UND ES WURDE STILL…
23. Mai 2020
SIQUIJOR UND DAS FREEDIVING
7. Juni 2023
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SIQUIJOR UND DAS FREEDIVING
7. Juni 2023

CEBU & NEGROS – MEHR TAUCHEN, WENIGER ALKOHOL UND GEILES GEBÄCK!

Semi Comeback

Liebe Leser*innen

Nachdem ich einen Zwischenstopp in Australien eingelegt habe – ja, endlich wieder vereint mit meiner Denise – befinde ich mich aktuell wieder in Europa. Genaugenommen in der Schweiz. Nach dem schweren Verlust meines Vaters distanzierte ich mich vorĂŒbergehend vom Schreiben.
In letzter Zeit erhielt ich vermehrt Anfragen bezĂŒglich neuer BlogPosts und den nĂ€chsten geplanten Schritten. Es ist also an der Zeit fĂŒr ein Update. Die Welt steht Kopf und das Reisen still. FĂŒr mich ein Grund und der Einstieg wieder vermehrt zu schreiben. Über meine ereignisreichen Erfahrungen in den Philippinen folgt hiermit, nach einer langen Pause, ein erster Beitrag.

Danke fĂŒr das VerstĂ€ndnis und die anhaltende Neugier an meinen Geschichten.

Die Philippinen

In den Philippinen sollte ich sowohl Weihnachten, als auch Silvester verbringen. Ich hatte einige TauchgĂ€nge geplant, war auf die Essenskultur gespannt und sehnte mich nach dem Surfen. Die Philippinen hatten starken spanischen Einfluss, was sich in der Kultur, der Religion, dem Essen und der Sprache widerspiegelte. Ich war gespannt und wortwörtlich hungrig. Let’s get started.

Ein Ziel definieren

Die Philippinen zu bereisen ist Ă€hnlich anstrengend wie Indonesien. Die Inseln sind weit gestreut, was mit langen Anreisen verbunden ist. Sehr grob kann man die Philippinen reisetechnisch in drei Regionen unterteilen. Da wĂ€re der Norden & Westen, die goldene Mitte und der SĂŒdosten. Der Norden & Westen besteht aus Manilla, Boracay und Palawan mit dem Hotspot El Nido. Alles Destinationen, welche unter Pauschaltouristen bekannt sind und deshalb fĂŒr mich eher uninteressant. Mir war aktuell nicht nach Party, Pauschaltourismus, Resorts und ĂŒberteuerte Touristenattraktionen.
Der SĂŒdosten, konkret die Insel Davao, sei anscheinend fĂŒr Touristen aktuell zu gefĂ€hrlich. Dies wurde mir von mehreren Einheimischen bestĂ€tigt. Ich gehe gerne auf Erkundungstour, dennoch will ich nicht mein Leben dafĂŒr riskieren. Übrig bleibt die goldene Mitte . Cebu, die Hauptinsel in der Gegend, wird von einigen wahren schmucken Inseln umgeben. Mein Reiseradius war definiert.

Cebu City

Cebu, eine Grossstadt auf der gleichnamigen Insel, war fĂŒr mich das Eingangstor zu den Philippinen. Die Stadt war, wie viele andere GrossstĂ€dte in SĂŒdostasien, unschön. Um zwei Uhr morgens hiess es: Touchdown Cebu. Nach einem turbulenten Flug wollte ich noch am selben Tag nach Malapascua gelangen. Am Flughafen wartete eine lange Warteschlange bei der Einreisekontrolle auf mich. Geschlagene vier Stunden spĂ€ter bestieg ich den Transferbus, welcher mich zum Hauptbus-Bahnhof fuhr. Schaurige Gesichter in der frĂŒhen Morgenstunde. Bei einem kleinen Kiosk besorgte ich mir eine philippinische SIM-Karte. Nun den Bus suchen, der mich nach Maya bringen wĂŒrde. Nach einem netten Willkommens-Schwatz mit dem Fahrer, machte ich es mir im Bus gemĂŒtlich, kaufte ein Ticket und setze die Kopfhörer auf. Die Fahrt dauerte sechs Stunden. Im Hafendorf Maya angekommen, charterte ich mit einigen anderen Touristen und Einheimischen ein Fischerboot, welches uns nach Malapascua brachte.

Malapascua

Eine wunderschöne Insel. Noch nicht mit Urlaubern ĂŒberflutet jedoch bereits fĂŒr den Tourismus ausgebaut. Malapascua war fĂŒr seine schönen TauchplĂ€tze bekannt. Der Fuchs-Hai war hier der Superstar. Im Hostel eingecheckt, klapperte ich diverse Tauchschulen ab. Ziel war die Beförderung meines Tauchbrevets zum Advances-Open-Water. Dieses war erforderlich, um die Fuchs-Haie auf einer Tiefe von gut 30m zu bestaunen.

Ich hatte mich rasch fĂŒr eine Tauchschule entschieden. Nachdem ich fĂŒnf TauchgĂ€nge innert 27 Stunden absolvierte, war es fast vollbracht. Mit der abschliessenden schriftlichen PrĂŒfung gratulierte mir Jay, mein Tauchinstruktor, zum erfolgreichen Abschluss. Advanced-Open-Water, come on! WĂ€hrend meines zweitletzten Tauchgangs hatte ich tatsĂ€chlich Fuchs-Haie gesichtet, was die ganze Geschichte perfekt abrundete.

Erkunden

Jay verriet mir zwei wunderschöne und einsame StrĂ€nde auf der anderen Seite der Insel. An meinem zweitletzten Tag schlenderte ich durch Malapascua, um an die besagten StrĂ€nde zu gelangen. Jay hatte recht behalten. Die StrĂ€nde waren atemberaubend und sicher in den Top 3 der schönsten StrĂ€nde, die ich je gesehen habe. An meinem letzten Tag setzte ich mich in ein nettes Restaurant, um Denise einen weiteren Brief zu schreiben. Auch buchte ich ein Bett fĂŒr meinen nĂ€chsten Aufenthalt in Cebu, bevor ich mir zum Schluss ein richtig ĂŒppiges Abendmahl gönnte. Hauptgang: Spaghetti Carbonara nach italienischer Art! Es war auch jener Abend, an dem ich mich dazu entschied, mein bereits geringer Alkoholkonsum auf ein Minimum zu reduzieren. Ohne nennenswerten Grund. Ein vielleicht zwei Bier pro Woche, mehr sollten es nicht werden.

Cebu City 2.0

Meine nÀchste Destination war Moalboal. Um nach Moalboal zu gelangen, musste ich wiederum Cebu passieren. Ich nutzte die Gelegenheit und verlÀngerte dort mein Visa. Schliesslich wusste ich nicht, wie und wo ich das nÀchste Mal die Gelegenheit dazu hÀtte.

Dies zwang mich aber auch eine bzw. zwei NĂ€chte in dieser Stadt zu verbringen, was ich wirklich zu vermeiden versuchte. Das Hostel mit der besten Bewertung, welche sich in der NĂ€he der «Immigration-Office» befand, war an sich ganz ok. Es handelte sich um ein privates Haus, das lediglich in ein Hostel umgestaltet wurde. Es erfĂŒllte den Zweck. FrĂŒhzeitig und mittels Jeepney begab ich mich zur Einwanderungsbehörde. Jeepneys sind Jeeps, welche zu richtig kultigen ÖV-Minibusen umgebaut werden. Ein richtig gutes Erlebnis und ein Muss fĂŒr jeden Tourist.

VisaverlÀngerung

VisaverlĂ€ngerungen wecken immer gemischte GefĂŒhle in mir. Seit Bali bin ich kein Fan mehr von jenem Prozedere. FĂŒr eine VisaverlĂ€ngerung sind diese Besuche unumgĂ€nglich. Auch bin ich mit dem Ablauf bereits sehr vertraut. Die auszufĂŒllenden Formulare waren hier Ă€hnlich wie in anderen LĂ€ndern auch. So auch die angeschissene Laune einzelner Angestellten. Langsam glaube ich, dass eine solche Haltung wohl ins Anforderungsprofil eines solchen Beamten gehört. Naja. UnspektakulĂ€r meisterte ich Schalter um Schalter. Nach gut zwei Stunden erhielt ich meinen Pass, mit bestĂ€tigter VisaverlĂ€ngerung.

Moalboal

FrĂŒh am Morgen gönnte ich mir meinen obligaten Kaffee begleitet von einer Portion Choco-Porridge (Haferbrei mit Schokogeschmack). Warmes Wasser gibt es in jedem GĂ€stehaus oder Hostel umsonst, sodass ich mir zwischendurch ein Snack oder einen Kaffee gönnen konnte. Keine kulinarische Bombe, aber es schonte meinen Geldbeutel und ersparte mir wertvolle Zeit. GestĂ€rkt und gut gelaunt verliess ich das GĂ€stehaus, um einen Sitz in einem der ersten Busse nach Moalboal zu ergattern. Der Busbahnhof war ein 30-minĂŒtiger Eilmarsch entfernt.
In Moalboal regnete es. Aus dem Bus ausgestiegen wartete ich, bis die ĂŒberteuerten TukTuks die zahlungskrĂ€ftigen Touristen aufluden. Übrig blieben die Sorte TukTuk-Fahrer, welche mit sich verhandeln liessen. Nach einem Schwatz war ein junger Roller-Fahrer bereit mich mitzunehmen. Mein Hostel lag auf seinem Weg nach Hause – weshalb die Fahrt fast kostenlos war.

Mein neues Daheim schien nett. Durchschnittsalter der Backpacker war etwa 28. Das Zimmer hingegen war nicht sehr gerĂ€umig. In das vier Quadratmeter grosse KĂ€mmerlein wurden zwei 2er KajĂŒtenbetten reingequetscht. Die Klimaanlage befand sich direkt an meinen FĂŒssen und der finnische, trinkfeste Zimmergenosse schnarchte wie eine geölte Husqvarna KettensĂ€ge. Nichts was ich nicht bereits erlebt hĂ€tte.

Die Hostel-Mutti organisierte fĂŒr diesen Abend ein Familydinner, an dem ich gewiss teilnahm. Man lernt schnell neue Menschen und traditionelles Essen kennen. Ich freundete mich mit Igor an, einem Brasilianer, der in Melbourne studiert und in den Philippinen Ferien machte. Zusammen mit anderen Backpackern, schrieben wir uns fĂŒr den Canyoning-Trip am folgenden Tag ein. „Ok guappos, you pay cash, now!“ Logisch Mutti, no problem.

Canyoning

Canyoning kannte ich von der Schweiz, weshalb ich meine Erwartung fĂŒr diesen Ausflug sicherheitshalber tief ansetzte. Ich wurde positiv ĂŒberrascht.
Zusammen mit einigen anderen EuropĂ€er (komisches Wort), wurden wir mit Sicherheitswesten, Schuhen und Helmen ausgerĂŒstet. Nach einem kurzen Briefing und dem Unterzeichnen einer EinverstĂ€ndniserklĂ€rung, fuhr man uns mittels Roller an den Start hoch. Nach einem 40-minĂŒtigem Marsch durch den Wald, erreichten wir die Startrampe. Zwischen den kreischenden Asiaten und den fluchenden EnglĂ€nderinnen befand ich mich – mit einem Schmunzeln im Gesicht. Wasser, vermutlich mein Lieblingselement. Neben Naturstein-Rutschen und schönen WasserfĂ€llen befanden sich zwischen den Abschnitten auch einige Klippen. Die höchsten gut 12m hoch. Einmal oben angelangt gab es kein ZurĂŒck mehr. Die besten SchnappschĂŒsse sicherte ich mir mit meiner GoPro. Zum Abschluss gab es noch einen kleinen Snack bevor man uns zurĂŒck in unsere Hostels fuhr. Keine gebrochenen Knochen, keine Platzwunden und bei Bewusstsein. Ein gelungenes Abenteuer.

Sardinen

Moalboal war fĂŒr seine SardinenschwĂ€rme und Schildkörte bekannt. Beides befand sich in unmittelbarer NĂ€he des Strandes. Aufgrund des anhaltenden Regens, waren nur wenig Touristen im Wasser. Nach einer kurzen Strandbesichtigung mietete ich mir Schnorchel und Taucherbrille und machte mich auf die Suche nach den Sardinen. Ich musste nicht lange suchen.  Eine Gruppe Chinesen trieb schreiend auf der WasseroberflĂ€che. Gut zu erkennen an den ĂŒberdimensionalen, leuchtenden Schwimmwesten. Ich glaube sie versuchten zu tauchen, um nĂ€her an die SardinenschwĂ€rme zu gelangen. Aber wie bereits gesagt, sie hatten Schwimmwesten an. Nicht einmal Michael Phelps wĂ€re im Stande mit einer Schwimmweste auch nur einen Meter tief zu tauchen. Geschweige den jemand aus dieser Reisegruppe. Manchmal einfach nur witzig.

Ich trug keine Schwimmweste. Ich nutzte die Gunst der Stunde und tauchte auf etwa 6m Tiefe. Etwas mĂŒhsam ohne Flossen und mit der GoPro in der Hand. Unten erwartet mich das Spektakel. Der gewaltige Sardinenschwarm bewegte sich elegant aber ohne genaues Ziel durch das Wasser. Bei ruckartigen Bewegungen schwammen sie schnell in eine andere Richtung. Irgendwie lustig. Von den Tauchern aus etwa 15m Tiefe, stieg Sauerstoff durch den Schwarm an die OberflĂ€che. In diesem Moment verspĂŒrte ich zum wiederholten Mal den Drang nach Freediving – dem Tauchen ohne einen SauerstoffbehĂ€lter. Ohne viel Equipment. NĂ€her an der Natur. Frei.

Schildkröten

Ich hatte genug EindrĂŒcke von den Sardinen gesammelt. Auch machten die Chinesen an der OberflĂ€che zu viel LĂ€rm, sodass der Schwarm sich langsam fortbewegte.
ZurĂŒck an Land lief ich zum Strandabschnitt, an dem die Schildkröte sich aufhalten wĂŒrden. Dort wĂŒrden sie fast tĂ€glich zurĂŒckkehren, um vom vielen Seegras zu essen. Dort angekommen stellte ich fest, dass sie an diesem Tag nicht aufgetaucht sind. Man kann nicht immer GlĂŒck haben und Schildkörte hatte ich schon einige gesehen.
Nach einem abschliessenden Tauchgang musste ich wieder frustriert feststellen, dass zu viele Touristen aus allen HerrenlÀndern nicht verstehen, dass Korallen Lebewesen sind und man nicht draufstehen oder sich draufsetzen sollte. Es frustrierte mich zu sehen, wie unsorgfÀltig auch KapitÀne mit ihren Ankern umgingen und diese einfach irgendwo runterliessen, um jedes Mal ein wenig mehr Koralle zu beschÀdigen. Nicht ok.

BĂ€ckereien!

Aufgewachsen in der Schweiz, ist man von der BrotqualitĂ€t und der Vielfalt verwöhnt. In nur sehr wenig LĂ€ndern gibt es so gutes Brot und GebĂ€cke. Doch wer hĂ€tte es gedacht – die Philippinos kennen und können sowohl Brot wie auch GebĂ€cke. Bereits in Malapascua hatte ich die kleinen Backstuben gesehen, habe jedoch nie etwas gekauft. In Asien sind gute BĂ€ckereien eher selten. Nun passierte ich auch in Moalboal eine reizende kleine BĂ€ckerei worin ich mich umschaute. „Ja hör doch uf, wosch mi eigentlech verarsche“ brummelte ich vor mich hin. Die Auswahl war phĂ€nomenal. Zimtschnecken, Mandelrollen, Feigenbrot, Muffins, Donuts, Weggli, Bananenbrot, Butterkuchen, Erdnussbuttersemmel und das beste GebĂ€ck ĂŒberhaupt – Spanisch Bread! Spanish Bread war irgendwie eine mit Vanille, Marzipan, Butter, Zimt Paste gefĂŒllte Brottasche. Echt geiler Scheiss! Reiht sich direkt hinter dem Zopf von der Migros ein.

So, die Philippiner wussten nicht nur wie man Pasta zubereitet, sondern konnten auch backen. Und ich meine richtig gut backen. Warum schreibt kein Travel-Blogger oder Tripadvisor ĂŒber die Backkultur. Gebratener Fisch, Fleisch am Spiess und Eintöpfe, alles schön und gut aber GebĂ€ck! Von diesem Moment an, gönnte ich mir fast tĂ€glich eine frischgebackene Köstlichkeit. Ich war happy! Ja, gute BrotgebĂ€cke fehlten mir und in den Philippinen konnte ich wortwörtlich meinen Hunger stillen.

Extrarunde

Den Aufenthalt in Moalboal musste ich wegen eines tobenden Sturms verlĂ€ngern. Die heftigen Winde legten den Schiffsverkehr lahm. Meine nĂ€chste Destination war Dumaguete, eine Hafenstadt im SĂŒden der Nachbarinsel Negros. Ohne Schiff war die Stadt kaum zu erreichen. Ich entschied mich das Hostel zu wechseln und nistete mich weitere drei Tage in einer netten Unterkunft in der NĂ€he der Bushaltestelle ein.

Dort traf ich auf Oskar, einem ruhigen Backpacker aus Norwegen. Er war einige Monate unterwegs und sollte an diesem Wochenende zurĂŒck in die Heimat fliegen. Sein Visa lief just an diesem Tag aus wodurch seine Reise eigentlich zu Ende wĂ€re. Er wird sein Flug verpassen, besitzt kein gĂŒltiges Visa mehr und das Geld wir knapp. Trotzdem amĂŒsierte er sich an den UmstĂ€nden. Dem GegenĂŒber hatten wir Sophie. Eine kleine, unruhige und laute Französin, die ihre Zeit mit reklamieren verbrachte. Und mit Fluchen. Sie war sich jene UmstĂ€nde nicht gewohnt. Machtlos zu sein und sich den UmstĂ€nden anpassen. Oder wie in unserem Fall, einfach nur abwarten.

Zu uns gesellten sich noch weitere Backpacker. Wir unterhielten uns mit den besten Geschichten und schönsten Erlebnissen, bis es eines Tages hiess: „hey guappos, coastguard just called, boat is sailing today“. Guappos, ein omniprĂ€sentes Wort in den Philippinen. Schnell mein Hab und Gut zusammengepackt, auf dem Weg eine Zimtrolle gekauft und in den wartenden Bus gestiegen, welcher uns schliesslich zum Hafen fuhr. Moalboal konnte ich getrost von der Liste abhacken. Next Stopp Dumaguete!

TRAVELHACK RABATT

In Europa, besonders aber in der Schweiz, ist das Fragen nach einem Rabatt oder einem Spezialpreis verpönt. In Asien hingegen gehört das Verhandeln vielerorts zur Kultur. Den nötigen Respekt vorausgesetzt. Nachlass bei der Rollermiete ab zwei Tagen, die zweite WĂ€sche gĂŒnstiger, dem TukTuk-Fahrer eine Ladung Benzin bezahlen, anstatt die Kosten des ĂŒberteuerten Transports, drei Mangos fĂŒr den Preis von zwei, kostenloses Upgrade bei einem verlĂ€ngerten Aufenthalt usw. Es sind oft Kleinigkeiten. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und wenn man einen netten Schwatz und ein Kompliment vorausschickt, dem sei ein Rabatt fast garantiert. Höflich fragen, nichts erwarten. Mit dieser Haltung kann man nur gewinnen.

Dumaguete

Ausgesprochen «Dumagetii» – Eine Hafenstadt als Zwischenstopp. Ziel war Dauin, ein Dorf einige Kilometer weiter der KĂŒste entlang. Eine Philippina verkaufte mir Dumaguete als interessante Stadt mit schönen WasserfĂ€llen in der Umgebung. Auch befanden sich zwei Backpackerinnen, welche ich in Moalboal kennenlernte, in Dumaguete. Ich gab der Stadt eine Chance.

Mein Kaffeepulver war fast aufgebraucht und eine neue ZahnbĂŒrste konnte auch nicht schaden. Auf der Suche nach einem Migros, bekam ich die Dumaguete-Vibes zu spĂŒren. Hier einige nette Graffitis, da ein alter Wachturm gefolgt von BĂ€ckereien und ĂŒbertrieben viele gepanzerte Geldtransporter. Nett hier, dachte ich mir. Ich fand das Migros, welches dekorativ bereits mit WeihnachtsmĂ€nner und geschmĂŒckten BĂ€umen ausgestattet war und tĂ€tigte meine EinkĂ€ufe.

Ich flanierte an der Strandpromenade zurĂŒck zu meinem Hostel. Am Folgetag plante ich zwei WasserfĂ€lle zu besichtigen. Folglich buchte ich mir ein Roller fĂŒr den kommenden Tag. Zum Abendessen verabredete ich mich mit den beiden MĂ€dels beim Inder, wonach sich unsere Wege dann definitiv trennten. Vor Mitternacht im Hostel zurĂŒck, stellte ich mir fĂŒr den nĂ€chsten Morgen einen Wecker. Friedlich verdaute ich die EindrĂŒcke vom Tag und schlief entspannt zum brummen des Ventilators ein.

Casaroro & Pulangbato Waterfalls

Die einheimischen Hostelbesitzer in Moalboal machten mich auf die WasserfĂ€lle in der NĂ€he von Dumaguete aufmerksam. Ich hatte die Standorte in der MapsMe-App gespeichert. Die Fahrt mit dem Roller dorthin war einfach und die Strassen in einem guten Zustand. Beim Casaroro Waterfall war ich fĂŒr eine lange Zeit der einzige Mensch. Zeit fĂŒr ein Paar gute Selfies mit Wasserfall im Hintergrund. Der RĂŒckweg durch den Dschungel meisterte ich mit Flipflops, welche erste Abnutzungserscheinungen aufzeigten. Dachte ich doch, dass die 1.50 SFr. fĂŒr diese schicken Flipflops eine gute Investition gewesen seien.

Es folgten die Pulangbato Waterfalls. Ein grosser Parkplatz, schöne Beschilderungen und ein offizieller Schalter mit Personal. Ja, das hier war wieder fĂŒr Touristen gebaut. Doch erstaunlich Wenige waren zu sehen. Ich kletterte zum Red Rock runter, hopste auf dem RĂŒckweg ĂŒber die HĂ€ngebrĂŒcke, badete meine Beine kurz im Wasser und machte mich nach einigen SchnappschĂŒssen bereits auf den RĂŒckweg. Dumaguete war ein fairer Stopp, den ich jedem Empfehlen kann. ZurĂŒck im Hostel retournierte ich den Roller, buchte die Unterkunft fĂŒr den nĂ€chsten Tag, aktualisierte meine Ausgaben in meiner Reise-App und las in meinem Buch bis mir die Augen zufielen.

Dauin

In den Philippinen wollte ich unbedingt tauchen. Einer der Hotspots dafĂŒr war Dauin. Die Gegend um Apo Island war bekannt fĂŒr die Macrowelt der Fische und die farbigen Korallenriffe. Im neuen Hostel angelangt freundete ich mich mit sowohl mit Caro, eine taucherfahrene Französin, als auch mit Romain, einem Schweizer aus der Romandie, an.
Romain erzĂ€hlte mir von seinem Tauchvorhaben. Zusammen erkundeten wir uns bei den umliegenden Tauchschulen und entschlossen uns ziemlich rasch fĂŒr den besten Deal.

Apo Island

Am darauffolgenden Tag bestritten wir die drei gebuchten TauchgĂ€nge. Die Crew war bestens gelaunt und der Spot war phĂ€nomenal. Zu diesem Zeitpunkt hatte das GehĂ€use meiner GoPro Kamera einen Defekt, sodass ich von den TauchgĂ€ngen keine Fotos machen konnte. Nach jedem Tauchgang bereitete die Crew unsere AusrĂŒstung vor, sodass wir uns um nichts kĂŒmmern mussten. Der Service war perfekt.

Mein Tauchbuddy war eine junge NiederlĂ€nderin, die nur bis auf 12m tiefe Tauchen durfte. Auch hatte sie gerade erst ihr Open-Water Brevet absolviert und hat mich wissen lassen, dass sie mit dem Druckausgleich öfters Schwierigkeiten hat. FĂŒr das Abtauchen nahmen wir uns also etwas lĂ€nger Zeit und unser Instruktor war froh, dass ich mich um meinen Buddy kĂŒmmerte. In unserer Gruppe war auch der grosse Mirko, ein polnischer Halb-Russe. Mirko bekam einen extra grossen Tank mit einigen Bars zusĂ€tzlich, da er unter Wasser atmete wie ein Triathlet nach einem Ironman. Alles in allem aber ein toller Tag ohne Probleme.

Caro und das Freediving

ZurĂŒck im Hostel gesellten wir uns zu den anderen Touristen. Dort sassen nun nebst uns beiden Schweizern auch noch Caro, eine Philippina und ihr englischer Freund. Mir war bereits am Vorabend aufgefallen, dass Caro mit ihren eigenen, langen Flossen reiste. Es waren Freediver-Flossen. Ich fragte Caro was sie den so ĂŒber das Freediving weiss. Caro guckte mich an und blĂŒhte richtig auf.

Sie hatte auf Siquijor, eine Nachbarsinsel, ihr Freediving-Brevet absolviert. Sie schwĂ€rmte von der Tiefe, der Stille und der UnabhĂ€ngigkeit. «15m deep or more you will be able to dive – no tank on your back, just you, and the ocean». OK, dachte ich mir, 15m ohne Sauerstoff, ohne Ersatzschlauch und mit einem Bleigurt um meine HĂŒfte. Und wie funktioniert das mit dem Druckausgleich? Und wie zum Teufel tauche ich ĂŒber 15m runter und wieder rauf mit bloss einem Atemzug. Was passiert, wenn ich bewusstlos werde und und und – viele Fragen. Caro musste lachen. “Go to Siquijor and make sure you stay around San Juan – the best place on the Island anyhow. Go to the Diving Dive Shop and ask for Luca”. Das Freediving-Fieber steckte auch Romain an und so planten wir beide den Trip nach Siquijor – wo uns eines der unbeschreiblichsten Erfahrungen ĂŒberhaupt erwarten sollte.

Hahnenkampf im Cockpit

Nach einem geselligen letzten Abend, besuchten ich und Romain am nĂ€chsten Tag eine Hahnenkampf-Arena. Es war Tournier-Tag und unsere Hostelbesitzer erklĂ€rten uns, wo sich das Cockpit, die Arena, befand. Ich wusste nicht was mich erwarten wĂŒrde. Wir dachten, dass da vermutlich HĂ€hne aufeinander losgingen, bis einer als Sieger erklĂ€rt wĂŒrde.

Ich und Romain zahlten den Eintritt, setzten uns auf die TribĂŒne, um kurze Zeit spĂ€ter den Kampf zweier HĂ€hne um Leben und Tod zuzusehen. Barbarisch. Was hatte wir uns bloss dabei gedacht. Eben nicht viel. Die HĂ€hne hatten Messerscharfe klingen an ihre FĂŒsse gebunden und stachen nach dem Gong bis zum bitteren Ende wild aufeinander ein. Der Kampf dauerte etwa 20 Sekunden lang. «That is some sick shit! damn man». Uns war unwohl. FĂŒr uns unverstĂ€ndlich, fĂŒr die Philippinos eine SonntagsbeschĂ€ftigung. NatĂŒrlich konnte man auf die HĂ€hne Geld setzen, das war der Grund, warum sich alle in der Arena versammelten. Ein Einheimischer erklĂ€rte es mir dann so. Gewinnen wĂŒrden eigentlich beide Teilnehmer. Der Besitzer mit dem Gewinner-Hahn, kriegt Geld, der Verlierer kann mit dem Hahn seine Familien 2 Tage ernĂ€hren – win win hombre, win win.

Siquijor, wir sind auf dem Weg!

Es wurde Zeit weiterzureisen. Dementsprechend eilten Romain und ich nach dem Hahnenkampf zurĂŒck zum Hostel, buckelten unsere Backpacks und liefen zur Hauptstrasse. Einen Busfahrplan gibt es nicht. Der nĂ€chste Bus, der zwei Reisende samt Rucksack fĂŒr wenig Geld aufladen will, liess etwas auf sich warten. Ein junger Jeepney-Fahrer mit einem strahlenden Grinsen im Gesicht hielt an. «Come on Guappos, we late». Jaja, da mussten sogar die Einheimischen lachen. Wie gesagt, einen Fahrplan, welcher eingehalten werden musste, gab es nicht. «To the harbor in Dumaguete, please» sagten wir. NĂ€chste Destination war Siquijor und ich konnte es kaum erwarten diesen Luca und das Freediving kennenzulernen.

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