LET’S GO!
29. Oktober 2018
KYOTO, HIROSHIMA, OSAKA
14. November 2018
LET’S GO!
29. Oktober 2018
KYOTO, HIROSHIMA, OSAKA
14. November 2018

TOKYO, SHIMOYOSHIDA, TAKAYAMA

Konichiwa!

Nachdem Abheben in Genf kam ein wohltuendes, warmes Gefühl in mir auf. Es war anders als ich es erwartete. Angst hatte ich keine, vielmehr das Gefühl, wie wenn man bei der Achterbahn nach langem Warten endlich in der ersten Reihe der Bahn einsteigen kann und dabei gleich zweimal fahren darf. Ja, etwa so fühlte es sich an.

Nach einem 16 Stunden Flug von Genf über Dubai nach Tokio, haben wir es nun endlich ins Land der aufgehenden Sonne geschafft. Nachdem wir problemlos die Einreisekontrollen passierten, machten wir uns mit dem japanischen U-Bahn System vertraut. Wir besassen einen Japan Railpass, eine Art GA, welches uns 14 Tage kostenlose Fahrt auf dem japanischen Hauptbahnnetz JR gewährte. Das Bahnsystem der Japaner ist unvergleichbar mit allem was ich bis anhin erlebt hatte. Es ist effizient, logisch und doch sehr simpel gehalten. Alle Japaner halten sich an die allgemeingültigen Regeln. Die wichtigsten Regeln wären: Gegangen wird überall auf der linken Seite, in der U-Bahn wird nicht gesprochen, du sollst wo immer möglich aufschliessen, aufs Smartphone wird permanent gestarrt bzw. darauf gespielt, Lächeln ist ok aber bitte leise und auf keinen Fall sollst du niesen oder dir die Nase putzen. Voila das 1×1 des U-Bahnfahren wahr verstanden.

Tokio

Unser erstes Hostel in Tokyo hatten wir schnell gefunden. Nachdem wir uns das erstes Ramen, eine japanische Nudelsuppe mit Schweinefleisch bedeckt, gönnten, war schlafen angesagt. In Tokio paukten wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in den wenigen Tagen die wir hatten durch.

Gleich am ersten Tag besuchten wir ein Sumo-Restaurant. Wir erhielten eine Erklärung zur Geschichte und zum Sport direkt von ehemaligen Sumo-Kämpfern. Danach genossen wir ein traditionelles Sumo-Essen. Gestärkt und gut gelaunt besuchten wir den SkyTree, ein Turm mit Überblick über Tokio. Ja, Tokio ist riesig.

Während den Tagen in Tokio besuchten wir gewollt oder per Zufall unzählige Pagoden, Tempeln und Tori-Gates. Japaner verfügen über unzählige Parks, welche eine angenehme Abwechslung zum Stadtleben bieten.

Auf meiner Bucketlist war die Überquerung der Shibuya-Kreuzung ganz weit oben. Der Tag war also gekommen, an dem wir uns ins Shibuya-Viertel aufmachten. Mit einem breiten Grinsen in Shibuya angekommen, ging es mit grossen Schritten raus aus der U-Bahnstation voller Vorfreude schnurgerade in die falsche Richtung. Julia, die über einen exzellenten Orientierungssinn verfügt, musste meine eingeschlagene Richtung anpassen und lotste uns nun ohne Umweg zum Hotspot- Und da war sie, die weltbekannte Shibuya-Kreuzung. Zu meinem Erstaunen war sie kleiner als erwartet, egal. Links eingereiht schauten wir gespannten auf den Countdown der Fussgängerampel, guckten uns ein letztes Mal um bevor es endlich soweit war – Oli lief am 10. Oktober 2018 um 10:46 erstmals– (gefolgt von gefühlten 47 weiteren) Mal über die Shibuya-Kreuzung – CHECKED! Durch Zufall entdeckten wir danach einen Aussichtspunkt mit freier Sicht auf die Shibuya-Kreuzung, bei den keine anderen Touristen waren. Also rauf auf das Rooftop um auch von oben nochmals ein Shot der Kreuzung zu schiessen, bevor wir das Viertel erkundeten. Shibuya ist mit nichts vergleichbar und lebt gefühlt 10 Jahren in der Zukunft. Spielautomaten, Smartphones und Zeichentrickfiguren prägten das Viertel.

Auch die Toiletten in Japan sind anders als erwartet – nämlich HighTech! Der WC-Ring ist vorbeheizt, der Deckel öffnet sich oft von selbst und zu jedem Topf gibt es eine Fernbedienung. Die Funktionen, welche mit der Fernbedienung auszuwählen sind, lassen Toiletten-Papier überflüssig werden – ich denke das bringt es auf den Punkt. Nicht selten ist auch Musik und das passende Licht eingebaut, sodass ein Geschäft auf dem Tron zu einem kleinen Abenteuer wird.

Sich in der Stadt zu bewegen und Kreuzungen zu überqueren ist speziell – es ist ruhig! Und dabei spreche ich von der Weltmetropole Tokio! Auf der Strasse wir nicht laut gesprochen, alle die nicht uns anstarren, starren auf die Smartphones. Die Fahrräder sind meist E-Bikes und weit über die Hälfte der Autos und Busse haben einen Elektroantrieb. Ich würde fast wetten, dass das Hupen mit einer Busse bestraft würde.

Da wir uns in Japan befanden war Sushi ein weiterer Punkt auf meiner To-Do-Liste. Es gab entweder das klassische Sushi Restaurant, beidem die einzelnen Nigiri oder Sashimi bestellt werden konnten oder das Sushi-Belt-Restaurant, auch bekannt als Rollband-Sushi. Wir besuchten beides. Zuerst ein Restaurant in Akihabara und einige Tage später ein Sushi-Belt. Das Restaurant war mit dem Rollband-Sushi nicht zu vergleichen und für mich tatsächlich ein Highlight. Für umgerechnet CHF 15.—pro Person genossen wir also unser Mittagessen. Es war interessant zu erfahren, dass Japaner grundsätzlich erwarten, dass westliche Touristen mit Stäbchen nicht viel anfangen können, schon gar nicht Sushi oder Reis essen. Einige Tage später setzten wir uns also in diesem Sushi-Belt-Restaurant in Tokio neben eine Mutter – ich nenne Sie Marymoto – die mit ihrem Sohn namens Goku dort war. Wir bemerkten, dass wir offensichtlich von Marymoto und Goku belächelt wurden. Für uns nichts Neues. Da wir der Kunst der Essstäbchen mächtig waren, liess ich keine Zeit verstreichen Marymoto und Goku eines Besseren zu belehren. Ich schnappte mir das erste Lachs-Nigiri ab dem Band, platzierte wie es sich gehört zwei Tropfen Sojasauce auf den Fisch, klemmte ohne zu zucken das Prachtstück zwischen die Spitzen meiner Essstäbchen, führte den delikaten Happen mit einer beachtlichen Leichtigkeit zu meinen Mund und verzerrte es genüsslich. Ich doppelte gleich nach, Griff mit einer dafür vorgesehenen Zange in die Box voller Ingwer-Streifen lud mir eine beachtenswerte Portion auf meinen Teller. Sofort zuckte ich filigran ein Stück Ingwer aus meinem Vorratshaufen raus und schwupp war auch dieser Streifen weg. Zu keinem Zeitpunkt war auch nur der Hauch von Unsicherheit präsent. Ja Marymoto, an deiner Stelle hätte ich mir auch ein grosser Schluck vom kostenlosen Grüntee gegönnt. Auch der Unterkiefer von Goku muss in diesem Moment ausgerenkt oder 35kg gewogen haben, zumindest anhand des offenen Mundes zu beurteilen. Wir tauschten ein höfliches Nicken aus und fuhren mit dem Verzehr weiterer Sushi-Köstlichkeiten fort.

Mt. Fuji

Wir wussten, dass wir den Mount Fuji besuchen wollte, waren uns aber unschlüssig wie oder von wo. Da wir uns Berge von der Schweiz her gewohnt waren, hätte es keinen Sinn gemacht, einen Hike zu starten. Wir entschieden uns darum einen schönen Aussichtspunkt mit möglichst freiem Blick auf den Fuji zu suchen. Wir entschieden uns für Shimoyoshida, welches gefühlte 2 Zugstunden von Tokio entfernt ist. Es ist ein bekannter Spot und entsprechend touristisch. Grundsätzlich hüllt sich der Fuji im Oktober in Nebel. Freie Sicht auf den Berg ist zu dieser Zeit eher eine Ausnahme. Wir hatten Glück. In Shimoyoshida angekommen, liefen wir zur Aussichtsplattform hoch – welche sich direkt neben einer Pagode befinden – und hatten komplett freie und klare Sicht auf den mächtigen Berg. Der Anblick eines Berges war uns nicht fremd. Aber der Fuji ist speziell, da er keiner Kette angehört und praktisch bis ins Tal ausläuft. Die obligaten Fotos waren geschossen und nach einiger Zeit im Wald um die Pagode, machten wir uns auch bereits wieder auf den Rückweg. Diese Anreise und Rückreise war in unserem Japan Railpass inkludiert, sodass wir keine Transportkosten für diesen Tagesausflug aufwenden mussten, fair.

Takayama

Nach einigen sehr ereignisreichen und anstrengenden Tagen in Tokio, gönnten wir uns zwei Tage Ruhe in Takayama. Takayama ist eher in Dorf als eine Stadt und befindet sich an einem kleinen Fluss und umgeben von Hügeln fernab von der menschenüberfluteten Metropole. Wir übernachteten in einem Guesthouse. Ein Haus, indem der Besitzer und dessen Frau und Kind ebenfalls wohnten, jedoch abgekoppelt von den Schlafräumlichkeiten der Gäste. Das Haus war warm, kuschelig und heimelig. Die Besitzer waren überaus herzlich und gesprächig. Der Mann war ein Marathonläufer, was auch an den Fotos und Startnummern, welche die Esszimmerwände tapezierten, zu erkennen war. Die Frau sprach ein sehr gutes Englisch und zeigte uns auf der Mappe die schönsten Plätze im Dorf. Wir fühlten uns Pudelwohl. Wir erkundeten das Dorf, liefen den uns empfohlenen Rundgang ab, besuchten den Markt und saugten die wohltuende Atmosphäre wie ein Schwamm auf. Der nächste Halt war Kyoto, das Hostel war bereits gebucht, die Zugtickets in unserem Besitz und die Backpacks gepackt. Auf geht’s nach Kyoto!

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