LEICHTE VERSPÄTUNG
2. September 2019
BALI – EIN VISA-GATE, MAGISCHE ORTE UND DIE BEGEGNUNG
27. Oktober 2019
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BALI – EIN VISA-GATE, MAGISCHE ORTE UND DIE BEGEGNUNG
27. Oktober 2019

JAVA – AKTIVE VULKANE, GUTES KARMA UND ÜBERMENSCHEN

Endlich ein Update!

Nach längerer Abwesenheit haben ich mir nun die Zeit genommen, um meinen nächsten Blogeintrag zu verfassen. Aktuell befinde ich mich in Kuta auf Lombok und plane hier noch einige Wochen mit meiner liebevollen Begleitung zu verweilen, bevor ich meine nächste Destination ansteuere. Hiernach meine ersten Eindrücke und Erlebnisse von Indonesien – viel Spass beim Lesen!

Das Land der tausend Inseln

Indonesien. Ein Land, in welches ich persönlich sehr viel Hoffnung stecke. Ein Land, dass bezaubernd sein muss. Eins Land, dass ich länger bereisen will. Mir ist bewusst, dass ich meine Wunschdestinationen kaum in 30 Tage bereisen kann. Daher werde ich mein Visa um mindestens weitere 30 Tage verlängern. 60 Tage könnten vorerst ausreichen, um einen groben Überblick über das Land, die Kultur und die besten Ecken zu erhaschen.

Flughafen Phnom Penh

Von Phnom Penh würde mich ein günstiger Flug nach Jakarta befördern. Als ich mich am Internationalen Flughafen von Phnom Penh für die Gepäckaufgabe und das Check-in einreihte, war mir bewusst, dass ich mit zwei Problemen konfrontiert würde. Zum einen verlangt jede Fluggesellschaft, welche Indonesien anfliegt, eine Buchungsbestätigung für den Ausreiseflug. Diesen Flug hatte ich noch nicht gebucht. Zum anderen war mein Aufgabegepäck zu schwer. Ich hatte einen Budgetflug gebucht womit lediglich 10kg Gepäck zur Aufgabe inkludiert waren. Das Handgepäck war auf 8kg limitiert. Jedes zusätzliche Kilogramm hätte mich etwa 15 USD gekostet.

Mein Ziel war es beide Probleme möglichst ohne zusätzliche Kosten zu lösen. Ich reihte mich hinter dem Schalter ein, bei dem mich am Ende eine bezaubernde, junge Dame erwartete – ich nannte Sie Amelie. Sie bediente gerade eine etwas laute, unfreundliche russische Familie. Damit meine ich Vater Boris 185cm gross und gute 110kg schwer, Mutter Maruska 160cm gross, kurze Haare und tiefe Stimme, angetrieben von drei nörgelnden Kindern und ächzenden Grosseltern. Allesamt redeten mit einem starken russischen Akzent auf die besonnene Frau ein. Amelie tat mir leid.

Auf einen Tango mit Amelie

Ich erhoffte mir, dass ich mit einem Lachen und guter Laune die liebe Amelie für mich gewinnen kann und sich meine beiden Probleme in Luft auflösen würden. Ich war an der Reihe. Mit einem „Salamat Pagi!“ – Guten Morgen auf Bahasa (indonesisch) – gefolgt von einem „how are you doing today, I really like your braid“ – begann ich den Smalltalk. Amelie hatte die Haare zu einem Zopf geflochten und mit diesem ehrlich gemeinten Kompliment wollte ich das Eis brechen. Amelie lächelte dankend zurück und ihre Laune besserte sich schlagartig. Weiter so Oli.
Während dem ich mein Gepäck auf das Band legte, sah ich auf der Anzeige 12,6 kg. Scheisse, das wären dann 2,6 kg zu viel. Ich trug bereits meine langen Hosen, ein Pullover sowie meine Jacke. Zudem hatte ich all meine T-Shirts, mein Badetuch und sämtliche elektronischen Gadgets in mein Handgepäck umgeladen, aber dennoch war mein Rucksack zu schwer. Ruhe bewahren Oli.

Amelie sprach mich zuerst auf den Weiterflug an. Ich sagte ihr, dass ich plane mein Visa zu verlängern und daher noch keinen Flug gebucht hätte. Amelies Vorgesetzter tigerte hinter ihrem Rücken auf und ab, was selbst mich nervös machte. Amelie gab mir zu verstehen, dass ich einen gebuchten Weiterflug vorweisen muss, ungeachtet wie sich mein Aufenthalt in Indonesien entwickelt. Ich zückte mein Smartphone, buchte den günstigsten Flug für in vier Wochen von Jakarta nach Kuala Lumpur für 40 Euro und zeigte ihr gefühlte fünf Minuten später meine Buchungsbestätigung. Diesen Kosten konnte ich also nicht vermeiden. Auf meiner späteren Reise erfuhr ich über eine Möglichkeit, wie ich dieses Geld zurückbekommen würde – darüber aber in meinem nächsten Blog mehr.

Hakuna Matata

Amelie gab mir zu verstehen, dass sie leider keine Ausnahme machen kann, wenn es um den Ausreiseflug gehe. Kein Problem, ich zeigte Verständnis. Die Stimmung war immer noch gelassen. Nun zum zweiten Problem. Amelie schaute etwas genauer auf ihren Bildschirm und dann auf mein Rucksack während ihr Vorgesetzter konstant hinter ihrem Rücken auf und ab schlich. Amelie guckte mich leicht fragend an und mein Schmunzeln verriet mich. Wir beide wussten, dass mein Gepäck zu schwer war. Sie zögerte etwa fünf Sekunden, druckte das Etikett aus, heftete es an meinen Backpack und wünschte mir mit breitem Grinsen „a lovely day and a wonderful stay in Indonesia“. „Have a great day“ antwortete ich mit einem ehrlichen Lachen, schnappte meinen Pass samt Bordkarte und schlenderte Richtung Gate.

Jakarta

Die Einreise samt Visa-Antrag war reine Routinearbeit und kaum nennenswert. Die ersten 30 Tage Aufenthalt waren mir gesichert, mit der Option, mein Visa im Land um weitere 30 Tage zu verlängern. In der Hauptstadt wollte ich nicht zu lange verweilen. Jakarta ist hässlich. Sobald ich mir einen Überblick verschafft habe, wie ich nach Yogyakarta komme und wo ich eine SIM Karte erhalte, werde ich die Hauptstadt verlassen und mit dem Zug halb Java durchqueren. Java ist der Name der Insel, auf der sich Jakarta und Yogyakarta befinden. Eigentlich wollte ich mein anhaltendes Fieber noch in Jakarta auskurieren und mein unruhiger Magen unter Kontrolle bekommen. Dieses Vorhaben habe ich nach Yogyakarta verschoben.

Yogyakarta

Jogja, wie die einheimischen die Stadt nennen, ist der Ausgangsort, um die beiden mächtigen Tempelanlagen Borobodur und Prambanan zu besuchen. Die achtstündige Anreise mit dem Zug war angenehm und der Zug, mit lediglich sieben Minuten Verspätung, überraschend pünktlich. Jogja war eine nette Stadt mit Charm aber halt eben immer noch eine Stadt. Ich checkte in einem netten Hostel ein und freundete mich direkt mit dem jungen Eigentümer an. Das Hostel wurde gerade erst eröffnet und der Eigentümer betrieb das Hostel mit lediglich einem Angestellten. Es erinnerte mich stark an die Zeit auf Koh Rong Samloem. Ich und der Eigentümer verstanden uns prächtig und wir tauschten Geschichten über das Hostelleben, das Reisen und die Kulturen aus. Er gab mir sämtliche Informationen und Tipps, die ich für die nächsten Tage benötigte.

Stadterkundung

Auch Jogja hatte einige Sehenswürdigkeiten zu bieten. Es handelte sich um eine ältere Stadt mit entsprechender Geschichte. Ich besichtigte das Wasserschloss, die unterirdische Mosche und die Residenz des Königs. Die Stadtmauer und der Markt besuchte ich dabei auf dem Rückweg meiner Tagestouren. Soweit alles ganz nett.

Kultur

Java war eine stark muslimisch geprägte Insel. Moscheen waren überall zu sehen. Auch die Gebete waren fünf Mal täglich zu hören. Die erste Session begann morgens um 04:30! Es dauerte zwei bis drei Tage, bis ich mich an das Hallen von den Moscheen gewöhnt hatte. Zur Kultur gehörte natürlich auch das Essen. So wagte ich mich an die authentische indonesische Küche, welche nebst den bekannten Gerichten Nasi Goreng, Mi Goreng und Satay-Spiesse einiges zu bieten hat. Reis bildet dabei in den meisten Fällen die Basis. Reis konnte ich gerade gut gebrauchen, da mein Magendarmtrakt die zugeführte Nahrung weiterhin unverarbeitet ausscheidete – mehrmals täglich. Bisher wurde ich von solchen Magenverstimmungen verschont, nicht diesmal. Mein Fieber verschwand dafür ziemlich bald. Jedoch gesellte sich zu der andauernden Magenverstimmung eine hartnäckige Erkältung dazu. Indonesien, so war das nicht abgemacht.

Borobodur

Ganz oben auf meiner Liste waren natürlich die beiden grossen Tempelanlagen. Borobodur ist die grösste buddhistische Tempelanlage der Welt! Somit unterschied sich diese Anlage von den Tempeln, die ich bisher gesehen habe. Zudem hatte ich bereits länger keine Tempelanlage besucht. Ich war also fit für ein Tag voller Tempel und Buddha-Statuen. Borobodur konnte man, wie praktisch alle Sehenswürdigkeiten, mit einer geführten Tour oder auf eigene Faust erkunden. Klar schaukle ich das Ding auf eigene Faust! Da ich für den Sonnenaufgang ganz oben auf der Anlage stehen wollte, sicherte ich mir meinen Roller bereits am Vorabend. Die Anfahrt sollte etwa 1,5 Stunden dauern weshalb mein Tag bereits um 04:00 begann – noch bevor die ersten Schreie der Mosche zu hören waren. Ich verbrachte etwa fünf Stunden in der Anlage. Ich lies mir Zeit. Gedulde war gefragt, wenn man ein Schnappschuss der Statuen und der Anlage haben wollte, ohne dabei andere Touristen auf seinem Foto zu verewigen. Nach meiner Fotosession ging es für mich zurück ins Hostel, um mich kurz auszuruhen. Am Nachmittag stand die Anlage von Prambanan auf dem Programm.

Prambanan

Auch bekannt als die grösste hinduistische Tempelanlage Indonesiens! Die Anlage befand sich einen gute Scooter-Stunde von meinem Hostel entfernt. Natürlich in entgegengesetzter Richtung von Borobodur. Sonnenuntergang war um etwa 17:30. Ich hatte also gut vier bis fünf Stunden Zeit die gesamte Anlage zu erkunden. Der Grund wieso ich beide Anlagen an einem Tag besuchte war, wie so oft, aus Spargründen. Bei der ersten Anlage hatte ich ein Komboticket erworben wodurch ein massiver Rabatt gewährt wird, aber eben nur wenn beide Tempelanlagen am selben Tag besucht werden. Das Komboticket wird nicht aktiv beworben. Man muss spezifisch danach fragen. Den Tipp habe ich von meinem Hostelbesitzer erhalten. Sparfuchs Oli liess sich dieses Angebot natürlich nicht entgehen. Die Anlage war, wie Borobodur auch, sehr eindrücklich. Besonders zur goldenen Stunde, bevor die Sonne sich verabschiedet, leuchteten die Türme in einem atemberaubenden Gold. Auch hier sprechen die Bilder für sich.

Karma

Als unaufmerksam oder duselig würde ich mich nicht bezeichnen. Jedoch hatte ich, aus mir unerklärlichen Gründen, mein Smartphone bei einem Tempel liegen gelassen. Ich wusste noch, dass ich einen speziellen Tempel auf der Mappe meines Smartphones suchte und danach vermutlich das Telefon einfach neben mich legte bevor ich meine Wasserflasche einpackte und los lief.

Beim Tempel angekommen bemerkte ich mein Missgeschick. Fuck fuck fuck fuck fuck fuck schoss mir durch den Kopf. Bloss nicht mein Smartphone fuck fuck fuck fuck fuck. Innert eines Sekundenbruchteils wusste ich wo ich es liegen gelassen habe. An einer Stelle, an dem sich sprichwörtlich hunderte Touristen tummeln. Innerlich hatte ich mich bereits von meinem essenziellen Wegbegleiter verabschiedet. Den fünf Minuten Fussmarsch absolvierte ich in gefühlten 45 Sekunden. Ich passierte das Eingangstor zum Tempel, umlief eine chinesische Gruppe und stand an dem Ort, an dem mein geliebtes Telefon liegen sollte. Zu meinem Erstaunen lag es unangetastet an derselben Stelle. DANKE KARMA! Ich würde mich nicht als Materialist bezeichnen aber ohne Pass, Smartphone und Kreditkarte ist man als Weltenbummler angeschissen!

Mir fiel ein Stein, grösser als das Jungfraumassiv, vom Herzen. Endlich ein glückliches Ereignis zu meinen Gunsten. Fairerweise muss ich dazu sagen, dass ich während meiner Reise eine ordentliche Anzahl Karmapunkte gesammelt habe und weiterhin sammle. Karmapunkte unter diesen Umständen einzulösen, für mich ein fairer Deal. Ein ereignisreicher Tag neigte sich dem Ende zu. Todmüde aber erleichtert liess ich mich in die Federn fallen und gönnte mir eine ordentliche Portion Schlaf. Bereits am nächsten Tag ging die Reise für mich weiter.

Karimunjawa

Leicht angeschlagen und mit einer dicht verstopften Nase reiste ich nach Karimunjawa, eine Insel im Norden Javas. Das Fieber war unterdessen weg und meine Verdauung funktionierte wie ein Schweizer Uhrwerk. Die Erkältung blieb hartnäckig. Da ich diese nicht in der Stadt kurieren konnte, musste ich auf eine Insel fliehen. Ich sehnte mich nach den Island Vibes und Karimunjawa hörte sich vielversprechend an. Auf der Insel war frischer Fisch überall verfügbar und so gönnte ich mir meine tägliche Portion frisch gefangenen Thunfisch. Der Markt war gleich um die Ecke des Hostels und der Preis unschlagbar günstig. Ein 30cm Thunfisch mit Reis und Tee kostete mich durchschnittlich CHF 3.–!

Für die Tage mietete ich mir einen Roller und erkundete die kleine Insel und die schönsten Strände. An Tag vier entschloss ich mich, trotz meiner anhaltenden Erkältung, doch noch schnorcheln zu gehen. Ich durfte schlicht nicht zu tief tauchen aber schnorcheln an sich sollte kein Ding sein, was sich auch bestätigte. Die Szenerie war schön, nicht umwerfend aber sicherlich sehenswert. Bestens gelaunt und leicht gebräunt war ich bereit, die nächsten beiden grösseren Abenteuer in Angriff zu nehmen. Der Bromo ist ein aktiver Vulkan und der Ijen bekannt für seinen säurehaltigen See und dem Blue Fire. Die vom Hostel arrangierte Anfahrt würde mich von Karimunjawa aus rund CHF 75.– kosten. Ich war mir sicher, dass ich auch hier für bedeutend günstiger von Karimunjawa nach Cemoro Lawang, dem Dorf direkt am Bromo, kommen würde.

Cemoro Lawang

Die Anfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln war natürlich wieder ein Abenteuer für sich. Mit einer Übernachtung in Probolinggo erreichte ich Cemoro Lawang am nächsten Morgen, ausgeruht und bestens gelaunt. Gekostet hat mich die Anreise auf eigene Faust CHF 32.–. Darin ist die Übernachtung und das Frühstück in Probolinggo enthalten. Auf der Minibus Fahrt von Probolinggo nach Cemoro Lawang habe ich mit den anderen Reisenden eine gesellige Reisegruppe gebildet. Diese setzte sich nebst meiner Wenigkeit aus einem Alpinsport-faszinierte italienischen Pärchen, einem Crossfit-begeisterten Pärchen aus Frankreich, welche beide einen PhD Titel in Maschinenbau besassen, und einer italienischen Fussballspielerin zusammen. Na dann, auf geht’s!

In Cemoro Lawang hatten wir alle dieselben Pläne. Erstens den Bromo zu besteigen und zweitens den Sonnenaufgang über dem Tal der Vulkane, von einem entfernteren Viewpoint aus, zu bestaunen. Ich hatte noch keine Unterkunft gebucht und wie es der Zufall so wollte, hatte das französische Pärchen ein Zimmer mit drei Betten gebucht. Für einen Drittel des eigentlichen Zimmerpreises hatte ich eine günstige Bleibe gefunden und das Pärchen war über die zusätzliche Einnahme erfreut, Win-Win!

Vulkan Bromo

Da wir nach unserer Ankunft noch sechs Stunden bis zum Sonnenuntergang hatten, schlug ich vor, den Bromo noch am selben Tag zu erklimmen. Was den Bromo betrifft, hatte ich gemischte Gefühle. Vor zwei Tagen, in Karimunjawa, wurde mir mitgeteilt, dass der Krater des Bromos geschlossen sei und dass man lediglich bis zum Fusse des Vulkans gehen kann – Grund: Eruptionsgefahr. Doch in Cemoro Lawang angekommen wurde uns mitgeteilt, dass der Krater gerade eben wieder geöffnet wurde, come on! Der Abstieg ins Tal und Aufstieg zum Krater dauerte 50 Minuten. Der Parkeintritt kostet 325’000 Indonesien Rupiah, umgerechnet 23.– Schweizer Franken. Als selbsternannter Sparfuchs und mittlerweile erfahrener Weltenbummler hatte ich einen Weg gefunden diese hohe Eintrittsgebühr zu umgehen.

In meiner Smartphone Mappe, maps.me, habe ich einen Hirtenpfad entdeckt. Dieser Weg führte uns, wie erhofft, durch einen kleinen Wald an der Eingangskontrolle vorbei.  Im Tal angekommen machten wir uns gut gelaunt auf den Weg zum Vulkan und bestiegen diesen rasch möglichst. Das Tal bestand aus Asche und war vergleichbar mit einer staubigen Wüste. Mein dünner Schal diente mir als Atemschutz. Unsere Kleider waren nach der Wanderung von Aschestaub bedeckt. Halb so wild. Der Bromo war mein erster aktiver Vulkan. Entsprechend gross war meine Freude, als ich oben angekommen in den Krater blicken konnte. Als Beweis noch schnell einige Bilder geschossen, machten wir uns während des Sonnenuntergangs auf den Rückweg in unsere Herbergen. Wir verabredeten uns zum Abendessen bei einem lokalen Warung, so heissen die lokalen kleinen Restaurants, und planten die Wanderung für den Sonnenaufgang für den kommenden Morgen.

King Kong Hill

Es gibt einen kleinen Berg gegenüber dem Bromo, welcher sich für Sonnenaufgänge ausgezeichnet eignet. Dieser Hügel hat etwa fünf bis sechs gute Aussichtspunkte welche natürlich von den geführten Touren ebenfalls angesteuert werden. Um uns einen Top-Platz zu sichern ging es früh morgens um 03:30 los, um noch vor den Tourgruppen oben anzukommen. Geplante Marschdauer – 2Std 10min. Unser Hostelbesitzer verriet uns einen Aussichtspunkt namens King Kong. Da dieser mit dem Auto nicht angefahren und erklettert werden muss, tummeln sich dort tendenziell weniger Touristen rum.

Zur verabredeten Zeit marschierten wir also Richtung King Kong Hill los. Wie bereits erwähnt setzte sich unsere Reisegruppe aus Alpinisten, Sportfanatiker und meiner Wenigkeit zusammen. Das Laufen und Wandern war ich mir gewohnt und konditionell war ich auf einem guten Level – dachte ich jedenfalls. Unsere Truppe bezwang die Route in 1Std und 10min – eine ganze Stunde schneller als eigentlich vorgesehen. Ich konnte zwar die Geschwindigkeit halten, war aber fix und alle. Meine anhaltende Erkältung war dabei alles andere als hilfreich. Vielleicht doch etwas zu übermütig unsere Marschgeschwindigkeit, denn auch die anderen waren offensichtlich ausser Atem. Ohne Kaffee oder Frühstück und mit lediglich drei Stunden Schlaf war dieser Marsch ein Akt. Wir sicherten uns den bestmöglichen Aussichtspunkt und wurden für unsere Anstrengung mit einem herrlichen Sonnenaufgang belohnt.

Banyuwangi

Auf Java stand lediglich noch eine Sehenswürdigkeit auf meiner Liste – der Vulkan Ijen. Dieser war bekannt für sein blaues Feuer, dem gelben Schwefel und dem türkisfarbenen See. Ich quartierte mich in einem Hostel in Banyuwangi ein, dem Ausgangsort für die Erklimmung des Ijens. Was ich von geführten Touren halte, sollte unterdessen klar sein. So organisierte ich mir vor Ort einen Roller, die essenzielle Atemschutzmaske und genügend Proviant. Zurück im Hostel erfuhr ich, dass ein junges deutsches Pärchen, Nina und Matze, den Ijen ebenfalls am nächsten Tag erklimmen wollen und so schlossen wir uns zu einem kleinen Team zusammen. Top motiviert und mit geladenen Akkus ging es für uns um Mitternacht los!

Vulkan Ijen

Es stand einiges auf dem Programm. Die Tore am Fusse des Berges öffneten zwischen 01:00 und 02:00. Wir wollten unbedingt vor dem grossen Ansturm den Krater erreichen, weshalb wir um Mitternacht losfuhren, um nach einer einstündigen Rollerfahrt die Eingangstore zu erreichen. Der Aufstieg dauerte eine weitere gute Stunde. Es war stockdunkel und selbst mit der Stirnlampe sahen wir maximal fünf Meter weit. Dafür versprach der unglaublich klare Sternenhimmel einen guten Sonnenaufgang. Oben als einer der ersten angekommen, stiegen wir direkt in den Krater runter.

Blaues Feuer und gelber Schwefel

Für den Abstieg war dann auch die Atemschutzmasken erforderlich, um nicht etwa den gelben, ätzenden Schwefelrauch ungefiltert einzuatmen. Selbst durch die Maske war der beissende Geruch des Schwelfels zu riechen. Der Rauch brannte in den Augen und in der Lunge, trotz geschlossenen Augen und Atemschutzmaske – ungeheuer. Unten angekommen erwartete uns dann schliesslich das blaue Feuer, welches nur im Dunkeln zu sehen ist. Das blaue Feuer wird durch Schwefel und Gase erzeugt, welche sich an der Luft selbst entzünden. Der Schwefel hingegen entsteht durch den Schwefelrauch, welcher am Gestein abkühlt und so eine feste, steinartige Struktur annimmt.

Nach einem kurzen Anblick und einigen Schnappschüssen, verliessen wir die Quelle und begaben uns auf den Rückweg, um uns einen guten Platz für den Sonnenaufgang zu suchen. Auf dem Weg nach oben bemerkten wir den Menschenansturm. Die vielen Stirnlampen zeigten uns unseren Rückweg aus dem Krater. Gottseidank sind wir frühestmöglich angereist. Ich wollte auf keinen Fall in mitten der Menschenmenge den Abstieg bewältigen müssen.

Minenarbeiter als Übermenschen

Die Minenarbeiter hinterliessen mir einen bleibenden Eindruck. Ihre Aufgabe war es den Schwefel abzutragen und den gesamten Weg zurück an die Hauptstrasse zu transportieren. Gearbeitet wurde von 02:00 morgens bis zum Sonnenuntergang. Das ganze ohne Atemschutzmaske und Schutzbrille dafür teilweise in Flipflops – unvorstellbar! Nachdem die Arbeiter ihre Körbe mit rund 70-100kg! Schwefelgestein gefüllt hatten, machteb sie sich auf den irrsinnig anstrengenden steilen Aufstieg. Man stelle sich vor, diese Männer haben eine Körpergrösse von etwa 160cm. Oben am Kraterrand angekommen wurde das Gestein auf einen kleinen Karren umgeladen und runter zum Haupteingang gefahren, um es dort für 6 Rappen pro Kilogramm zu verkaufen. Ein gut gefüllter Korb brachte ihnen also vier bis sechs Schweizer Franken. Was für eine Tortur. Um etwas mehr Geld zu verdienen, trugen sie für wenig Geld «müde» Touristen in ihren kleinen Karren nach oben! Ich traute meinen Augen nicht. Die Lebenserwartung jener Arbeiter liegt Jahrzehnte unter dem Landesdurchschnitt – absolut nachvollziehbar. Mit Sicherheit einer der schwersten, wenn nicht der härteste Job der Welt.

Sonnenaufgang über dem Säurefass

Wir sicherten uns einen idealen Standort am Kraterrand des Vulkans und warteten eine weitere Stunde bis die Sonne sich zu erkennen gab. Es war um einiges kälter als erwartet. Ich trug gerade genügend Kleiderschichten, um nicht zu frieren. Vor Sonnenaufgang war es Zeit für eine Zwischenverpflegung. So gönnte ich mir Bananenchips, einen Proteinriegel und ein Schluck Wasser. Der Sonnenaufgang war beeindruckend. Alsbald die Sonnenstrahlen vom ätzenden See reflektiert wurden, zeigte sich der See in vollem türkisfarbenem Glanz. Der See wird von Experten als grösstes Säurefass der Welt bezeichnet und erreicht einen PH-Wert, der jener von Batteriesäure nahe kommt. Die Farbe war sehr eindrücklich und erinnerte mich irgendwie an den Brienzersee. Wir nahmen uns die Zeit und schossen einige Fotos von verschiedenen Standorten aus. Matze und Nina blieben für ihre Mittagspause am Krater. Ich war fix und alle und begab mich alleine auf den Rückweg, um meine Weiterreise für den nächsten Tag zu planen.

Nächster Halt Bali

Als meine erste indonesische Insel, verliess ich Java mit einem positiven Eindruck. Die Kultur, das Essen und die Einheimischen mochte ich von Beginn an. Auch die Jahreszeit schien ideal zu sein. Für viele Studenten hatte das neue Semester begonnen und so waren diese jungen Reisenden weniger anzutreffen. Ich war nun ein Katzensprung von der Insel Bali entfernt und es war an der Zeit weiter zu reisen. Canggu auf Bali soll für Backpacker ein idealer Ausgangspunkt sein. Ich konnte es kaum erwarten mehr Zeit am Strand zu verbringen, meine Erkältung definitiv zu begraben und mich auf neue Abenteuer vorzubereiten.

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