LOMBOK & FLORES – ĂśBER MATROSEN, TRAVELHACKS UND OLI’S GLĂśCK
13. November 2019
SULAWESI & SUMATRA – NEUE INSELN, ROBINSON CRUSOW UND PRIMATEN
10. Januar 2020
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10. Januar 2020

KUTA – EIN ZUHAUSE, DAS SURFEN UND EIN SCHWERER ABSCHIED

Kuta auf Lombok

In diesem Blogpost will ich über unseren Monat auf Kuta berichten. Von der Rückreise nach Kuta über die Visa-Verlängerung und dem Surfen bis hin zur Abreise von Denise.

Flores

Nach unserem Bootstrip von Lombok nach Flores, gönnten wir uns eine Verschnaufpause in der nordöstlichen Hafenstadt Labuan Bajo. Flores war bekannt für seine grünen Wälder, schönen Wasserfälle, antiken Dörfer und atemberaubenden Landschaften. Uns war auch bewusst, dass sich eine Erkundungsreise durch Flores gerade jetzt, da wir uns bereits auf der Insel befänden, anbieten würde. Aber wir wollten surfen. Wir sehnten uns nach einem zu Hause weg von zu Hause. Einem Ort, an dem wir mehrere Wochen bleiben würden. Wir wollten unser Gepäck einfach mal ausgebreitet liegen lassen, ohne nach wenigen Tagen wieder aufbrechen zu müssen. Flores bleibt auf meiner Liste und ich werde die Insel zu einem späteren Zeitpunkt bereisen, garantiert.

Fähre – Bus – Fähre – Minibus – Minivan

Eine 28-stündige Reise lag vor uns. Wir entschieden uns gegen den Flugtransport und für den längeren, mühsamen, aber günstigeren Land- und Wasserweg. Eine Fähre brachte uns von der Hafenstadt zur westlichen Insel West Nusa Tanggara. Juhu, wieder einige Stunde auf einem Boot! Stunden später erreichten wir das Festland. Die Busse warteten bereits ungeduldig auf uns Passagiere. Wir hatten uns vorgängig über die Preise informiert. Da unterschiedliche Busse und Anbieter zur Auswahl standen und die Konkurrenz gross war, konnten wir den Preis grosszügig drücken.

Nach einem guten Deal und der mehrstündigen Busfahrt, mussten wir mitten in der Nacht auf die Fähre umsteigen. Das zumindest haben wir aus den Worten: «you go boot, no bus, no swim» des Fahrers verstanden. Denise war gerade eben eingeschlafen und nach dem ruppigen Aufwachen entsprechend angeschissen. Mittlerweile waren wir bereits gut 18 Stunden ununterbrochen unterwegs. Auf der Fähre suchten wir Schlaf. Dies wurde von den Verkäufern auf der Fähre aber verunmöglicht, da diese ununterbrochen: «Nasi Goreng, Nasi Goreng» schrien! Müssen wohl Misanthropen sein. Wer sonst schreit unaufhörlich Nasi Goreng mitten in der Nacht auf einer Fähre, während sich Passagiere nach Schlaf sehnen.

Morgens um sechs dann erreichten wir die Ostküste von Lombok – endlich. Wir hatten es bald geschafft. Wir wurden zum nächsten Busterminal chauffiert, wo wir unseren letzten Transport zum Hostel arrangierten. Gute 28 Stunden später erreichten wir unsere gebuchte Bleibe für die nächsten 2 Tage – Hallo Kuta.

Hallway Homestay und Mutti Uyun

Die Reise war überstanden und wir hatten es ohne Umweg und Verluste zurück nach Kuta geschafft. In Kuta fühlten wir uns wohl. Nun suchten wir eine Unterkunft für die nächsten vier Wochen. Bedingungen: Ein Privatzimmer in der Nähe des Zentrums mit funktionaler Warmwasser-Dusche, einer ausgestatten Küche (idealerweise mit Standmixer für Smoothies), Klimaanlage und gutes WiFi. Ja, wir stellten hohe Ansprüche. Das Ganze durfte dabei nicht mehr als CHF 10.— pro Nacht kosten, also 5.— pro Person. Auf den Portalen Booking, Agoda und Hostelworld fanden wir nichts was unseren Ansprüchen genügen würde. Auch als wir uns im Zentrum und in der näheren Umgebung an den «Rooms available»-Schildern orientierten, wollte nichts Perfektes dabei sein. Letzte Chance Air-B&B.

Ich hatte Air-B&B in Asien nie wirklich in Betracht gezogen, aber es konnte ja nicht schaden. Die Auswahl war gering, aber darunter war ein Juwel – Hallway Homestay.  Wir machten uns auf den Weg die Bleibe und die Gegend zu besuchen. Vor Ort trafen wir Uyun – der Boss auf dem Platz. Ihrem Mann gehörte dieser Bungalow-Komplex, wenn man es so nennen will. Aber Uyun hatte klar die Hosen an. Wir schauten uns das Zimmer an und es war perfekt! Alle unsere Bedingungen schienen erfĂĽllt. Nun ging es um den Preis und Uyun hatte Verhandlungsgeschick. Wir einigten uns auf exakt CHF 10.— pro Nacht inklusive FrĂĽhstĂĽck. Was fĂĽr ein Deal! Ein Deal der alle glĂĽcklich stimmte!

Nachdem uns Uyun noch einen Roller zu einem Spotpreis organisieren konnte, fuhren wir zu unserem alten Hostel, packten unsere Sachen, checkten aus fuhren zurück zu unserem neuen zu Hause, schmissen unser Gepäck in eine Ecke und zelebrierten unsere neue Bleibe, die warme Dusche, das offerierte Frühstück und das verdammt geile Leben!

To-Do Liste Kuta

Ganz ohne Verpflichtungen und ohne Hausaufgaben blieben wir dann doch nicht in Kuta. Auf unserer To-Do Liste waren folgende Punkte aufgeführt. Denises Reisepass in Mataram abholen, Oli’s Visarun, Surfen, Denise musste einen Job in Australien finden, Surfen, Lion King 2 gucken, Handstand üben, zusammen kochen, Surfen, ein Blogbeitrag schreiben, Einen Kaffeefilter bauen (da die Indonesier einfach nicht wissen wie man einen Kaffee zu trinken hat – sorry) und zu guter Letzt das Surfen!

Mataram – Visa und Spielhallen

Denise hatte Ihre Visaverlängerung beantragt, noch bevor wir den Bootsausflug nach Flores anraten. Entsprechend mussten wir den ihren Pass nur noch in Mataram auf der Imigrasi abholen. Dies lief wie geschmiert. Die einstĂĽndige Anreise sollte nicht nur des Reisepasses wegen sein. Wir verbrachten die restliche Zeit des Tages damit in Einkaufszentrum rumzuirren wobei wir eine Spielhalle entdeckten. EINE SPIELHALLE! Vom Airhockey-Tisch ĂĽber ein Shootergame zum Virtuellen-Motorradrennen und Tanzwettbewerb – unser inneres Kind war geweckt! Wir kauften uns die benötigten Credits und probierten die besten Spiele aus. Wir lachten, schwitzten, fluchten und lachten wieder. Denise konnte zwar den Gesamtsieg einheimsen aber bei der Königsdisziplin, Airhockey, konnte ich meine Ehre wahren. 

Visarun

Ich hatte bereits zwei Monate in Indonesien verbracht und wie es sich herausstellte, waren 60 Tage bei weitem nicht genug. Ich brauchte mehr Zeit für dieses wunderbare Land. Zwei Monate in Indonesien bedeuteten auch, dass ich mein Visa nicht mehr im Land selber verlängern konnte. Ich musste also das Land verlassen und erneut einreisen, um ein gültiges Visum für die nächsten 30 Tage, mit der Option auf 60 Tage zu verlängern, zu erhalten. Ein klassischer Visarun stand mir bevor. Ich suchte den günstigsten Flug vom nahegelegenen Flughafen in Lombok nach «mir absolut egal» wohin. Die Suche ergab, dass Kuala Lumpur (KL), Malaysia die günstigste Destination für einen Hin- und Rückflug war – natürlich am selben Tag. Ich kaufte einige Snacks, packte meinen Laptop und die Kopfhörer in meinen Daypack und tritt meinen kleinen Tagesausflug an.

Lombok – Kuala Lumpur – Lombok

Morgens um sechs Uhr bestieg ich den Flieger und landete pünktlich in KL. Nach Erkundigung des Flughafens setzte mich in das günstigste Restaurant mit WiFi – ein Burger King. Ich arbeitete an einem Blogpost bevor es Zeit wurde meinen Rückflug anzutreten. Gleiches Prozedere wie auf dem Hinflug. Beim betreten des Flugzeuges begrüsste mich die gleiche Crew wie bereits auf dem Hinflug. Ein eigenartiger Moment.

In Lombok angekommen dachte ich mir die Einreise würde einfach von der Hand gehen – aber da waren ja wieder die Offiziellen von der Einwohnerbehörde. Der Herr war korpulent, um es höflich zu beschreiben. Er hatte eine stramme Frisur und ein unehrliches Lächeln im Gesicht. Die Frau vor mir, sie hielt einen französischen Pass, hatte denselben Tagesausflug wie ich hinter sich – ein Visarun nach KL. Die Beamte bohrte bei ihr unaufhörlich nach, wieso sie denn am selben Tag ein uns ausreiste und wieso sie sich so lange in Indonesien aufhalten würde und ob sie einer Arbeit nachgehe. Es war 22:30 und weder sie noch ich hatten die Nerven sich mit den Beamten zu streiten. Nachdem sie die Beamten überzeugen konnte, dass sie lediglich reise, erhielt sie den Einreisekleber und Stempel.

Ich war an der Reihe. Gleiches Spiel. Ich sagte, ich könne ihm die Fotos meiner Destinationen, meine Reiseroute und meine Homepage zeigen – ich will bloss Indonesien bereisen. Ich war zu müde und mir war nicht nach Spiel und Spass – darum setzte ich auch kein Lächeln mehr auf. Erstaunlich schnell nickte er, stempelte den Pass und gab mir noch den Tipp – «next time, apply for a six month visa – that’s the cheaper option» Ich solle also von Beginn an ein sechs Monate Visa beantragen, dies sei günstiger. Jajaja dachte ich mir. Eine ausgewogene Ernährung und mehr Bewegung würden seiner Figur zugutekommen – dachte ich laut vor mich hin.

Surfen

Ich wollte endlich surfen. Kuta war ein idealer Ausgangspunkt, um mit dem Surfen zu beginnen. Denise stand bereits zwei oder drei Male auf dem Surfbrett. Ich genau einmal und das vor gefühlten fünf Jahren. Wir erkundeten uns bei Mutti Uyun, welcher der richtige Strand für Anfänger sei, wonach sie uns den Ort auf der Karte zeigte.

In den folgenden vier Wochen verbrachten wir unzählige Stunden am Strand, im Wasser und natürlich auf dem Board. Wir blieben unserem Surfshop, Hary’s, treu. Er, sowie die anderen Surfer und Surflehrer dort, wurden zu Freunde. Das Surfen haben wir uns schrittweise selbst beigebracht. Wir haben uns unzählige Surfvideos angeschaut, die Einheimische um Tipps gebeten und natürlich stundenlang geübt. Unzählige Male wurden wir von der Wucht der Wellen unter Wasser gedrückt, mitgerissen oder einfach weggespült. Öfters frustrierend aber immer wieder lehrreich. Wir halfen einander und gaben uns Tipps. Denise spürte es, sobald ich unkonzentriert, ungeduldig oder hungrig wurde – ohne dass ich es je zugeben wollte. Sie behielt natürlich recht.

Wir wurden besser, Welle für Welle. Wir machten beachtliche Fortschritte und wechselten bereits nach kurzer Zeit vom Anfängerboard zum fortgeschrittenen, kürzeren und schmaleren Hardtop. Jeder Tag auf dem Surfboard endete mit brennenden Schulter- und Rückenmuskeln sowie neuen Schnitten an den Füssen und Beinen. Dabei immer begleitet von einem unglaublichen Glücksgefühl. Ich liebte es.

Kaffeefilter

Der Kaffee in Indonesien ist an sich ganz ok. Aber die Weise wie er serviert und getrunken wir, damit konnte ich mich nicht anfreunden. Der gemahlene Kaffee wird nicht gefiltert. Stattdessen wird das Pulver in eine Tasse gegeben und mit heissem Wasser aufgegossen. Kurz umrĂĽhren, zwei Minuten sitzen lassen und geniessen. Gegen Ende musste man dann vorsichtig schlĂĽrfen, um nicht etwas den Kaffeesatz zu trinken. Nein, so will ich meinen Kaffee nicht trinken. Ich wollte meine Tasse Kaffee geniessen, ohne dabei zu achten, ob ich bereits am Kaffeesatz nuckle oder nicht.

Denise war mit einem nachgewiesenen IQ von 129-134 hochbegabt. Ich als Ingenieur liebe das Lösen von Problemen und Optimieren von Systemen. Wäre ja gelacht, wenn wir für ein solch einfaches Problem keine kostengünstige Lösung finden würden. So geschah es, dass Denise aus normalem Haushaltspapier einen Filter designte und faltete, während ich eine PET-Flasche zu einem Filter-Chassis umfunktioniert. Das Resultat war ein funktionaler Kaffeefilter.

Travelhack

Mein Travelhack fĂĽr diesen Blogpost: Lokale SIM Karten. Wo immer man in SĂĽdostasien hinreist, sollte man sich eine einheimische SIM-Karte beschaffen. SIM Karten werden oft an jeder Ecke verkauft und kosten meistens CHF 1.– bis 3.–. Das Datenpaket, welche man sich dazukauft, kostet in der Regel zwischen CHF 5.— bis 15.— pro Monat, je nach gewĂĽnschter Datenmenge. Mit dem Internet auf dem Smartphone ist man frei. Man kann sich gĂĽnstige Taxis/Grab/Uber bestellen, die besten Hostelangebote von unterwegs reservieren, Musik hören, auf der Reise BĂĽcher herunterladen, Wörter ĂĽbersetzen und mit Freunden und Familie kommunizieren, ohne dabei auf ein WiFi angewiesen zu sein.

Die KĂĽche mit dem Wellblechdach

Endlich wieder eine einigermassen ausgestattete Küche. Wir vermissten Smoothies, selbstgemachtes Knoblauchbrot und Pasta al dente. Daher gönnten wir uns fast täglich eine selbstgemachte Leckerei. Es harmonierte in der Küche. Selbst mit den stumpfen Messern und viel zu kleinen Schneidebrettern, harmonierte es zwischen uns. Denise wusste wie man ein gutes Shakshuka zubereitet und so stand dieses Gericht öfters auf dem Speiseplan. So geschah es, dass währenddessen sie Tomaten einkochte und ich den Knoblauch und die Zwiebeln hackte, es plötzlich auf dem Wellblechdach über uns knallte – BAAAM! «What the fuck?! What was that?» Es waren der Einschlag einer Kokosnuss. Die Kokosnüsse fielen von der 15m hohen Palme runter auf das Dach über unseren Köpfen und erzeugten dabei ein gewaltigen Knall. Beim ersten Mal habe ich mir fast in die Hosen geschissen. Danach erschreckte ich mich nur noch – jedes Mal fast zu Tode.

Ernährung

In Indonesien veränderte sich meine Ernährungsweise ungewollt. Fleisch vom Rind war teuer. Schweinefleisch gab es, aufgrund des gelebten muslimischen Glaubens auf der Insel, nicht. Ich musste mich mit Poulet und Fisch begnügen. An einem durchschnittlichen Tag ass ich Reis mit Gemüse, Tempe, Eier, Bananen, Mangos und Pfannkuchen. Dabei verzichtete ich auf Süssgetränke, trank viel Wasser, gönnte mir meinen Tee und Kaffee hauptsächlich schwarz und reduzierte meinen Alkoholkonsum auf ein Minimum. Die billigste Flasche Wein kostete schliesslich CHF 20.— und war dennoch ungeniessbar. Guter Wein kostete entsprechend mehr. Trotzdem gönnten wir uns hier und da ein Glas Wein, ein kühles Blondes oder ein Cocktail. Zusammen mit dem vielen Surfen, Schnorcheln und Laufen, fühlte ich mich tatsächlich so fit wie lange nicht mehr. Läuft soweit.

Essenskultur

Die indonesische Küche war an sich abwechslungsreich, wobei Reis oft die Basis für praktische jede Mahlzeit bildet. Aber auch in Sachen Desserts gibt es die eine oder andere Köstlichkeit. Rückblickend entdeckte ich für mich das Dessert Terang Bulan – ein überdimensionaler und kalorienreicher Pfannkuchen. Aber auch Gado Gado, ein Warmer Salat mit Erdnuss-Sauce, Satay Spiesse sowie die Klassiker Nasi- und Mi Goreng (gebratener Reis oder Nudeln mit Gemüse oder Poulet) oder Nasi Campur (Reis mit unterschiedlichen Zutaten von Buffet wie Tempe, Eier, Gemüse, Curry, Fish) sind nicht zu verachten.

Am Tag besuchten wir meistens die lokalen und gĂĽnstige kleinen Restaurants namens Warung. Nasi Campur stand immer weit oben auf der Liste. Man konnte sich buffetmässig sein sättigendes Essen zusammenstellen lassen – fĂĽr umgerechnet CHF 1 – 1,50. Aber natĂĽrlich durfte es auch mal eine Poke-Bowl fĂĽr CHF 5.– beim Restaurant um die Ecke sein. Wir liessen es uns auf jeden Fall gut gehen.

Kleine Anmerkung, die Indonesier essen ohne Messer. Wenn nicht gerade mit den Händen gegessen wird, findet man im Restaurant/Warung nur Löffel und Gabel. Das Essen wir meistens in entsprechend mundgerechten Stücken zubereitet, sodass nichts geschnitten werden muss. Wenn man grossen Hunger mitbringt, kann man das Gericht einfach in sich hinein schaufeln. Höchst effizient.

Faszination

Nachdem Denise mir bereits die Ukulele-Grundlagen und den Handstand beibrachte, lehrte sie mir täglich neue Dinge – oft unbewusst.

Sie spricht ein unfassbar reines Englisch, begleitet von einem immensen Wortschatz. Selbst Engländer halten es oftmals für unmöglich, dass sie als gebürtige Holländerin, nie in England gelebt hat. Aufgrund dessen bat ich sie mich zu korrigieren, alsbald ich mich falsch oder unschön auf Englisch ausdrückte.

Sie vermittelte mir die Bedeutung von Akkuratesse und die Nützlichkeit der Sorgfalt und die Liebe zum Detail. Beispielsweise spielte es eine Rolle ob die Ukulele genau abgestimmt war und nicht etwa nur soso lala. Beim Surfen war es wichtig auf die richtige Welle zu warten und dabei das Momentum des Aufstehens abzuwarten. Beim Zuhören einer Geschichte spielen oftmals Details eine zentrale Rolle.

Weiter lehrte sie mir die Meinung unwichtiger oder unbedeutenden Personen nicht zu stark zu gewichten. Auch mal etwas zu tun, ohne sich Gedanken zu machen was andere davon halten – einfach machen. Daran muss ich mich noch herantasten. 

Es war auch Denise die mir zeigte, dass man sich des Öfteren etwas gönnen muss. Bis anhin hatte ich eine «hauptsache günstig»-Einstellung. Dabei ist es besonders während einer Reise mit einem geringen täglichen Budget wichtig, dass man sich auch mal etwas gönnt. In unserem Fall war das der Wein mit gutem Käse, ein Essen beim Italiener oder ein Privatzimmer mit warmer Dusche.

Ich bin immer noch unglaublich fasziniert von ihrer ehrlichen und offenen Persönlichkeit. Geschmückt mit Sarkasmus und Humor. Basierend auf ihrer atemberaubenden Erscheinung und der imponierenden Intelligenz – Ich hatte den Glauben an so etwas Schönes bereits aufgegeben.

Australien

Für das Reisen benötigt man Geld. Denise war, wie ich auch, seit bald knapp einem Jahr unterwegs. Dabei neigte sich Ihr Budget langsam dem Ende zu. Damit sie nicht in die Niederlande zurückkehren musste, verschaffte sie sich ein Work & Travel Visa für Australien. Dieses Visa erlaubt es ihr in Australien zu arbeiten und Geld zu verdienen um anschliessend weiterreisen zu können. Als Schweizer können wir leider kein solches Visa beantragen. Australien ist dabei ein sehr teures Land. Das Problem liegt also auf der Hand. Denise wird für die nächsten Monate in Australien Geld verdienen und ich werde leider vorübergehend nicht mehr bei ihr sein können. Wir beide wussten um die bevorstehende Situation. Der Tag der Verabschiedung näherte sich unaufhaltsam. Natürlich vergehen die Tage welche man mit einem geliebten Menschen verbringt viel schneller als die Zeit ohne diesen Menschen. Gerade hatte ich mich an ihre Wärme, ihre erfrischende Persönlichkeit und ihre Liebe gewohnt und schon mussten wir uns vorübergehend voneinander trennen. Die letzten beiden Tage waren wunderschön und unterhaltsam aber auch intensiv und emotional.

Der schwerste Abschied

Der Tag war gekommen. Ich fuhr Denise mit dem Roller zum internationalen Flughafen Lombok. Wir liefen zum Schalter und checkten Ihren grossen Backpack ein. Dabei behielten wir beide die Fassung. Wir lächelten uns zu, schauten uns in die Augen. Gesprochen haben wir dabei nur wenig. Meine Augen waren feucht und meine Lippen zitterten unaufhörlich. Nach dem Check-in schnappte sich Denise ihre Ukulele und ich ihren Daypack. Über die Rolltreppe liefen wir Hand in Hand zur Passkontrolle und hielten kurz davor an. Wir fielen uns in die Arme und weinten drauflos. Ich heulte wie ein Schlosshund. Ich war nicht im Stande zu sprechen. Kennst du das Gefühl, wenn kein Ton aus dir rauskommt, wenn dir die Stimme wegbleibt – genau das passierte gerade mit mir. Ich wollte ihr noch ein letztes Mal sagen, was sie mir bedeutete und dabei kam kein Piep über meine Lippen. Und weil Denise eben Denise ist und über ein unglaublich gutes Gespür verfügt, sprach sie mir mit bebender Stimme von der Seele und fragte: «you can’t talk right?». Sie hatte recht, ich konnte nicht sprechen. Wer würde da nicht gleich wieder anfangen zu weinen. Es war mir egal was die vorbeilaufenden Passagiere dachten, für mich gab es in diesem Moment nur Denise. So vergingen einige der intensivsten Minuten meines Lebens.

Es wurde Zeit, sie sollte auf keinen Fall ihren Flug verpassen. Noch ein letzter Kuss gefolgt von einem «I love you». Dann passierte Denise die Passkontrolle legte ihr Gepäck auf das Rollband und reihte sich hinter dem Personenscanner ein. Unsere Blicke wichen nicht voneinander. Denise war an der Reihe passierte die Schranke und war weg. In diesem Moment fühlte ich wie jemand gerade ein Teil von mir weggerissen hat.

Und jetzt?

Denise und ich sind uns einig, wir glauben an unsere Beziehung. Es ist zwar ein ganz schöner Kraftakt eine so junge Beziehung, über einen längeren Zeitraum und dieser Distanz aufrecht zu halten. Jedoch will ich für Denise nichts unversucht lassen. Auch Denise empfindet gleich.
Beim Gedanken an Vertrauen läuft es mir verständlicherweise kalt den Rücken runter. Aber so spielt das Leben. In dem Sinne, Herausforderung angenommen!

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