Als geübter Rollerfahrer war ich mir mittlerweile so einige Strassenzustände gewohnt. Die Zufahrtsstrassen zu den beiden obigen Sehenswürdigkeiten, waren echte Herausforderung. Besonders jene zur Steinmännchen-Bucht. Diese Strasse war beängstigend schmal, übertrieben steil und mit Schottersteinen bedeckt. Dazu kam, dass wir zu zweit auf einem Roller sassen und Dr. Q, so nannten wir unseren Roller, bereits einige tausend Kilometer auf dem Buckel hatte. Die Bremsen und die Reifen liessen eher zu wünschen übrig, um es mal gelinde auszudrücken. Zurück im Hostel brannten meine Unterarme vom vielen Bremsen, Ausweichen und Gas geben, das war neu für mich.

Penida Colada

An unserem letzten Abend gönnten wir uns dann noch einen Penida Colada im gleichnamigen Restaurant gleich um die Ecke unseres Hostels. Wir hatten unterdessen einige Strände, Aussichtspunkte und Buchten besucht. Unsere Zeit war knapp und so planten wir für die letzten Tage die kleineren Nachbarinseln Nusa Lembongan und Nusa Ceningan zu erkunden.

Nusa Lembongan – Schnorcheln, Schaukeln und Sonnenuntergänge

Ich mochte den Vibe auf Lembongan. Alles schien kleiner und gemächlicher abzulaufen als auf Penida. Das Programm war einfach, die schönsten Strände besuchen, keinen Sonnenuntergang verpassen und auf einen Schnorchel-Trip gehen. In der Umgebung gab es nämlich Manta-Rochen und diesen Fisch wollte ich unbedingt zu sehen bekommen. Schöne Strände haben wir gefunden und auch charmante Orte für Sonnenuntergänge aber mit den Rochen bin ich leider nicht geschwommen. Trotzdem genoss ich das Schnorcheln extrem. Ich bin eine Wasserratte und fühle mich auf und besonders im Wasser pudelwohl. Zurück vom Schnorchel-Trip entdeckte ich eine Schaukel direkt am Strand. Was habe ich solche Schaukeln vermisst – wahre Kindheitserinnerungen kamen auf.

Nusa Ceningan – Die blaue Lagune

Die Mikroinsel Nusa Ceningan liegt zwischen Lembongan und Penida. Diese Insel war keine Übernachtung wert. Stattdessen erkundeten wir Ceningan innert weniger Stunden mit Dr. Q. Obwohl die Insel klein ist, hatte sie die eine oder andere Sehenswürdigkeit zu bieten. Nebst einer schönen Klippe über dem Riff und einem Restaurant mit Blick auf die mächtigen und schier unendlich langen und perfekt brechenden Wellen, ist Ceningan berühmt für seine versteckte blaue Lagune. Das blau der Lagune ist so unfassbar kitschig. Die Fotos sehen allesamt übertrieben editiert aus, aber ich kann euch versichern, genau dieses blau trifft man in eben jener Bucht an. No filter needed. Wir genossen noch einige kulinarische Köstlichkeiten bevor wir uns am nächsten Tag wieder auf die Rückreise aufmachten. Es waren sehr ereignisreiche Tage und ich sehnte mich wieder nach etwas mehr Ruhe und einem gemächlicherem Reisetempo. Charlotte machte sich auf den Weg nach Canggu, wobei sie meinem Rat gefolgt ist und sich vorübergehend im Beachbums niedergelassen hat. Ich werde mich nach Denpasar, Bali begeben, meinen Pass abholen, um am Folgetag endlich nach Gili Trawangan zu gelangen.

Visa-Verlängerung

Tee aufsetzt hilft nichts, ich hol mir dann mal einen Kaffee – also allen Ernstes jetzt.
Mit Visa-Anträgen und Visa-Verlängerungen hatte ich mittlerweile so einiges an Erfahrung angesammelt. Aber eine Visa-Verlängerung auf Bali zu beantragen war nochmals eine ganz andere Geschichte. Wieso ausgerechnet in Bali? Bei meiner Einreise in Jakarta wurde mir von der Einwanderungsbehörde am Flughafen empfohlen, eine allfällige Visa-Verlängerung in Bali zu beantragen. In einem Blog-Beitrag hatte ich ebenfalls gelesen, dass die Imigrasi, die Einwanderungsbehörde, in Bali die effizienteste sei. Klingt doch vielversprechend. Die Bedingungen waren wie folgt. Man muss drei Mal vor Ort erscheinen. Beim ersten Mal gibt man den Pass samt Visa-Antrag, Kopie des Passes, Buchungsbestätigung für den Weiterflug (einen Flug, den man buchen muss, obwohl man noch kein Visa, bis zu diesem Datum hin, hat) ab. Beim zweiten Besuch erscheint man für Foto und Fingerabdrücke sowie für die Bezahlung der 35USD für das Visa, um schliesslich beim dritten Mal den Pass wieder abzuholen. Die Prozedur dauert in der Regel 14 Tage! ohne Gewähr. Klingt erstmals mühsam.

Erster Besuch – Ausser Spesen nichts gewesen

Nun gut, eine Visa-Verlängerung kann also bis zu 14 Tage dauern. Dabei muss man bis zu drei Mal auf der Imigrasi erscheinen. Folglich musste ich meinen Aufenthalt rund um Bali gut planen, damit ich keinen der Termine verpassen würde. Just zwei Wochen vor Ablauf meines Visas erschien ich gut gelaunt samt allen Unterlagen an einem Freitagmorgen auf der Imigrasi in Kuta nahe Canggu. Nach 25 Minuten warten wurde ich zu einem der wenigen Schaltern gerufen, um zu erfahren, dass ich mich auf der falschen Imigrasi befinde. Diese Behörde sei nicht für Canggu zuständig, sondern nur für Touristen, welche in einer Bleibe oder einem Hotel in Kuta untergebracht sind. «Excuse me could you repeat that?» Sagte ich. Ja, ich hatte richtig verstanden. Ich war etwas ratlos und fragte wo ich den meine Verlängerung beantragen könne? Er meinte: «you have to go to Denpasar, about 30min drive from here. But now ist Friday 11:30am, Imigrasi Denpasar is closed till Monday morning.» Ehm, ok. Wie konnte ich das wissen und wieso macht das überhaupt einen Unterschied. Ach, Leck mich doch am Arsch, dachte ich laut vor mich hin. Ich verabschiedete mich höflich mit einem angestrengten Lächeln und plante einen zweiten Anlauf für den kommenden Montag, diesmal in Denpasar.

Zweiter Besuch – BĂĽrokraten

So geschah es, dass ich montagmorgens auf der Imigrasi in Denpasar erschien. Dabei wusste ich nicht, dass die Aufgabe der Anträge lediglich bis 11:00 morgens möglich war und ich, ohne Witz, 11:02 dort auftauchte. Ich dachte die wollten mich verarschen. Es kostete mich unglaublich viel Ăśberzeugungskraft damit ich meinen Pass samt Antrag abgeben konnte. Wohlbemerkt, ich musste lediglich den Pass abgeben, das Antragsformular hatte ich bereits bei der Imigrasi in Kuta erhalten und daher ausgefĂĽllt mitgebracht. FĂĽr die Beamten war es null Aufwand, cero, nada, niente! Mein Pass samt Antrag wurde schliesslich angenommen. Ich erhielt eine Einladung fĂĽr in einer Woche, um Foto und FingerabdrĂĽcke zu hinterlegen, begleitet von einem Einzahlungsschein. Nach einer abschliessenden Belehrung, dass Schalteröffnungszeiten eingehalten werden mĂĽssen, verabschiedete ich mich mit einem «matur suksma» – danke viel Mals. BĂĽrokratie auf Bali ahoi.

Dritter Gang – Foto und Fingerabdrücke

Nach einer Woche Wartezeit konnte ich also, während eines vorgegebenen Zeitfensters von zwei Stunden, Foto und Fingerabdrücke abgeben. Bali ist gross und der Verkehr die Hölle. Ein sportliches Zeitfenster, wenn ich mal darüber nachdenke. Überpünktlich und adrett gekleidet, erschien ich mit meiner Einladung und der Bezahlungsquittung auf der Imigrasi. Ich durfte mich mit dem gleichen Herrn beschäftigen, der mich bereits beim ersten Mal zu belehren vermochte. Mein Lachen hatte ich, wie meine vorgetäuschte gute Laune auch, ununterbrochen aufgesetzt. Nach 20 Minuten Wartezeit war ich an der Reihe und nach zwei Minuten war die Prozedur durch. Ich erhielt eine weitere Einladung für in einer Woche. Zeitfenster 13:00 – 14:30. Ich wusste, dass ich mich zum vorgegebenen Zeitpunkt eigentlich auf den Weg nach Gili Trawangan machen wollte. Deshalb erfragte ich, ob es möglich wäre den Pass bereits am Vormittag abzuholen, sodass ich die Fähre um 13:00 noch erwischen konnte. Die Antwort des mir bereits bekannten Herrn war kurz und klar. «No! Please listen. You can appear that day or the following two days. Otherwise we can’t guarantee for your passport. Do you understand that.» So ein pathetisches Arschloch dachte ich mir. Ich war nicht auf den Kopf gefallen und wir beide wussten, dass ich auf meinen Pass angewiesen war und er am längeren Hebel sass. Mit einem «OK» als Antwort drehte ich mich um und verliess die Imigrasi. Es ist wichtig das eigene Gesicht und jenes seines Gegenübers zu wahren – dies wurde mir in Jogja als Geheimtipp auf den Weg gegeben. Ich wurde nie unhöflich, ich empfand nur für den Angestellten keine Empathie. Ich verstand seine Art, wie er die Kunden und seine Mitmenschen behandelte, nicht.

Vierter bzw. fĂĽnfter und letzter Akt

In der Hoffnung meinen Pass doch noch am Vormittag zu erhalten, erschien ich am vorgegebenen Tag, aber um 10:55 anstatt um 13:00 in der Imigrasi. Kaum zu glauben, dass ich mich wieder mit Hr. Klugscheisser höchstpersönlich arrangieren durfte. Nachdem ich ihn gesehen hatte, wollte ich eigentlich gleich umdrehen, da ich die Antwort auf meine Frage bereits kannte. Aber im Stapel aus Pässen, welcher sich zu seiner Rechten befand, sah ich einen knallroten Pass – ein Schweizer Pass. Der einzige Schweizer Pass im Stapel. Dieser Pass musste meiner sein! Dies liess mich mit etwas Hoffnung doch noch an seinem Schalter auflaufen. Noch bevor ich meine Frage fertigstellen konnte, unterbrach er mich und meinte: «Passport will be handed out between 1:00 and 2:30pm, goodbye.» «Du kleiner, fetter, apathischer Egozentriker» schwirrte mir im Kopf. «Mir den Pass auszuhändigen, welcher sich neben dir auf dem Tisch befindet, erweist sich wohl als eine Tätigkeit ausserhalb deiner Möglichkeiten». Entspann dich Oli, wieso so aufgebracht. Ich hatte ja keine Wahl und er meinen Pass auf seinem Tisch. Ich erschien 12:58 in der Imigrasi, wurde fünf Minuten später aufgerufen, schnappte mir meinen Pass und verliess die Imigrasi leicht angeschissen, aber dennoch erleichtert. Die Fähre nach Gili Trawangan hatte ich verpasst. Ich buchte mir für diese eine Nacht ein günstiges Hostel in der Nähe des Hafens und schnappte mir gleich eines der Ersten Boote am nächsten frühen Morgen. Denise, I am on my way.

Fake news

Liebe Blogger unter euch da draussen, die behaupten, dass der Abstieg zum Kelingking Beach ein Spaziergang sei und die Strassen allerorts in Nusa Penida problemlos zu befahren sind. Seid ihr diese Strassen und diese Abwege mal entlanggelaufen und gefahren? Denn diese sind alles andere als ein Kindergeburtstag. Auch das Bali der perfekte Ort für eine Visa-Verlängerung sei ist ein Witz. Habt ihr eine Visa-Verlängerung in Bali selbstständig vorgenommen? Bali ist wohl der unkomfortabelste Ort, um eine Visa-Verlängerung zu beantragen. Ich kann das behaupten, da ich meine zweite Visaverlängerung in Lombok vorgenommen habe und dort lief es weitaus angenehmer ab. Beim ersten Imigrasi-Besuch auf Lombok konnte ich den Pass abgeben und das Foto sowie die Fingerabdrücke gleich miterledigen. Den Pass durfte ich bereits fünf Tage später abholen – wohlbemerkt dazwischen lag ein Wochenende! Alle Angestellten sind bestens gelaunt und alle hatten sich Lieb. Werte Reisende da draussen, falls möglich, verlängert euren Pass doch auf Lombok und nicht auf Bali.

Vermehrt muss ich feststellen, dass ich die Reiseblogs anderer, mittlerweile bekannten und gesponserten Backpacker, nicht mehr gerne lese. Sie sind mir zu geschmückt, zu perfekt und kaum noch authentisch. Alles scheint einfach, schön und unbeschwerlich zu sein, aber leider entspricht das selten der Realität. Meine Beiträge versuche ich so authentisch und wahrheitsgetreu wie möglich zu verfassen, immer in der Hoffnung, die Leser so nahe wie möglich an meine Erlebnisse heranzuführen. Ich hoffe, dass auch dieser Beitrag dir gefallen hat und freue mich auf deinen nächsten Besuch auf meiner Homepage.

Carpe Diem
Oli

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