SULAWESI & SUMATRA – NEUE INSELN, ROBINSON CRUSOW UND PRIMATEN
10. Januar 2020
CEBU & NEGROS – MEHR TAUCHEN, WENIGER ALKOHOL UND GEILES GEBÄCK!
25. September 2020
SULAWESI & SUMATRA – NEUE INSELN, ROBINSON CRUSOW UND PRIMATEN
10. Januar 2020
CEBU & NEGROS – MEHR TAUCHEN, WENIGER ALKOHOL UND GEILES GEBÄCK!
25. September 2020

UND ES WURDE STILL…

thebigstep.ch

In den letzten Monaten ist es um thebigstep.ch still geworden. Wie es dazu kam und wo ich mich aktuelle befinde will ich in diesem Beitrag erläutern.

Australien

Nachdem ich noch acht Wochen durch die Philippinen gereist bin – Beitrag dazu folgt, hatten Denise und ich uns in Australien endlich wieder. Wie sehr habe ich sie vermisst habe.

Nach einigen Wochen Vorbereitung, einem holprigen Start und dem Umbau unseres Offroaders – auch hier schulde ich Euch noch einen Beitrag – ging unser Roadtrip durch Australien endlich los. Zu diesem Zeitpunkt war der globale CoVid-Ausbruch in vollem Gange.

Unsere ersten Tage liefen noch ohne Einschränkungen ab und so durften wir mit wenigen Restriktionen noch einige Sehenswürdigkeiten besuchen, bevor auch die australische Behörde mit grobem Geschütz auffuhr. Sämtliche Campingplätze und alle Pärke wurden geschlossen. Alle Attraktionen wurden stillgelegt und die Grenzen zu den Nachbar-States wurden abgeriegelt. Wir schafften es gerade noch den State Victoria zu erreichen, bevor der Lockdown vollzogen wurden.

Gestrandet

Anfangs wurde von der Behörde kommuniziert, dass sämtliche Parks und Campingplätze für alle Touristen geschlossen seien. Eine Ausnahme bilden die Grey-Nomads. Grey-Nomads sind all diejenigen, welche keinen festen Wohnsitz haben und mit dem Camper als ihr «Heim» durch Australien reisen. Dazu zählen nicht nur einige tausend Australier und Touristen, sondern auch Denise und ich. Wir hatten nur noch unser Auto als fahrendes Heim und waren auf die öffentlichen Campingplätze und Parks zum Übernachten angewiesen.

Wir suchten uns dementsprechend einen Park auf, indem wir für die nächsten 2-3 Tage sein konnten. Am nächsten Morgen besuchten uns die Parkrangers. Sie baten uns höflich den Park zu verlassen, da ab diesem Tag alle Parks für alle Menschen geschlossen seien. Der Premierminister von Australien bat alle Touristen sich zurück in ihr Heimatland zu begeben. «Junge, so einfach ist das nun mal nicht!» dachte ich mir. Wir waren also gestrandet und durften nirgendwo legal übernachten. Weder die Rangers noch die Behörde wusste uns weiterzuhelfen. Denise führte einige Telefonate und das Einzige was sie von der Behörde zu hören bekam war «yeah, no idea what to say but good luck». GOOD LUCK! Von einer behördlichen Instanz. Wir waren aufgeschmissen, um es gelinde auszudrücken auszudrücken.


Denise rief die örtliche Polizei an und wir hatten einen richtigen Ehrenmann am Telefon. Er meinte wir sollen uns bei den örtlichen Bauernhöfen und Winzer melden, ob man uns einen Platz auf ihrem Land anbieten könnte. Dort dürfte uns auch niemand, ausser natürlich die Besitzer selbst, wegjagen. Auch Strom und Frischwasser sollte dort jeweils verfügbar sein. Gesagt getan.

Paul und Jenny

Ich war in einem antriebslosen mittelfristigen Tief angelangt, während Denise noch funktionierte wie eine geölte Maschine. Absolut fokussiert und zielorientiert. Wie machte sie das bloss? Powerfrau halt. Sie zuckte das Smartphone lotste mich zur nächsten Bauernfamilie. Vor verschlossenem Tor riefen wir Paul und Jenny, so hiessen die Besitzer des Landes, an. Die Nummer stand gross und fett neben dem Tor.

Nach einem kurzen Schwaz öffnete man uns das Tor und empfing uns mit offenen Armen aber 2m Abstand. Sie konnten unsere Situation kaum glauben und zeigten unglaubliches Mitgefühl. Let’s upgrate your situation. Paul zog den Caravan aus seinem Unterstand heraus und wir halfen beim Aufstellen. Frischwasser, Gas, eine Openair-Dusche und eine Toilette wurden uns installiert.

Noch am Vormittag waren wir, ein junges gestrandetes Paar, von der Behörde und allem Glück verlassen worden und jetzt das. Ein sicheres Heim für die nächsten Wochen. Jenny brachte uns frisch gebackenes Gebäck und liess uns für einige Zeit allein, um uns an die neue Umgebung zu gewöhnen. Ich war sprachlos. Denise hatte es geschafft. Die Spannung und das Adrenalin liessen nach und Denise, emotional geladen, brach in Tränen aus. Wir waren fix und alle.

An jenem Tag ergänzte ich meine Bucket-Liste um einen weiteren Punkt: Einem gestrandeten, verzweifeltem Menschen ein Dach über dem Kopf bieten.

Das Rennen gegen die Zeit

Mit etwas zittrigen Händen und flauem Magen schreibe ich hier die nächsten Zeilen.
Mein Vater leidet seit wenigen Jahren an einer schweren Bluterkrankung. Während meiner Reise hielten wir uns mit Telefonaten auf dem Laufenden und ich schrieb ihm fortlaufend Karten meiner Reisedestinationen. Leider ging es meinem Vater in den letzten Wochen sukzessive schlechter – die Krankheit schritt voran. Meine Geschwister in der Schweiz hielten mich auf dem Laufenden und kümmerten sich um meinen Vater. Es wurde klar, dass mein Papa nur noch wenige Tage oder Wochen zum Leben hat. Ich musste zurück in die Schweiz fliegen.

Sämtliche Flüge raus aus Australien wurden umstandsbedingt gestrichen. Es gab lediglich noch eine Fluggesellschaft, welche Flüge nach Europa anbot. Mit einer Handvoll Flüge war das Pensum auch ausgereizt. Das Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA, hatte zwar einen Flug raus aus Australien organisiert, aber dieser war bereits abgehoben. Einen zweiten Flug würde unter keinen Umständen organisiert werden, so wurde mir das von EDA telefonisch mitgeteilt.

Auch durfte Denise als niederländische Staatsangehörige nicht in die Schweiz einreisen. Wir waren schliesslich nicht verheiratet und erfüllten die Anforderungen einer «Ausnahme» in dem Sinne nicht. Da nützten all die Telefonate und E-Mails an die schweizerische und niederländische Botschaft in Sydney und Bern nichts. Es stand uns wieder eine vorübergehende Trennung bevor.

Ich suchte eifrig nach dem nächsten bezahlbaren Flug raus, der nicht grad 13’000 Dollar kostete, und buchte diesen schweren Herzens. In einer Woche von da an war mein Flug von Melbourne über Doha nach Zürich angesetzt.

Ein Held

Mein Vater hat uns allein grossgezogen. Er musste also sowohl die Vater- als auch die Mutterrolle übernehmen. Wie er dies meisterte bleibt mir bis heute ein Rätsel. Mein Paps ist das beste Vorbild, dass ich mir vorstellen kann. Mit seinem Verlust fühle ich mich nicht wie ein Halb- sondern ein Waisenkind.
… Oli los, Pa isch iigschlafe… zwei Tage vor meinem Abflug erhielt ich das Telefonat mit der Nachricht, dass mein Vater für immer eingeschlafen war.

«Du warst der beste Vater, den ich mir hätte wünschen können, Danke!»

waren einer meiner letzten Worte an meinen Vater. Ich hätte ihm es viel öfters sagen müssen, aber so behalte ich unser letztes Gespräch in Erinnerung. Danke Pa.

Rückflug in die Schweiz

Wenige Zeit später landete ich in Zürich und wurde von meinem Bruder abgeholt. Für mich waren die letzten Tage surreal und von Tränen und Trauer begleitet. Nebst meinen Geschwistern mittels Videotelefonie und Textnachricht, war Denise die wichtigste Person und mein Halt in dieser schweren Zeit. Und genau von ihr musste ich mich trennen. Der Abschied fiel so viel schwerer als ich es mir vorstellen konnte. Dabei war es nicht das erste Mal, dass wir uns vorübergehend voneinander trennen mussten. Ich war körperlich müde, was hauptsächlich der 40-stündige Reise zu verdanken war. Schlimmer war der gefühlter mentaler Zustand – ich war erschöpft.

Meine Geschwister nach über 1,5 Jahren wieder zu sehen, war phänomenal. Nun folgen einige schwere Wochen begleitet von wichtigen Entscheidungen.

Zwischenstand

Nun sind einige Wochen vergangen, die ersten kleineren Hürden sind überwunden. Der grösste Teil des Papierkriegs steht uns noch bevor. Wir räumen das Haus meines Vaters und planen eine Renovation. Mir hilft das auch beim Abschiednehmen und es führt uns Geschwistern öfters zusammen.

Denise

Aber ich fühle mich auch schuldig. Ich habe Denise allein in Australien gelassen egal wie man es dreht. Wir schreiben und telefonieren täglich. Es wird Winter in Australien und die Bedingungen richtig unangenehmen. Paul und Jenny bemühen sich Denise bei Laune zu halten und laden Sie immer wieder zum Essen ein. Auch Jessy, die Hündin von Paul und Jenny, bemüht sich um Denise. Das Pflücken der Oliven oder das Aushelfen beim Schären der Merino-Schafe lenkt sie nur bedingt ab.


Unzählige Telefonate und E-Mails mit den involvierten Behörden, hauptsächlich aber mit dem Staatssekretariat für Migration SEM, haben noch nicht gefruchtet. Selbst Unsere bestehende Beziehung, der aktuelle Umstand in Australien und der damit verbundenen gestrandeten Situation von Denise, ihrer europäischen bzw. niederländischen Staatsbürgerschaft, die fehlende Basis zum Leben in der Niederlande, das Ableben und baldige Beisetzen meines Vaters genügen nicht, um die reguläre Einreise oder eine Einreiseausnahme von Denise in die Schweiz zu gewähren.

Und da stehe ich jetzt, zurück in der Schweiz mit dem unendlich schweren Verlust meines Vaters. Wegen den geltenden Restriktionen und dem allgemeinen Umstand geschuldet, fehlt mir der Antrieb zum Reisen, der Drang nach Abenteuer und die Lust am Schreiben.

Ich hoffe Euch bald mit einigen Beiträgen über meine vergangenen Reisen und zukünftiger Abenteuer zu unterhalten. In dem Sinne wünsche ich gutes durchhalten, schreibt euren Liebsten eine nette Nachricht und immer schön Lachen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner