Siem Reap
Ich war also zurĂŒck in Kambodscha, das Land, welches fĂŒr mich vor kurzer Zeit noch Heimat war. Ich hatte noch ein gĂŒltiges Visum und wollte in Siem Reap die Angkor Tempel sowie die Killing Fields und das GefĂ€ngnis S21 in Phnom Penh besichtigen. Mein einfaches Vorhaben war begleitet von einem medizinischen Mini-Notfall, einem wohlverdienten Tourniersieg und einem â ich nenne es mal Akzent-Gate. Diesmal habe ich keine Verluste zu beklagen, ausser der beiden T-Shirts, die ich bewusst in Phnom Penh gelassen habe.
Die Anfahrt
Nach einer angenehmen Busfahrt von Don Det erreichten wir die Landesgrenze zu Kambodscha um etwa 10:00 Uhr. Ich musste keinen Visa-Antrag stellen und konnte nach dem AusfĂŒllen des Einreiseformulars gleich mein Stempel abholen. Bei meinen bestehenden vier kambodschanischen Visen, wovon nur noch einer gĂŒltig war, musste auch der Grenzbeamte lachen. Die Uniform des Beamten war mit Auszeichnungen zugekleistert. Musste wohl ein wichtiger Beamter sein. Mit einem LĂ€cheln im Gesicht platzierte er den Stempel auf der nĂ€chstmöglichen Seite und hĂ€ndigte mir meinen Reisepass mit einem Welcome back to Cambodia, aus. Es ging bald weiter und wir erreichten Siem Reap pĂŒnktlich um 17:00. Es folgte die Checkin-Standartprozedur. Die Bleibe war diesmal wieder ein Partyhostel und versprach viele guten Momente. Ich verbrachte drei NĂ€chte in diesem Hostel und weitere zwei NĂ€chte in einem entspannten Hostel um die Ecke.
Gelassenheit
Zu meinem eigenen erstaunen musste ich feststellen, wie entspannt ich mittlerweile Reise. Es ist mir immer noch wichtig meinen Bus oder Zug zu erwischen. Auch will ich mein GepĂ€ck am Zielort noch haben. WĂ€re dies aber mal nicht der Fall, halb so wild. Ich versuche immer mein Möglichstes aber mittlerweile mit einer entsprechenden Gelassenheit. Das Reisen fĂŒhlt sich so viel entspannter an. Worauf ich weiterhin mit Argus Auge achte sind Reisepass, iPhone und Kreditkarte. Diese drei essenziellen Dinge bringen dich praktisch ĂŒberall hin.
Mein erstes Mal Snooker
Einige Briten und Iren luden mich zu einer Partie Snooker ein. Ich hatte davor zwar Billard aber noch nie Snooker gespielt. Die anderen jeweils so 15 Mal. Ich kannte die Regeln und ahnte wie schwierig Snooker sein muss. Zudem waren mir Snookergrössen wie Ronnie OâSullivan bekannt. Unsere Partie dauerte 45 Minuten. Am Anfang hatte ich MĂŒhe mich an den schnellen und grossen Tisch zu gewöhnen. Zudem diese kleinen BĂ€lle und noch kleineren Taschen. Die Halle sah genauso aus, wie in den Filmen. Ein grosser Raum, niedrige Decke und alles sehr dunkel. Bis auf die Tische, die waren gut beleuchtet. Der frische Duft und die Klimaanlage erinnerten mich irgendwie an Las Vegas. Wir waren alle mehr oder weniger gleich gut, ich tendenziell im hinteren Drittel, verstĂ€ndlich. Gegen Ende der Partie blĂŒhte ich dann auf und versank die letzten drei BĂ€lle hintereinander. Der Sieg war unser. Mit dem hĂ€tte niemand gerechnet weshalb ich den Sieg mit einem Eintrag in diesem Reiseblog ehre. Darauf gab es, wie bei den Briten und Iren ĂŒblich, ein kĂŒhles Bier. Prost.
Kopfhörer
Nach der Partie Snooker war es dann an der Zeit mich um neue Kopfhörer zu bemĂŒhen. Zwei Tage ohne Kopfhörer waren lange genug. Ich ging in den nĂ€chsten Smartphone-Shop, welcher alles erdenkliche Rund um das Smartphone hatte. Die angebotenen Kopfhörer waren top. Zusammen mit dem benötigten iPhone-Adapter handelte ich einen Preis von 6USD aus. FĂŒr mich OK.
Die Tempelanlage von Angkor
Wie immer konnte man die Tempel von Angkor mit einer gefĂŒhrten Tour oder im Alleingang besuchen und auch hier war fĂŒr mich die gefĂŒhrte Tour keine Option. Ich schloss mich einer Gruppe von drei anderen Backpackern an und so charterten wir ein Tuk-tuk fĂŒr den darauffolgenden Tag. Abfahrt 04:30. Wir wollten unbedingt den Sonnenaufgang ĂŒber dem Haupttempel Angkor Wat erleben. Knapp vor 15:00 Uhr hatten wir dann auch die wichtigsten und grössten Tempel ausgiebig erkundet. Nach knapp 11 Stunden auskundschaften ist man mĂŒde. Das Wetter blieb glĂŒcklicherweise stabil und hielt unsere Laune auf einem andauernden Hoch. Die EindrĂŒcke waren unglaublich. Diese Tempel waren mit all den anderen Tempeln, die ich bisher besucht hatte, nicht zu vergleichen. Meine Erwartungen wurden ĂŒbertroffen.
ZurĂŒck im Hostel war fĂŒr unseren Fahrer dann Zahltag. Die anderen jungen und etwas unerfahrenen Reisenden, welche eher der Sorte Hotel- und nicht HostelgĂ€sten angehören, haben am Vortag dem ersten Preis des Tuktuk-Fahrers zugestimmt. Klassischer AnfĂ€ngerfehler. Da konnte auch ich mit meinem akzeptablen Khmer und einem LĂ€cheln nichts mehr Ă€ndern. Der Preis war ausgemacht und daran wird auch nichts mehr geĂ€ndert â ungeschriebenes Gesetz.
Beerpong
Im Hostel war Beerpong-Night. Beerpong war ein Duellspiel. Jedes Zweierteam hatte jeweils an seinem Ende des Tisches sechs bzw. neun Becher vor sich, welche etwas Bier beinhalteten. Zwei Pingpong-BĂ€lle waren das Hauptspielmittel. Diese BĂ€lle versuchte man in die gegnerischen Becher zu befördern, womit man diesen Becher eliminiert. Ich hatte davor bereits einige Male Beerpong gespielt, aber in einem Partyhostel ist das Niveau meistens hoch. Ich bildete ein Team mit Kieran, einem Iren. Mit Kieran gewann ich bereits die Partie Snooker â gute Voraussetzungen. Kieran und ich kannten uns bereits von Vang Vieng, Laos und trafen uns auf Don Det wieder. Iren und Trinkspiele gehören zusammen wie Schoggi und ZĂŒpfe. Ich und Kieran waren ein unschlagbares Team. Wir gewannen gegen alle drei Gegner im KO-Verfahren und holten uns den Sieg in einem spektakulĂ€ren Endspiel. Der Siegerpreis war eine Quad-Tour fĂŒr in drei Tagen. UnglĂŒcklicherweise reiste Kieran am nĂ€chsten Tag ab und ich am Tourtag. GeĂ€ndert werden konnten natĂŒrlich nichts, egal. Next time!
Medikit im Einsatz
Am Folgemorgen hiess es fĂŒr mich eigentlich Checkout um 11:00 und nach der Beerpong-Nacht und der Afterparty wollte ich eigentlich noch einige Stunden schlafen. Dank der folgenden Geschichte verringerte sich mein Schlaf um eine wertvolle Stunde.
Zwei Jungs kommen ins Zimmer, schreien meinen Bettnachbarn an und werfen ihm das ĂŒbelste Ăbel vor. Mein Bettnachbar war der 23-jĂ€hrige James. Ein quicklebendiger, sympathischer jedoch harmloser EnglĂ€nder. Ich wache auf und frage höflich ob man das nicht draussen klĂ€ren konnte. Schliesslich wollten hier alle nur schlafen. Dabei fiel mir auf das James sein halbes Gesicht BlutĂŒberströmt war. Ach du scheisse! Was nun?
Es war wieder einer dieser Momente in welcher man schlagartig nĂŒchtern und klar denken kann. Ich zerrte James aus dem Bett, bevor ich das Medikit aus meinem Backpack holte. Zusammen platzierten wir uns auf der Bank vor unserem Zimmer. Die anderen SchreihĂ€lse hatten sich unterdessen verzogen. James sagte mir, dass einige Zeit bevor wir nach Hause kamen, jemand ihn fĂŒr eine Tat beschuldigte, welche er wirklich niemals begangen haben kann. Danach kassierte er einige FĂ€uste ehe der SchlĂ€ger verschwand. James schaffte es gerade noch ins Bett und war danach weggetreten.
Mein Assistent
Ein Zimmergenossen kam um die Ecke. Ich rief sofort: You will assist me dude! Da kam keine Wiederrede. Wie viele Schweizer, genoss auch ich eine San-Ausbildung zur Vorbereitung meiner AutoprĂŒfung und eine Umfangreichere wĂ€hrend meines MilitĂ€rdienstes. Der andere Typ hatte keine Ahnung was er machen soll. Darum hielt er lediglich meine Lampe und das Desinfektionsspray. Why do you have a medikit, fragte mich mein Assistent verwundert. Ich schmunzelte. Where did you learn all this? Ok, jetzt hatte er eine Antwort verdient. Well, in the Army. And sometimes it was learning by doing. You never had that situation before? Didnât they teach you this in school or at uni? Ich weiss, fies von mir zu behaupten er wĂŒrde studieren, aber so war es tatsĂ€chlich. Er also: No, i would have call the ambulance like back home. Und wieder ein Schmunzeln von mir. Diese jungen Backpacker. Wo sind die praxisorientierten, hilfsbereiten und nĂŒtzlichen Backpacker, wo?
Der Eingriff
Egal, zurĂŒck zu unserem Patienten James. Er hatte einen 1cm langen Schnitt oberhalb des rechten Auges. Etwas anderes war nicht sichtbar. Ich desinfizierte meine HĂ€nde, reinigte seine Wunde grĂŒndlich und klebte den Schnitt mit einem Streifen zusammen. Ich hatte noch einige dieser 3M-Klebstreifen ĂŒbrig aus der Zeit, als ich mir in den Daumen geschnitten hatte und eben genau jene zum Einsatz kamen. Genial und solid die Dinger. Ich sagte James, dass er sich ausruhen aber kein blutverdĂŒnnendes Aspirin einnehmen soll. Falls es schmerzt, einfach 500mg Panadol einnehmen. Morgen mĂŒsse er einen Freund oder jemand von der Reception kontaktieren und zur Kontrolle in ein Spital fahren. Falls es Stiche brĂ€uchte, dann wĂ€re es halt so. Ich hatte mein bestmögliches getan, was auch fĂŒr die paar Stunden halten wĂŒrde. Am nĂ€chsten Morgen war kein Blut sichtbar und James im Tiefschlaf. Ich wĂŒnschte ihm eine rasche Genesung und machte mich auf den Weg.
Phnom Penh
Fahrtkosten
Das KostenverhĂ€ltnis ist manchmal witzig. Eine achtstĂŒndige Busfahrt von Siem Reap nach Phnom Penh kostet etwa 10USD. Ein fairer Preis. Doch wenn du in Phnom Penh aussteigst, wollen dich die Taxis und Tuktuks fĂŒr etwa 6-8USD in dein 5 Minuten entferntes Hostel bringen. Irgendwie geht das fĂŒr mich nicht auf. Ich fĂŒr meinen Teil nutzte natĂŒrlich den Grab-Dienst und ergattere mir mein Tuktuk fĂŒr 1.25USD fĂŒr meine acht minĂŒtige Fahrt. 1.25USD zahlte ich gerne, anstatt die 3.4km im Regen zum Hostel zu laufen.
Geldbörse
Vom Rollertaxi aus sieht man das Leben wörtlich aus der Perspektive eines Lokals. WÀhrend der Fahrt fiel mir bereits wieder auf, wie sehr das Leben auf der Strasse stattfindet. So bemerkte ich zum ersten Mal, wie sehr die Einheimischen vor sich hinsingen. Viele davon sogar ganz passabel. WÀhrend dem Zahlen sah ich wieder diese Bauchtasche voller Geld. Tuktuk-Fahrer haben ihre gesamte Kasse in einer UmhÀnge- oder Bauchtasche. Oftmals eine ordentliche Stange Geld.
Ich wĂŒrde niemals mit einer Bauchtasche voller Geld rumlaufen, ich bin aber auch kein Tuktuk-Fahrer. Ich besitze kein Geldbeutel, sondern trage die gefalteten Noten in meiner vorderen Hosentasche. Die Kreditkarte in der HĂŒlle meines iPhones. Eine Geldbörse brauche ich nicht. Ein Geldbeutel ist an den gedehnten Hosentaschen zu erkennen und erregt Aufmerksamkeit. Das kann bei mir weniger passieren. Ja auch ein Smartphone in der Hosentasche ist sichtbar, jedoch besitzt in SĂŒdostasien wirklich jeder ein Smartphone. Zudem gilt immer noch Cash is King und bares Geld hat hier einen hohen Stellenwert.
Hitze steigt
Jeder weiss, dass warme Luft tendenziell nach oben steigt â Schulstoff aus der 4. Klasse Natur Mensch Mitwelt (NMM) 2. Lektion â vermutlich. Im Hostel in Phnom Penh habe ich ein gĂŒnstiges, dennoch gutes Hostel gebucht fĂŒr 4USD die Nacht. Handtuch und ein Willkommens-Bier waren inkludiert. Die Bewertungen waren hervorragend. Zudem war die Lage top. Das einzige was mir auf den Fotos auffiel war die Anordnung der Betten.
Die Betten
Es handelten sich um Kapseln. Kapseln bieten eine gewisse PrivatsphĂ€re. Ungeachtet dessen waren eben drei mal vier solcher Kapseln als Block zusammengezimmert. Ich dachte mir, dass ich nun zweimal hintereinander das bessere, untere Bett eines KajĂŒtenbettes hatte. Diese unteren Betten sind beliebter. Einerseits kann man seine Wasserflaschen oder andere Sachen neben dem Bett auf den Boden legen, andererseits fĂ€llt man nicht tief, wenn man aus dem Bett rollen wĂŒrde. Ja, alles schon passiert. Ich hatte mich mental bereits auf eines der beiden oberen Betten eingestellt, was an sich nur fair war. Ich dachte mir aber auch, selbst wenn ich eines der oberen Betten haben wĂŒrde, wĂ€re da immer noch die Klimaanlage, die mir kĂŒhle Luft in meine Kapsel pusten wĂŒrde.
Die kleinen Dinge
Nach dem Checkin wurde mir mein Bett zugewiesen. Im obersten Stock des Hostels bekam ich das Bett in der obersten, hintersten Reihe. War ja klar. Nun zur Klimaanlage. Diese befand direkt bei meinen FĂŒssen und pustet die angenehm kĂŒhle Luft genau an meiner Kapsel vorbei â einfach perfekt! Mir kamen die Erinnerungen der 33 stĂŒndigen Busfahrt hoch â als ich ebenfalls den heissesten Platz ergatterte und dabei die Klimaanlage ausstieg. Zusammenfassung: heisseste Kabine kombiniert mit der geringsten KĂŒhlung ergibt: gute Stimmung! Die kleinen tĂ€glichen Probleme eines Backpackers.
Killing Fields und Prison S21
In Phnom Penh wollte ich die Killing Fields und das GefĂ€ngnis S21 besuchen. Ich packte die beiden geschichtstrĂ€chtigen SehenswĂŒrdigkeiten in einen Tag. Ich wusste es wĂŒrde ein trauriger jedoch eindrucksvoller Tag werden und so war es auch. Die Geschichten und Bilder welche dort zu sehen, lesen und hören waren, gaben Grund zum Nachdenken. Einfach schrecklich. Man sah die Fassungslosigkeit auch den anderen Touristen an. Man sollte hoffen, dass nach dem Genozid wĂ€hrend des zweiten Weltkriegs die Menschheit etwas gelernt hĂ€tte, leider nein. Eines der schrecklichsten Beispiele unseres Scheiterns findet man leider in der jĂŒngsten kambodschanischen Geschichte.
Spicy
Zeit fĂŒr ein Themenwechsel. Nach einem dreiviertel Jahr in Asien, habe ich meine SchĂ€rfe-Toleranz beim Essen den Einheimischen angepasst. Ich wĂŒrde nicht behaupten, dass ich ĂŒbertrieben scharf Essen kann. Dennoch kann ich in einem lokalen Restaurant ein Gericht bestellen und bei der Frage «spicy?» unbekĂŒmmert mit «yes please» antworten. Solange ich meinen Geschmacksinn nicht verliere und nur das angenehme kribbeln auf den Lippen spĂŒre, hat es fĂŒr mich genau die richtige SchĂ€rfe.
Der Akzent-Gate
Ich hatte kĂŒrzlich eine Begegnung mit, ich nenne Sie mal Ingrid. Ingrid hat es tatsĂ€chlich als erste Reisende geschafft, mich aus meiner entspannten Fassung zu bringen. Nicht dass ich jemals laut oder persönlich wurde, jedoch hat sie es geschafft, dass ich einen ganzen Abend lang mich nicht mit ihr unterhalten wollte. In einer Gruppe mit mehreren Reisende ist dies in der Regel nicht schwierig. Leider hatte Ingrid den notorischen Drang mir auf den Sack zu gehen.
Smalltalk Ingrid
Unser GesprÀch begann mit ihrer Frage: Are you from Australia or New Zealand. Mein englischer Akzent bewegt sich momentan zwischen Neutral und einem Hauch von Irisch, da ich den «R» einfach saumÀssig gerne wie die Iren ausspreche. Ihr Englisch-Akzent war so unverkennbar Deutsch wie er nur sein konnte. Getoppt wurde sie höchstens von dem französischen oder indischen Englischakzent. Weiter im Text. Nachdem ich geantwortet habe: well I have a Swiss passport and I grew up in Switzerland. But I am traveling for a while so home is where my backpack is. Halt der klassische Backpacker Smalltalk.
Ire Antwort darauf: Yes yes, i knew you where from Switzerland, your accent is strong. Genau, nachdem ich ihr gerade gesagte habe, dass ich Schweizer sein. Im Prinzip konnte es mir egal sein. Trotzdem, noch nie hatte ich jemand getroffen, der mir vorneweg sagen konnte, dass ich aus der Schweiz sei. Geschweige denn aufgrund meines Akzents! Mal hier und da mit Deutschland oder Holland verwechselt, oft mit Schweden oder Norwegen, aber nie Schweiz. Zumal sie eben noch gemeint hat ich komme aus Australien oder Neuseeland. Egal, meine Antwort darauf: Ich spreche bewusst nicht Deutsch mit dir, da es unhöflich gegenĂŒber den anderen wĂ€re. Sie war schockiert und frage: also wie weisst du, dass ich Deutsch spreche? Die Antwort wussten wir insgeheim beide und ich wollte eine Retourkutsche: «wegen deines Akzents» vermeiden.
Ingrid, so nicht
Nachdem sie also bereits nicht mein LieblingsgesprÀchspartner war, packte sie jedes erdenkliche Thema aus, dass uns Schweizern sowieso auf den Zeiger geht. Sag mal «ChuchichÀstli». Du musst unglaublich reich sein als Schweizer. Ich verstehe jedes Wort auf schweizerdeutsch und so weiter und so fort. Nach geschlagenen 45 Minuten war genug. Nach der Aussage Schweizerdeutsch ist keine Sprache, eure Sprache ist Hochdeutsch plus Schweizerdeutsch klingt sowieso komisch, hatte ich die Faxen dicke. Ich wechselte wortlos den Sitzplatz und den GesprÀchspartner.
Nachdem wir uns um Mitternacht auf die Piste begaben, fand sie immer wieder ZĂŒndstoff. Von wo nahm sie bloss diese Energie mir auf den Kecks zu gehen? Es folgten die Fragen: Wie viel verdient man in der Schweiz? Warum ist ZĂŒrich nicht die Hauptstadt? Ich war mal in Basel, kennst du diesen und jene von Basel? Warum sprechen nicht alle die gleiche Sprache? Ich dachte mir nur so: Ingrid, halt die Fresse! Nach einer Weile verstand sie vermutlich meine Abneigung. Gott sei Dank fand sie andere GesprĂ€chspartner in der Gruppe und selbes galt fĂŒr mich. Was fĂŒr ein Nervtöter.
Da Ingrid im selben Hostel wohnte, trifft man sich halt öfters. So auch am nĂ€chsten Tag. Ich schrieb tatsĂ€chlich gerade an diesem Abschnitt, als sie mich höflich auf Englisch fragte, wie der Abend gestern so lief. Ich schnackte kurz mit Ihr in der Hoffnung, dass sie mich bloss nicht fragen wĂŒrde, was ich da mache und ob sie den Blog auch verfolgen dĂŒrfe. Sie fragte nicht. Sie war auf dem Sprung und ich glĂŒcklich darĂŒber.
In letzter Zeit Ă€rgere ich mich zu viel ĂŒber andere Reisende, ich will versuchen mich in dieser Hinsicht zu bessern. Nichtsdestotrotz sind solche Geschichten die Nahrung fĂŒr meine Blogs.
Endspurt
Ich genoss meine letzten drei Abenden mit der groĂartigen Meute im Big Easy Hostel in Phnom Penh. Die Mitarbeiter und wir GĂ€ste waren allesamt auf einer WellenlĂ€nge weshalb auch die NĂ€chte feuchtfröhlich in frĂŒher Morgenstunden endeten. Ingrid begegnete ich glĂŒcklicherweise nicht mehr. Am letzten Abend liess ich es gemĂŒtlich angehen. Einerseits wollte ich meinen Flug am nĂ€chsten Tag nicht verpassen, andererseits hatte ich zu diesem Zeitpunkt etwas Fieber und einen unruhigen Magen. Könnte die Aufregung sein. NĂ€chster Halt war Jakarta Indonesien â endlich Indonesien! Eine Insel in der ich viel Hoffnung stecke. Ich packte ausnahmsweise bereits am Vorabend und ging vor Mitternacht ins Bett. Aufgeregt wie ein Hosenscheisser an seinem Geburtstag liess ich mich in die Federn fallen. Indonesien ich bin bereit fĂŒr neue Abenteuer.
4 Comments
HAPPY BIRTHDAY OJ










wherever you are: CELEBRATE
AND ENJOY !
Lots of love x
Thank you very much!
Dr Ingrid Teil isch top
alles guete no nachtrÀglech oli!
Hey Luke! Danke viu mau â ha e prĂ€chtigi Ziit ka!